Politik Kauder: CDU muss für Sorgen sensibler sein

«Berlin.»Die CDU hat nach Auffassung von Unions-Fraktionschef Volker Kauder im Wahlkampf die Sorgen und Verunsicherungen vieler Bürger unterschätzt. Als Beispiele nannte er im „Tagesspiegel“ gestern die Flüchtlingspolitik und die Situation auf dem Wohnungsmarkt. „Obwohl die Politik an diesen Themen dran ist, wäre die Union gut beraten, als Volkspartei hier noch sensibler zu sein“, sagte der CDU-Politiker. Die CDU-Spitze traf sich gestern Abend in Berlin, um das historisch schlechte Wahlergebnis zu analysieren. Heute sollen weitere Gremiensitzungen folgen, bevor am Mittwoch das erste Sondierungsgespräch mit der SPD folgen soll. CDU und CSU hatten am 24. September deutlich Wähler verloren und kamen zusammen nur noch auf 32,9 Prozent der Zweitstimmen. Dies ist das schlechteste Ergebnis bei einer Bundestagswahl seit 1949. Für das unbefriedigende Abschneiden gebe es „viele Gründe“, sagte Kauder. Der Wahlsieg habe vorher schon zu eindeutig festgestanden, so dass mancher Wähler etwa zur FDP abgewandert sei. Die Flüchtlingspolitik habe ebenso zu dem Resultat beigetragen. Auch wenn dieser Akt der Menschlichkeit notwendig gewesen sei, so hätten nicht wenige Menschen Sorgen geäußert. „Für die Flüchtlinge hat man Geld, für uns nicht“, sei oft gesagt worden. „Menschen, die ein Leben lang gearbeitet und trotzdem geringe Renten haben, waren enttäuscht.“ Die Union habe ein größeres Potenzial als 33 Prozent, zeigte sich Kauder überzeugt. Dass es nicht habe ausgeschöpft werden können, habe auch am internen Streit zwischen CDU und CSU über die Flüchtlingspolitik gelegen. Die Union sei nur geeint stark. Der designierte bayerische Ministerpräsident Markus Söder mahnte, die CDU/CSU müsse „zur alten Glaubwürdigkeit“ zurückkehren. „Die Union braucht keine Anbiederung nach links. Die Union braucht aber auch keinen neuen Rechtsruck“, so der CSU-Politiker zur „Welt am Sonntag“. Gleichwohl forderte er in der Flüchtlingspolitik einen energisch handelnden Staat: „Keiner versteht, dass wir bei 500.000 abgelehnten Asylbewerbern nicht abschieben können.“

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