Politik Kommentar: Petrys Paukenschlag

Der Verzicht der Ko-Parteichefin auf die Spitzenkandidatur ändert nichts am Bild der AfD als Partei, deren Führung heillos zerstritten ist.

Der Spitzenkandidatur bei der AfD komme eher eine „symbolische Funktion“ zu, da die Partei im nächsten Bundestag ohnehin auf den Oppositionsbänken Platz nehmen werde: Mit dieser Einschätzung hat Frauke Petry recht – vordergründig. Tatsächlich aber ist Petrys Verzicht auf diese „symbolische Funktion“ das nächste dramatische Kapitel in einem innerparteilichen Kampf, in dem Machtfragen und persönliche Eitelkeiten eine ebenso große Rolle spielen wie der Streit um politische Positionen. In diesem Kampf agiert die Ko-Parteivorsitzende Petry an vorderster Front – mit kleiner werdendem Gefolge und zahlreichen Gegnern insbesondere in der Parteiführung. Petrys Antrag für den Parteitag, mit dem sie eine Entscheidung zwischen einer von ihr beanspruchten „realpolitischen“ und einer „fundamentaloppositionellen“ Strategie für die AfD herbeiführen will, hat diesen Konflikt weiter verschärft. Dabei gibt es zwischen beiden Lagern eher taktische denn unüberwindbare inhaltliche Differenzen. Bei AfD-Kernthemen wie der Asylpolitik, dem Verhältnis zur EU oder der Haltung zum Islam liegen „Realos“ und „Fundis“ nicht weit auseinander. Mit ihrem Verzicht auf die Spitzenkandidatur wolle sie eine von Personalquerelen befreite Sachdebatte ermöglichen, beteuert Petry. Das klingt ehrenhaft, kann aber nicht verdecken, dass Petry damit auch einer drohenden Niederlage beim Parteitag zuvorkam. Zudem ändert Petrys Paukenschlag nichts am Bild einer Partei, deren Führung anscheinend heillos zerstritten ist.

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