Rheinland-Pfalz Rheinland-Pfalz: Neue Polizeiautos müssen gleich nachgerüstet werden

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Gepanzert: Etwa 20 Kilo wiegt die Ausstattung, mit der sich Streifenpolizisten bei lebensgefährlichen Einsätzen für Gewalttätern schützen können. Für die neuen Audi-Streifenwagen ist das Gewicht ein Problem.

Die Stoßdämpfer des Audi A4 Kombi der rheinland-pfälzischen Polizei sind zu schwach für die Lasten, die er künftig transportieren soll.

Mainz/Ludwigshafen. Helme und dicke Schutzwesten sollen rheinland-pfälzische Polizisten künftig vor Amokläufern und Terroristen schützen. Doch die Federn ihres Audi A4 Kombi sind zu schwach für die Zusatz-Last im Kofferraum. Also müssen die gerade erst angeschafften Streifenwagen umgerüstet werden. Entsprechende RHEINPFALZ-Informationen hat das Mainzer Innenministerium bestätigt. Ein Kofferraumvolumen von 505 Litern bietet der Audi A4 Kombi, mit dem die rheinland-pfälzischen Polizisten künftig durchs Land brausen. Bislang verstauen sie hinter der Rückbank ihrer Streifenwagen zum Beispiel Absperrhütchen, einen Besen, eine schussfeste Decke und eine Maschinenpistole. Doch nun müssen sie dort noch mehr Ausrüstung unterbringen.

Mehr als 400 Fahrzeuge

Damit sich die Beamten besser vor Terroristen und Amokläufern schützen können, soll in jedem der landesweit mehr als 400 Fahrzeuge künftig eine zweite Maschinenpistole liegen. Dazu kommen zwei Helme. Und zwei schwere Schutzwesten, die – im Gegensatz zu dem leichteren Exemplar, das für jeden Beamten maßgeschneidert wird – sogar Kugeln aus Kriegswaffen wie Kalaschnikow-Sturmgewehren abfangen können. Schon vor Monaten unkten Polizeigewerkschafter deshalb, dass der Platz im Kofferraum knapp werden dürfte.

Heckausbau vorgesehen

Das Mainzer Innenministerium hingegen beteuerte, dass „die künftig verwendeten Einsatzmittel ihren Platz finden“ werden. Mittlerweile, sagt ein Sprecher, gibt es tatsächlich ein Konzept: Vorgesehen ist ein „Heckausbau mit Schubladen, Wannen und Ablageflächen zur optimalen Verstauung der nötigen Führungs- und Einsatzmittel“, ab September sollen die Autos so ausgerüstet werden. Ausgefeilt ist die Konstruktion bislang aber nur für den neuen Audi. Dabei wird die rheinland-pfälzische Polizei bis 2019 auch ältere Passat-Streifenwagen benutzen.

40 Extra-Kilo

Für die soll das Ladekonzept angepasst werden, an den Details wird aber noch gearbeitet. Beim gerade erst angeschafften Audi hingegen ist klar: Mit den Einbauten in den Kofferraum allein ist es nicht getan. Denn wenn ein Polizist seine neue schwere Schutzausstattung anzieht, schleppt er eine 20-Kilo-Panzerung mit sich herum. Macht bei zwei Garnituren im Fahrzeug schon etwa 40 Extra-Kilo. Mit der übrigen Ladung kommt so ein Gewicht zusammen, für das die Federn der Hinterachsen zu schwach sind. Also werden sie jetzt ausgewechselt.

Kosten noch offen

Was das kostet, lässt das Innenministerium bislang offen. Allzu teuer dürfte der Austausch wohl nicht werden. Doch das Land muss nicht nur neue Federn bezahlen, es lässt auch die bislang im Kofferraum verstauten Absperrkegel samt Blinklampen ersetzen. Dass sie aussortiert werden, will ein Ministeriumssprecher vor allem auf den technischen Fortschritt zurückgeführt wissen: In die Autos werden jetzt „Klappwarnbaken mit integrierten Lauflichtern“ gepackt. Die brauchen weniger Platz, aber vor allem seien sie moderner und wesentlich effektiver. Doch Polizisten grummeln trotzdem, sie meinen: Da hätte ihnen das Land lieber gleich größere Streifenwagen gegönnt, denn die hätten nicht unbedingt teurer kommen müssen. Immerhin können Leasing-Großverträge für die Autobauer eine willkommene Gelegenheit sein, um ihre edleren Modelle loszuwerden. So erleben gerade staatliche Stellen immer wieder, dass sie für eigentlich teurere Autos sogar weniger zahlen müssen als für kleinere Fahrzeuge. Allerdings müssen sie dann auch damit rechnen, dass sich Bürger über Staatsdiener in Luxuskarossen empören.

Luxusautos ausgeschlossen

An entsprechende Erfahrungen können sich auch rheinland-pfälzische Beamte erinnern, die schon in Mercedes-Streifenwagen saßen. Und so spekuliert der polizeiliche Flurfunk nun, ob das Innenministerium bei der Suche nach dem neuem Standard-Modell für seine Blaulichtflotte vor allem Bescheidenheit demonstrieren wollte. Die Ausschreibung jedenfalls war so abgefasst, dass Autos der gehobenen Mittelklasse wie der größere Audi A6 von vornherein ausgeschlossen waren.

Ursprüngliche Forderung gescheitert

Der hätte ein Kofferraumvolumen von 565 Litern geboten. Der Ministeriumssprecher allerdings versichert: Damit hätten die Planer des Ladekonzepts trotz zusätzlichen Stauraums vor einer etwa gleich großen Herausforderung gestanden. Doch ursprünglich wollten die Fahrzeugtechniker der Polizei nach RHEINPFALZ-Informationen für die neuen Streifenwagen ohnehin ein Kofferraumvolumen von mindestens 600 Litern einfordern. Damit allerdings sollen sie im Ministerium gescheitert sein, weil so im vorgegebenen Segment nur zwei Modelle infrage gekommen wären. Eines von ihnen wäre wieder der bislang genutzte Passat gewesen. Doch der hätte nach Angaben aus Polizeikreisen monatlich etwa 100 Euro mehr pro Fahrzeug gekostet als der Audi A4. Baden-Württemberg hingegen leistet sich gleich die gehobene Mittelklasse: Dort bekommt die Polizei neue E-Klasse-Kombis von Mercedes. In die wird eine Schutzausstattung gepackt, die ähnlich konzipiert ist wie jene in Rheinland-Pfalz. Ein Sprecher des Stuttgarter Innenministeriums versichert: Überladungsprobleme gibt es dort bislang nicht.

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