Eishockey Wie ein Ex-Adler in den USA einen deutschen Brauch pflegt
Die Briten zelebrieren ihren Afternoon Tea noch extensiver als wir unsere gemütliche Kaffee- und Kuchen-Stunde. Aber der eine wie der andere Brauch ist zumindest im schnöden Arbeitsalltag unter der Woche doch eher verschwunden. Im fernen Seattle allerdings, an der US-Pazifikküste, hält ein ehemaliger Eishockey-Profi die deutsche Kultur von Kaffee und Kuchen begeistert am Leben.
Kaffee und Kuchen als Ritual
„Vor meiner Zeit in Deutschland habe ich kaum Kaffee getrunken“, berichtete Dave Tomlinson kürzlich dem Internetportal „nhl.com“. „Dann habe ich begriffen, wie schön und wichtig Kaffee und Kuchen ist, zusammenzusitzen und sich mit Freunden über die Themen des Tages zu unterhalten. Bis heute gibt es bei mir jeden Tag um 15.30 Uhr Kaffee und Kuchen. Das erinnert mich an meine Zeit in Deutschland, wo ich mich sehr willkommen gefühlt habe.“
Die Zeit in Deutschland, damit meint Tomlinson vor allem Mannheim. 1996 kam der Kanadier zu den Adlern, feierte als Ausnahmestürmer prompt den Titelhattrick in der goldenen Ära unter Trainer Lance Nethery und Manager Marcus Kuhl, verabschiedete sich erst 2002 nach zuvor noch einer deutschen Meisterschaft aus Mannheim. 2006 beendete der als Spieler eher stille Star in der Schweiz seine aktive Laufbahn.
Inzwischen ist Tomlinson eine bekannte Stimme des Eishockeys in Nordamerika geworden. Heute arbeitet der 53-Jährige als Experte für das Radio der Seattle Kraken aus der National Hockey League (NHL), das Team des deutschen Torhüters Philipp Grubauer. Die Spiele der Adler verfolge er weiter „gezielt über das Internet“, verrät Tomlinson. Dass er aber das kommende Spiel seines Ex-Klubs am Sonntag (15.15 Uhr) beim ERC Ingolstadt wohl nicht live schauen wird, liegt weniger an der ihm heiligen Kaffe-und-Kuchen-Zeit bei uns, als vielmehr daran, dass es dann bei ihm in Seattle erst kurz vor halb 7 ist ...