Schulen Ist normaler Unterricht wirklich möglich?

Die Lehrerin schreibt an die Tafel, Schüler melden sich: So sieht der Präsenzunterricht vielfach aus.
Die Lehrerin schreibt an die Tafel, Schüler melden sich: So sieht der Präsenzunterricht vielfach aus.

Kurz vor dem Ende der Sommerferien in einigen Bundesländern bleibt die Skepsis groß, ob es mitten in der Corona-Pandemie mit der geplanten Rückkehr in den Regelbetrieb an den Schulen klappt.

Nach Ansicht des Deutschen Lehrerverbandes, aber auch des Bundeselternrates (Dachorganisation der Landeselternvertretungen) sind die Schulen nicht ausreichend für die Wiederaufnahme des normalen Unterrichts vorbereitet. Unterstützung für die Bundesländer mit Blick auf deren Planungen für eine Rückkehr in den Regelbetrieb kam hingegen von der obersten deutschen Ärztevertretung, der Bundesärztekammer. Ohne ausreichend Unterricht über einen längeren Zeitraum drohten Kindern „enorme Folgeprobleme, etwa in Bezug auf die körperliche und psychische Entwicklung“, sagte Ärztekammerpräsident Klaus Reinhardt.

Baden-Württemberg geht an diesem Donnerstag als letztes Bundesland in die Sommerferien, während in Mecklenburg-Vorpommern am nächsten Montag bereits das neue Schuljahr beginnt. Mehrere andere Bundesländer starten kurze Zeit später. In Rheinland-Pfalz enden die Sommerferien in etwas über zwei Wochen, am 14. August.

Regeln als wenig praktikabel kritisiert

Lehrerverbandspräsident Heinz-Peter Meidinger bemängelte, für einen Vollbetrieb ohne Abstandsregeln – wie kürzlich von den Kultusministern beschlossen – fehlten die Lehrkräfte. Bildungsgewerkschaften schätzen, dass bis zu 20 Prozent der Lehrer zu Risikogruppen gehören und für den Präsenzunterricht ausfallen könnten. Auch die Hygieneregeln der Kultusminister für die Schulen werden als wenig praktikabel kritisiert, beispielsweise die Vorgabe, regelmäßig „intensiv“ stoßzulüften. „An vielen Schulen lassen sich die Fenster in höher gelegenen Klassenräumen aus Sicherheitsgründen nicht oder nur einen Spalt öffnen“, sagte Meidinger. Zudem sei die Idee fester Lerngruppen vielleicht an Grundschulen umsetzbar, aber kaum an einer gymnasialen Oberstufe mit Kurssystem.

Klassen nicht mischen

Genau das müsste nach Ansicht des Präsidenten des Robert-Koch-Instituts, Lothar Wieler, aber eine zentrale Maßnahme sein. Es sei wichtig, dass man Klassen nicht mische und Klassenverbände zusammenhalte. Auch in der Freizeit sei es sinnvoll, wenn sich Schüler nur mit jenen träfen, mit denen sie schon in der Schule zusammen waren.

Zur Vorbereitung auf mögliche neue Schließungen müssten Meidingers Ansicht nach die für die Schuldigitalisierung vorgesehenen Milliarden-Fördergelder jetzt endlich „mit Hochdruck in die Schulen gepumpt werden“. Vom Bundeselternrat kam die Forderung nach einer „Entrümplung“ der Lehrpläne.

x