Dresden / Erfurt Spannung vor den Landtagswahlen

 Der Wahlkampf verläuft in diesem Jahr besonders hitzig: Besucher und Gegner einer Landtagswahlkampfveranstaltung des BSW Sachse
Der Wahlkampf verläuft in diesem Jahr besonders hitzig: Besucher und Gegner einer Landtagswahlkampfveranstaltung des BSW Sachsen verfolgen auf dem Schlossplatz die Rede von Sahra Wagenknecht.

Aus Sicht des Meinungsforschers Manfred Güllner ist der Ausgang der Wahlen in Sachsen und Thüringen am 1. September ungewöhnlich schwer absehbar. Laut jüngsten Umfragen liegt in Sachsen die CDU vorne, in Thüringen die AfD.

Der Einfluss des Terroranschlags von Solingen auf Ergebnisse einzelner Parteien am Sonntag sei offen, sagte der Gründer des Instituts Forsa am Donnerstag bei einer Podiumsdiskussion der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. „Wir haben ja ohnehin eine große Unsicherheit.“ Die beiden Ministerpräsidenten Bodo Ramelow (Linke) in Thüringen und Michael Kretschmer (CDU) in Sachsen seien jeweils sehr beliebt. Das gelte auch für Anhänger anderer Parteien, doch die stimmten nicht für die Amtsinhaber. „Das ist eine Situation, eine Entscheidungsmatrix, die wir auch so in den alten Bundesländern nicht gewohnt sind“, sagte Güllner.

In Sachsen liegt laut ZDF-Politbarometer die CDU mit 33 Prozent deutlich vor der AfD mit 30 Prozent. Die Linke wäre laut der Umfrage der Forschungsgruppe Wahlen mit 4 Prozent nicht im Landtag vertreten, die Grünen und die SPD kämen jeweils auf 6 Prozent. Das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) steht in der Umfrage bei 12 Prozent. Die anderen Parteien erhielten zusammen 9 Prozent – darunter ist keine Partei, die mindestens 3 Prozent erzielen würde. „Neben der Fortsetzung der Regierung aus CDU, Grünen und SPD gäbe es auch eine genauso knappe Mehrheit für ein Bündnis aus CDU und BSW“, teilten die Wahlforscher mit.

Werte kaum verändert

In Thüringen liegt die AfD laut ZDF-Politbarometer bei 29 Prozent und damit klar auf dem ersten Platz vor der CDU mit 23 Prozent und dem BSW mit 18 Prozent. Die Linke, die in dem Bundesland mit Bodo Ramelow den Ministerpräsidenten stellt, steht bei 13 Prozent, die SPD bei 6 Prozent, die Grünen würden mit 4 Prozent den Einzug in den Landtag verpassen. Für die anderen Parteien ergäben sich zusammen 7 Prozent, darunter ist keine Partei, die mindestens 3 Prozent erzielen würde.

Die Werte für die einzelnen Parteien haben sich seit dem Politbarometer vom 23. August kaum verändert, obwohl die neue Befragung nach dem mutmaßlich islamistischen Anschlag von Solingen durchgeführt wurden.

Für Wahlumfragen werden in der Regel 1000 bis 2000 Menschen befragt. Heute geschieht das selten persönlich, sondern meist am Telefon und online. Doch wie aussagekräftig ist solch eine kleine Stichprobe für die Millionen von Menschen, die wählen dürfen?

Parteibindung lässt nach

Es gibt einige Unwägbarkeiten, die selbst bei gut gemachten Umfragen bedacht werden müssen. Zum Beispiel beteiligen sich oft weniger Seniorinnen und Senioren an Online-Befragungen, sind selbst aber eine große Wählergruppe. Oder es gibt Befragte, die womöglich unwahre Antworten geben. Zum Beispiel, weil sie wissen, dass ihre Lieblingspartei umstritten ist.

Ist es heute schwieriger, Wahltrends zu erkennen? Ja. Denn die Bindung an traditionelle Parteien wird schwächer, und insgesamt gibt es auch mehr Parteien als früher. Das heißt: Menschen machen über Jahre ihr Kreuz nicht immer wieder an derselben Stelle, sondern geben ihre Stimme gelegentlich auch anderen, teils neuen Gruppierungen. Die Anzahl dieser sogenannten Wechselwähler wächst. Außerdem entscheiden sich mehr Wählerinnen und Wähler als früher sehr spontan. „Viele Menschen sind bis kurz vor dem Wahltag unentschlossen und sagen ,weiß ich noch nicht’“, berichtet Thorsten Faas, politischer Soziologe an der Freien Universität Berlin.

