Landtagswahlen Bayern und Hessen: Klare Sache für Amtsinhaber

Grund zum Jubeln: Boris Rhein.
Grund zum Jubeln: Boris Rhein.

In Hessen wie in Bayern sind die bisherigen auch die künftigen Ministerpräsidenten. Dabei schneiden weder Boris Rhein noch Markus Söder in den Augen der Wähler glänzend ab.

Nein, eine politische Lichtgestalt ist Boris Rhein wirklich nicht. Für diese Einschätzung spricht schon, dass das Ansehen des hessischen CDU-Ministerpräsidenten, gemessen auf einer Skala von minus bis plus 5, bei 1,5 liegt – ein eher bescheidener Wert für einen Amtsinhaber.

Dass Rhein auch ohne Amtsbonus dennoch als klarer Sieger aus der Landtagswahl am Sonntag hervorgeht und dabei zugleich einen guten Teil der vor fünf Jahren eingefahrenen Verluste für die CDU wieder gutmachen kann, liegt laut der Wahlanalyse der Mannheimer Forschungsgruppe Wahlen auch an seiner SPD-Herausforderin. Nancy Faeser sei „völlig indisponiert“ gewesen, lautet das Urteil der Wahlforscher. Die Folge: Mit minus 1,3 schnitt die Bundesinnenministerin beim Ansehen so schlecht ab wie noch kein SPD-Kandidat vor ihr bei einer Landtagswahl.

Faesers schwaches Image

Faesers schwaches Image zeigt sich auch im direkten Vergleich mit Rhein: Gefragt, wen von beiden sie lieber als Ministerpräsidenten sähen, sprachen sich 61 Prozent für Rhein aus, nur 21 Prozent für Faeser. Damit liegt die SPD-Kandidatin noch deutlich hinter dem grünen Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir (31 Prozent), der zeitweise ebenfalls Ambitionen auf den Einzug in die Wiesbadener Staatskanzlei hegte.

Sollten CDU und Grüne ihre Koalition fortsetzen, müssen sie viel Überzeugungsarbeit leisten. Denn die Bilanz der vergangenen fünf Jahre fällt im Urteil der Wähler mit 0,6 deutlich schlechter aus als in der vorangegangenen Wahlperiode 2018 (1,2). Dabei wird die Arbeit der CDU mit 0,9 deutlich positiver wahrgenommen als das Agieren der Grünen (-0,3).

Flüchtlinge und Asyl wichtiges Thema

Die Grünen in Hessen hatten bei der Wahl ebenso wie SPD und FDP unter bundespolitischem Gegenwind zu leiden – zumal für 40 Prozent der 1258 zufällig Befragten bundespolitische Themen die Landespolitik überlagerten. Neben der Bildungs- und Schulpolitik gehörte für die Wahlberechtigten die Flüchtlings- und Asylpolitik zu den wichtigsten Themen – in beiden Bereichen wurde der CDU die höchste Kompetenz zugesprochen. Zugleich gab gut die Hälfte der Befragten (53 Prozent) an, ihrer Ansicht nach könne Hessen die vielen Flüchtlinge nicht verkraften.

CSU büßt ihre „Ausnahmestellung“ ein

Anders als in Hessen stand in Bayern nie in Zweifel, dass der alte auch der neue Ministerpräsident sein wird. 66 Prozent der von der Forschungsgruppe Wahlen Befragten bescheinigten Markus Söder gute Arbeit; in Sachen Image konnte der CSU-Chef gegenüber 2018 um 0,7 Punkte auf 1,3 zulegen – mäßig, aber weit vor allen Wettbewerbern. Auch die im Freistaat traditionell regierende CSU liegt beim Ansehen mit 1,6 trotz eines historisch schwachen Ergebnisses klar vor allen übrigen Parteien. Gleichwohl habe die CSU ihre „Ausnahmestellung“ eingebüßt, konstatieren die Mannheimer Wahlforscher. So meinen 52 Prozent der knapp 1400 zufällig befragten Wahlberechtigten, die CSU habe „das Gespür für das, was die Bayern wirklich bewegt“, verloren.

Wirkliche Konkurrenz hat die CSU gleichwohl nicht zu befürchten. Lediglich die mitregierenden Freien Wähler liegen beim Image im positiven Bereich. Deren Vorsitzendem Hubert Aiwanger hat dessen „Flugblattaffäre“ nach Ansicht der Befragten eher genutzt als geschadet.

Dramatischer Ansehensverlust für Bayerns Grüne

Vor allem die bayerischen Grünen erlebten einen „nie dagewesenen“ Imageverlust, stürzten von 0,8 (2018) auf minus 1,3 ab. Am Ende der Image-Tabelle rangiert die AfD – die sich aber gegenüber 2018 von minus 3,2 auf minus 2,3 verbesserte.

Der AfD kam dabei auch in Bayern die wieder deutlich gewachsene Bedeutung des Themas „Flüchtlinge/Asyl“ zugute – und der Umstand, dass nur noch ein gutes Drittel (37 Prozent) der Meinung ist, ihr Bundesland könne die vielen Flüchtlinge verkraften.

Erneut Stimmen eingebüßt: Markus Söder.
Erneut Stimmen eingebüßt: Markus Söder.
x