Politik Wahl in Frankreich: Das Duell Macron – Le Pen

Emmanuel Macron, Sieger der ersten Runde der Präsidentschaftswahlen in Frankreich, steht vor der Herausforderung, sich abzugrenzen von seinem Mentor François Hollande, der ihn zu allem Überfluss jetzt auch noch unterstützt. Will Macron in den Elysée-Palast einziehen, muss es ihm gelingen, nach Paris auch die Provinz zu erobern.

An Glückwünschen und Solidaritätsadressen fehlt es Emmanuel Macron nicht. Aus aller Welt treffen sie ein. Sie zeugen von der Erleichterung, dass der überzeugte Europäer als Sieger in die zweite Runde der französischen Präsidentschaftswahlen vorgedrungen ist, und von der Hoffnung, dass er sich dort gegen die Rechtspopulistin Marine Le Pen durchsetzen wird. Die Sozialistische Partei, deren Kandidat Benoît Hamon in der ersten Runde der Präsidentschaftswahlen am Sonntag mit demütigenden 6,4 Prozent ausgeschieden ist, schlägt sich gestern ebenfalls auf die Seite des nach offiziellem Ergebnis mit 24,0 Prozent bedachten Siegers. Macron dürfte die Beistandserklärung mit gequältem Lächeln zur Kenntnis nehmen. Zu den Schwachpunkten des Politikers, der sich den Franzosen als den traditionellen Parteien fernstehender Erneuerer empfiehlt, zählt die Nähe zu den in Ungnade gefallenen regierenden Sozialisten. Dass sie sich um Macron scharen, dürfte seine Wahlchancen nicht erhöhen. Gefolgsleute der am Sonntag mit 21,3 Prozent auf Platz zwei gelandeten Chefin des Front National haben Macron schon genüsslich mit dem scheidenden sozialistischen Staatschef in eins gesetzt und den Spitznamen „Emmanuel Hollande“ verpasst. Und das Schlimmste: Auch François Hollande, der es zum mit Abstand unbeliebtesten Präsidenten der Fünften Republik gebracht hat, hat gestern eine Wahlempfehlung zugunsten seines ehemaligen Beraters und Wirtschaftsministers abgegeben. Da ist nur gut, dass Macron auch aus anderen politischen Lagern Unterstützung erhält. So haben die konservativen Republikaner nicht nur intern mit ihrem Kandidaten François Fillon abgerechnet, der am Sonntag mit 20,0 Prozent ausgeschieden ist. Sie haben wie auch Frankreichs Grüne eine offizielle Wahlempfehlung zugunsten Macrons ausgearbeitet. Fillon selbst hatte am Wahlabend schon den Weg gewiesen, andere politische Schwergewichte der Republikaner wie die früheren Regierungschefs Jean-Pierre Raffarin und Alain Juppé folgten seinem Beispiel. Für den als „Erneuerer des politischen Systems“ antretenden Gründer der Bewegung En Marche! sind die sich anbiedernden Sozialisten nicht die einzige Herausforderung. Hinzu kommt der geringe Rückhalt in ländlichen Gegenden. Das Duell Macron – Le Pen ist auch eines der Städte gegen die Dörfer. In Paris erzielte der sozialliberale Kandidat 35 Prozent, die rechtspopulistische Rivalin landete bei nur fünf Prozent. Während Macron und Le Pen in ihren Wahlkampfzentralen an einer Strategie feilen, wie sie auf dem Terrain des Gegners Boden gut machen, liefern sich Gefolgsleute der beiden schon heftige Wortgefechte: Der für Le Pen sprechende Nicolas Bay beschuldigte Macron des Vaterlandsverrats, warf ihm vor, er wolle die Franzosen mit einer „ultraliberalen Wirtschaftspolitik“ ins Elend „ungehemmter Globalisierung“ stürzen, dem Terror und der Einwanderung Tür und Tor öffnen. Und Macrons Sprecher Christophe Castaner versuchte zu verdeutlichen, dass es just der Protektionismus Le Pens, ihre Absage an EU und Euro sei, was die Franzosen ins Elend zu stürzen drohe. Macron und Le Pen dürften sich heute begegnen. Hollande hat beide eingeladen zu einer Gedenkfeier für den bei dem Terroranschlag auf den Champs-Elysées ermordeten Polizisten. Für eine Stunde soll der Wahlkampf ruhen. Am 3. Mai können Macron und Le Pen Versäumtes nachholen und einander direkt die Meinung sagen, wenn sie – vier Tage vor dem zweiten und endscheidenden Wahlgang – zum Fernsehduell antreten.

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