Sport Schmettern unterm Glockenturm

TBO gegen TBO unterm Glockenturm: Niklas Jugel (links) gegen Tobias Hill.
TBO gegen TBO unterm Glockenturm: Niklas Jugel (links) gegen Tobias Hill.

Auf Regen folgt immer auch Sonnenschein: Nach dem regenschwangeren Auftakttag auf dem Maifeld haben die Faustball-Mannschaften, die beim Turnfest traditionell ihren Pokalwettkampf austragen, einen warmen Traumtag erwischt. Der hat ihnen gut getan.

Das Maifeld hinterm Olympiastadion. 112.000 Quadratmeter. Geschichtsträchtig. Ob das die vielen Jugendlichen, die von Sonntag bis Freitag auf den 21 Spielfeldern antreten, wissen? 1936 fertiggestellt, war das Maifeld für die Nationalsozialisten als Platz für die Mai-Aufmärsche auserkoren. 250.000 Menschen fanden Platz, die Tribünen im Halbrund fassten noch mal über 50.000 Zuschauer. Davon sind die Faustballer ganz weit weg, von den erschlagenden Zahlen, aber auch von propagandistischen Zielen. Zum Glück. 1937 hatte Mussolini seinen großen Auftritt genommen, hatten Hitler und Goebbels in die Mikrofone gebrüllt. Geschichte, grausame Geschichte. Krasser Schnitt. In diesen Tagen, 80 Jahre danach, hat der Ludwigshafener Günter Lutz die gesamte Wettkampfleitung über die Turniere aller Altersklassen bei Frauen und Männern. Aus der Pfalz dabei: die Männer 45+ des TuS Oggersheim, die drei Teams der TB Oppau, die Mannschaften des TV Hatzenbühl (zwei Siege in der Vorrunde) und TSV Ludwigshafen (ein Sieg) sowie Jungs und Mädels der TSG Tiefenthal, die auch ein Mixed-Team stellen. Turnierleiter Lutz, der seit vielen Jahren schon diese exponierte Stellung hält, ruft exakt um elf Uhr unterm Glockenturm, natürlich pfälzisch angehaucht, den Beginn des zweiten Wettkampftages auf. „Organisiert euch den Spielbeginn selbst“, ruft er. „Viel Erfolg bei euren Spielen.“ Will heißen: Der Spielleiter an jedem Feld sagt „los“. Auf Feld 15 spielen in der AK 15-18 die beiden Oppauer Mannschaften gegeneinander. Ausgerechnet. Der Spielplan wollte es so. „Für diese beiden Jugendmannschaften war der gestrige Regen natürlich nicht gut. Wir haben doch einige neue Spieler dabei, für die der nasse Untergrund noch Gift ist“, sagte Trainer Mattias Bog, der in der Nacht zum Sonntag mit 22 Mann im ICE angereist war. Die Jungs schlafen im Faustballerquartier in der Schule an der Haveldüne, nicht weit vom Spielort entfernt. Nach der warmen Dusche am Sonntag waren sie von den Faustballern des VfK Berlin 1901 zu deren Fest eingeladen. Gegen die Berliner hatte die Zweitligamannschaft des TB 1899 Oppau im Erwachsenenturnier 19+ das einzige Vorrundenspiel verloren. „Wir haben kein Problem damit“, sagte Bog, „es war ein knappes Spiel, 8:11 und 7:11, aber den Rest haben wir souverän gewonnen. Die Berliner sind stark, spielen Erste Liga Nord.“ Bog nahm den Regen gelassen hin. „Ehrlich, uns kam er spielerisch entgegen, wir haben eine sehr starke Abwehr. Und außerdem, wir sind eine Ganzjahressportart, spielen bei Wind und Wetter.“ Thomas Blümbott, normalerweise Co-Trainer von Bog beim TBO und jetzt wie immer im Team der Über-45-Herren des TuS Oggersheim, sagte: „Wie das am Sonntag ablief, war unverantwortlich“, und Hagen Appel ergänzte: „Wirklich nicht gut organisiert. Zum Glück durften wir in die aufgestellten Zelte, die noch vom Kirchentag stehen und heute für die Stadiongala vorbereitet werden.“ Die Oggersheimer haben gestern ein Spiel gewonnen, eines verloren, schafften Platz drei in der Vorrunde und gehen heute in die Platzierungsrunde fünf bis acht. Die aussichtsreichen Tiefenthaler und Oppauer Mannschaften, schon jetzt unter den besten 20 von 54 Teams, absolvieren nach einem spielfreien Tag ihre Zwischenrunde. Die Wetterprognosen sind nicht gut. Nach Sonne folgt eben immer auch wieder ein Regentag. Leider.

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