Zugleich ist es für Meinungsforschungsinstitute schwieriger geworden, Menschen zu finden, die ihre Fragen beantworten möchten. Denn es gibt mehr Institute und auch mehr Umfragen als früher.

Es gab Wahlen, vor denen Umfragen weit vom Wahlergebnis abwichen. Ein Fall aus Deutschland war die Landtagswahl 2021 in Sachsen-Anhalt. Vorhergesagt war ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen CDU und AfD. Bei der Wahl siegte dann die CDU klar mit mehr als 16 Prozentpunkten Vorsprung. In der Regel aber gelten Wahlumfragen erfahrener Meinungsforschungsinstitute in Deutschland als ziemlich treffsicher.

Anstoß, taktisch zu wählen

Können Umfragen Wahlergebnisse beeinflussen? Es kommt auf die Situation an. Zum Beispiel, wenn Umfragen Menschen dazu veranlassen, taktisch zu wählen. Sie setzen ihr Kreuz dann mitunter nicht bei ihrer bevorzugten Partei, sondern wählen eine andere. Damit wollen sie zum Beispiel bestimmte Regierungsbündnisse nach der Wahl ermöglichen – oder auch verhindern.

Doch lassen sich Wahlen durch Umfragen beeinflussen? In der Forschung gibt es Vermutungen: Danach geben manche Unentschlossene eher einer Partei ihre Stimme, die in Umfragen vorn liegt. Denn dann können sie nach der Wahl auch auf der Seite der Sieger stehen. Aber auch das Gegenteil ist möglich: Wähler stimmen aus Trotz oder Mitleid für eine Partei, die in Umfragen zurückliegt.

Sagen Umfragen knappe Ergebnisse voraus, scheint das Wählerinnen und Wähler anzustacheln. „Wahlumfragen können sehr einflussreich sein“, sagt Politologe Faas. Denn Menschen könnten dadurch dazu bewegt werden, ihr Wahlverhalten anzupassen. Dabei kann es auch darum gehen, einer Partei über die 5-Prozent-Hürde zu helfen. Ein Beispiel: 2013 flog die FDP aus dem Bundestag. Nach Studien hatte das auch damit tun, dass Umfragen die FDP vor der Wahl bei fünf oder sechs Prozent gelistet hatten. „Hätten Umfragen die FDP damals bei vier Prozent gesehen, hätte man sich da etwas anderes vorstellen können“, sagt Faas.

An dieser Stelle finden Sie ergänzende Inhalte von DPA-Info.

Um Inhalte von Drittdiensten darzustellen und Ihnen die Interaktion mit diesen zu ermöglichen, benötigen wir Ihre Zustimmung.

Mit Betätigung des Buttons "Fremdinhalte aktivieren" geben Sie Ihre Einwilligung, dass Ihnen Inhalte von Drittanbietern (Soziale Netwerke, Videos und andere Einbindungen) angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an die entsprechenden Anbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät notwendig. Mehr Informationen und eine Widerrufsmöglichkeit finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

An dieser Stelle finden Sie ergänzende Inhalte von DPA-Info.

Um Inhalte von Drittdiensten darzustellen und Ihnen die Interaktion mit diesen zu ermöglichen, benötigen wir Ihre Zustimmung.

Mit Betätigung des Buttons "Fremdinhalte aktivieren" geben Sie Ihre Einwilligung, dass Ihnen Inhalte von Drittanbietern (Soziale Netwerke, Videos und andere Einbindungen) angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an die entsprechenden Anbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät notwendig. Mehr Informationen und eine Widerrufsmöglichkeit finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Wahlurne

Wahlen in Brandenburg

In Brandenburg wird am 22. September ein neuer Landtag gewählt. Wie werden sich die Menschen entscheiden? Holt die AfD auch hier wieder über 30 Prozent? Wie wird sich das neue Bündnis Sahra Wagenknecht schlagen?

An dieser Stelle finden Sie Umfragen von Opinary.

Um Inhalte von Drittdiensten darzustellen und Ihnen die Interaktion mit diesen zu ermöglichen, benötigen wir Ihre Zustimmung.

Mit Betätigung des Buttons "Fremdinhalte aktivieren" geben Sie Ihre Einwilligung, dass Ihnen Inhalte von Drittanbietern (Soziale Netwerke, Videos und andere Einbindungen) angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an die entsprechenden Anbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät notwendig. Mehr Informationen und eine Widerrufsmöglichkeit finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

x