Politik Tabula rasa an der Säbener Straße

Uli Hoeneß, der Präsident des FC Bayern München, war gestern kaum zu bremsen.
Uli Hoeneß, der Präsident des FC Bayern München, war gestern kaum zu bremsen.
„Heute ist ein wichtiger Tag für den FC Bayern, weil wir Ihnen mitteilen, dass wir uns das nicht mehr gefallen lassen.“ „Wir werden mit dem heutigen Tag diese herabwürdigende, hämische, faktische Berichterstattung uns nicht mehr bieten lassen.“ „Es scheint offensichtlich, dass man sich überhaupt keine Gedanken mehr macht über Werte wie Würde und Anstand.“

Karl Heinz Rummenigge Der FC Bayern München spielt heute in der Fußball-Bundesliga beim VfL Wolfsburg. Seit gestern, 12 Uhr, ist das in den Hintergrund gerückt. Die Bosse des Klubs haben eine denkwürdige Pressekonferenz gegeben. Eine Pressekonferenz, wie sie bisher einmalig ist in der über 50-jährigen Geschichte der Bundesliga. Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge, Präsident Uli Hoeneß und Sportdirektor Hasan Salihamidzic machten Tabula rasa. Was für ein Auftritt. Nach vier Niederlagen in Folge und den zwei verlorenen Spielen der Nationalmannschaft, in denen Bayern-Profis beteiligt waren, sahen sie Handlungsbedarf. Jérôme Boateng und Mats Hummels mit „Altherren-Fußball“, die Kritik an Manuel Neuer, den Bossen reichte es. Karl-Heinz Rummenigge erinnerte an Grundgesetz, Artikel 1, „Die Würde des Menschen ist unantastbar“. Schlecht nur (aus Bayern-Sicht), dass Hoeneß zehn Minuten später den an Paris St. Germain verkauften Spieler Juan Bernat bezichtigte, „einen Scheißdreck“ gespielt zu haben. Und die Journalisten vor Ort erinnerten Hoeneß gleich mal daran, Ex-Nationalspieler Mesut Özil bezichtigt zu haben, „seit Jahren einen Dreck gespielt“ zu haben. Den Leverkusener Spieler Karim Bellarabi kanzelte Hoeneß kürzlich mit den Worten ab, das Foul an Rafinha sei „geistesgestört“ gewesen. Immerhin: Hoeneß zeigte sich einsichtig. Die Abteilung Attacke baute gestern eine Wagenburg. Devise: Extern angreifen, um intern den Verein zu stärken. Rummenigge nannte „Ross und Reiter“, führte Namen von Journalisten an, verwies auf Unterlassungsklagen und Gegendarstellungen. Dass n-tv ein Reporterteam zu zehn- bis zwölfjährigen Jugendfußballern schickte, um auszuloten, ob Joachim Löw noch der richtige Bundestrainer ist, hat die Chefs (verständlicherweise) verwundert. Die Pressekonferenz fiel aus dem Rahmen. Sie wird nachhallen. Sie schadet dem Ansehen der Herrschaften. Der FC Bayern sollte souveräner agieren. Und die Dinge über andere Kanäle regeln. So nicht.

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