Zweibrücken Wie die Stadt aus Krähenkacke Geld machen möchte [mit Bilderstrecke]

Der OB als Bob, der Baumeister.
Der OB als Bob, der Baumeister.

Warum gibt es in Zweibrücken so viele Baustellen? Warum war eine wichtige Ampel monatelang kaputt? Wie kann man mit den Krähen in der Allee Touristen anlocken? Der OB erklärte es am Samstag beim Sturm der Narren aufs Rathaus.

Sie konnten es gar nicht erwarten: Nach zwei Jahren Coronapause haben die Zweibrücker Narren am Samstagmorgen das Rathaus gestürmt. Mit Gerangel um den Schlüssel haben sich die rund 120 Mitglieder der vier Karnevalsvereine gar nicht lange aufgehalten, sie stürmten die Trutzburg der Bürokratie mit Masse und Geschwindigkeit und überrannten die wenigen Verteidiger einfach. Bei der anschließenden Party im Ratssaal gab Oberbürgermeister Marold Wosnitza als Bob, der Baumeister, zu projizierten Bildern eine launige Vorstellung seiner Baumeister-Tätigkeit der letzten drei Jahre.

Zweibrücken will aus Sch... Geld machen

„Zweibrücken, hier werden Sie angeschissen“ oder „Zweibrücken, alles Gute kommt von oben“, hatte Wosnitza als Wahlsprüche für Tassen, Regenschirme und T-Shirts vorgestellt, als er seine Idee präsentierte, die Zweibrücker Krähen zu vermarkten. „Nirgendwo gibt es die“, nannte er das tierische Unikum der Saatkrähenpopulation in Zweibrücken als Thema seiner Tourismusidee. Die kam auf, weil sonst nichts half gegen die Saatkrähen. „Ich hab’ auch meine Standardlösung versucht: Baustellensperrungen. Hat nix geholf, die sinn immer noch do. Jetzt müsse was mache, quasi aus Scheiße Geld“, resümierte er. Dies auch mit Hilfe eines Rangers, der den vielen Krähentouristen dann alles rund um die Zweibrücker Saatkrähe erklären soll. Passend dazu zeigte Wosnitza ein Bild von sich in Safarikleidung mit Rangerhut und Saatkrähe in der Allee.

Neue Pläne fürs Brauerei-Gelände

Und auch für das brachliegende Parkbrauerei-Gelände hatte er so seine eigenen Fastnachts-Visionen. Nachdem er unter Gelächter den klagenden Anwohner als „kleinen Grinch“ bezeichnete, erklärte er, dort ein großes Schloss für die Karnelvalsprinzessinnen bauen zu wollen, in dem rund um die Uhr gefeiert werde, Büttenreden ohne Ende gehalten würden und in dessen unmittelbarer Nähe täglich ein Rathaussturm vorgesehen sei. Bei den närrischen Majestäten kam diese Idee naturgemäß prima an.

Zuvor schauten sich die vier Präsidenten und Präsidentinnen der Sturm-Vereine, Heike Förch vom KVZ, Andreas Bergmann von den Fastnachtsfreunden, Steven Schneider von der FZG Wolfsloch und Eva-Maria Braun von der Clubgemeinschaft Hasensteig, zusammen mit dem OB, Popcorn, Bier und Publikum den im vergangenen Jahr produzierten Slapstick-Stummfilm zur nicht stattgefundenen Rathauserstürmung an.

Zweibrücker bekommen Chips gegen Corona implantiert

Impfgegner und Coronaleugner nahm Wosnitza ebenfalls gekonnt auf den Arm. So habe man während Corona der Bevölkerung im Zweibrücker Impfzentrum massenhaft Microsoft-Chips implantiert, nahm er eine Verschwörungstheorie auf. Allerdings brauche alles, was mit Microsoft zu tun hat, viele Updates und System-Neustarts. Die Neustarts habe man zuerst mittels Wattestäbchen an den Testcentern durchgezogen. „Wenn dann die Augen getränt haben, hat es geklappt“, sagte der Oberbürgermeister unter lautem Gelächter. Und die Updates der implantierten Chips seien mittels Induktion in wartenden Autos an der Baustelle Bismarck- und Dinglerstraße erfolgt. „Über 100 Updates zur gleichen Zeit, auch vor der John Deere, im Stau vom Prinzessinnenpark bis zur John Deere“, lobte er den Erfolg seiner Baustellen-Idee als Tarnung.

Neu war im vergangenen Jahr laut Wosnitza ein geheimes Training mit anschließender Großübung, um den Rathaussturm zu verhindern. „Ziel war es, über einen längeren Zeitraum einen Sturm aufs Rathaus aufzuhalten“, erklärte er. Dies habe wunderbar geklappt. „Nach fünf Monaten habe ich dann die Übung abgebrochen und die Baustelle Ixheimer Straße wieder abgebaut, habe die Ampel in der Hofenfels- und Saarlandstraße wieder angeschaltet, und durch waren wir“, erzählte er, und der Saal tobte. „Und ich habe noch so viele Ideen gehabt, was man alles sperren kann“, verkündete er der neuen Narren-Regentschaft. Beispielsweise eine „drei Jahre dauernde Wanderbaustelle, zehn Bautrupps gleichzeitig, getarnt als Glasfaserausbau“. Applaus, lautes Lachen. Tusch vom Musiker. Er habe mit Profis trainiert, zum Rathaussturm gekommen seien aber schließlich Rentner, Lehrer, Juristen und Wetterfrösche. Die zeigten, dass sie feiern können. Im Ratssaal stieg die Faschingssause von Verteidigern und Angreifern bis in den frühen Nachmittag.

Später wurde gefeiert.
Später wurde gefeiert.
Die Ruhe vor dem Sturm.
Die Ruhe vor dem Sturm.
Die Narren rücken vor.
Die Narren rücken vor.
Die PräsidentInnen der vier Zweibrücker Karnevalsvereine (von links): Steven Schneider (FZG Wolfsloch), Eva-Maria Braun (CGH), H
Die PräsidentInnen der vier Zweibrücker Karnevalsvereine (von links): Steven Schneider (FZG Wolfsloch), Eva-Maria Braun (CGH), Heike Förch (KVZ), Andreas Bergmann (ZFF).
Sturm aufs Rathaus.
Sturm aufs Rathaus.
Das Schild hielt die heranstürmenden Narren nicht auf.
Das Schild hielt die heranstürmenden Narren nicht auf.
Die Narren haben den Schlüssel zum Rathaus erobert.
Die Narren haben den Schlüssel zum Rathaus erobert.
Eine Idee: Mit Krähenkacke Touristen anlocken.
Eine Idee: Mit Krähenkacke Touristen anlocken.
Den klagenden Anwohner des Brauereigeländes bezeichnete der OB als „kleinen Grinch“.
Den klagenden Anwohner des Brauereigeländes bezeichnete der OB als »kleinen Grinch«.
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