Bildung Lehrermangel: Weniger Kräfte sollen in Teilzeit arbeiten
Um dem Lehrermangel, der ein historisches hohes Niveau erreicht hat, beizukommen, haben die Kultusminister der Länder unter anderem den verstärkten Einsatz von Lehrkräften im Ruhestand sowie eine Begrenzung der Teilzeitarbeit vorgeschlagen. Dadurch könnten die Bestandslehrkräfte deutlich entlastet und mehr Potenzial ausgeschöpft werden, heißt es in einer am Freitag in Berlin vorgelegten Empfehlung der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission der Kultusministerkonferenz.
Aufgaben, die bislang von Lehrkräften übernommen wurden, die jedoch nicht unmittelbar mit dem Unterricht zusammenhängen, könnten auf Lehramtsstudierende verteilt werden, lautet eine weitere Empfehlung. Die Studenten könnten „in begrenztem Umfang“ und unter Anleitung Unterrichtsstunden und pädagogische Tätigkeiten wie die Korrektur von Klassenarbeiten übernehmen.
Größere Klassen vorgeschlagen
Zugleich regt das Fachgremium an, den Lehrerbedarf zu senken – etwa durch eine Erhöhung der Klassengrößen. Selbst wenn größere Klassen von Lehrkräften oft als belastend wahrgenommen würden, zeigten Studien, dass die Auswirkung auf die Leistung von Schülerinnen und Schülern letztlich gering seien, heißt es. Insbesondere in den Oberstufen am Gymnasium könnten Formen des hybriden Unterrichts (also in Präsenz und digital) sowie die Selbstlernzeiten der Schüler erhöht werden. Klar sei aber auch, „dass die künftige Attraktivität pädagogischer Berufe auch von den Maßnahmen abhängt, die wir jetzt ergreifen.“
An deutschen Schulen fehlen Tausende Lehrer, nach Angaben des Deutschen Lehrerverbands sind es schon 32.000 bis 40.000. Die KMK-Kommission ihrerseits prognostiziert, dass bis 2025 rund 25.000 Lehrkräfte fehlen werden. Der Mangel werde wohl in den kommenden 20 Jahren bestehen bleiben. Dabei gibt es deutliche Unterschiede zwischen den Schulformen und den Fächern. Überall fehlten etwa Lehrkräfte für Mathematik, Chemie, Physik, Musik und Kunst.
Mehr Unterrichtsausfall prognostiziert
Zu den am Freitag vorgelegten Plänen der KMK sagte die Bundesvorsitzende des Deutschen Philologenverbands, Susanne Lin-Klitzing: „Dass die erste Empfehlung ausgerechnet die Erhöhung des Drucks auf die im Dienst befindlichen Lehrkräfte ist, ignoriert nicht nur die bestehende Überlast, sondern wird umgekehrt zu mehr statt weniger Unterrichtsausfall führen, weil immer mehr Kolleginnen und Kollegen einfach nicht mehr können.“
„Die jetzt vorgelegten Maßnahmen sind ein Ausdruck der Hilflosigkeit“, erklärte die Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, Maike Finnern.
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