Zweibrücken-Land Schneenacht: Rettungskräfte arbeiten rund um die Uhr

Umgestürzte Bäume lagen überall quer auf der Straße.
Umgestürzte Bäume lagen überall quer auf der Straße.

Starker Schneefall, umstürzende Bäume, eingeschlossene Menschen – der Wintereinbruch am Wochenende hat selbst gestandene Rettungskräfte umgehauen. „So was habe ich im April in der Heftigkeit noch nicht erlebt“, sagt Thorsten Preyer, seit 30 Jahren bei der Feuerwehr.

Preyer ist Wehrführer der Verbandsgemeinde Zweibrücken-Land. Und er kann sich nicht erinnern, dass es jemals zuvor innerhalb so kurzer Zeit so viele Einsätze gab. Der erste Alarm wurde laut Preyer am Freitag gegen 20.45 Uhr ausgelöst, zunächst ging es um kleinere Überschwemmungen. Als der massive Schneefall einsetzte, der für Stromausfälle sorgte und den Straßenverkehr gefährdete, sei es Schlag auf Schlag gegangen. Erst 19 Stunden später, am Samstagnachmittag, konnten die Wehren – 90 Feuerwehrleute mit 22 Fahrzeugen – ihre Arbeit wieder einstellen.

Die ersten Einsätzen am Freitagabend waren kleine Überflutungen in Dietrichingen und Kleinsteinhausen. „Da konnte das Oberflächenwasser wegen des starken Regens nicht versickern und lief in Keller von Häusern in Hanglagen“, so Preyer. Die Wehr habe mit Pumpen und Sandsäcken geholfen. Mit dem Schneefall habe sich die Situation dann deutlich verschärft. Unter der Schneelast knickten Bäume ein, die auf Straßen fielen und Stromleitungen beschädigten. Auf zwei Autos fielen Bäume, eines war geparkt, das andere zwischen Wiesbach und Winterbach unterwegs. Die Insassen konnten sich laut Preyer selbst befreien, hatten das Auto schon unverletzt verlassen, als die Feuerwehr ankam.

Menschen verbringen die Nacht in der Hütte

In der Schlagberghütte bei Käshofen war laut Feuerwehr eine Gruppe Menschen eingeschlossen, die die Nacht dort verbrachte. Alle Wege zur Hütte waren wegen umgestürzter Bäume und Schnee unpassierbar. Auch hier wurde niemand verletzt. Als die Wege geräumt waren, konnte die Gruppe den Nachhauseweg antreten.

Noch im Laufe der Nacht wurden mehrere Straßen von Bäumen befreit, unter anderem wegen anstehender Rettungseinsätze. „Wir haben den Winterdienst der Verbandsgemeinde angefordert und sind selbst teilweise mit Schneeketten gefahren“, so Preyer. Vorübergehend gesperrt waren unter anderem die Straße zwischen Bechhofen und Lambsborn sowie die zwischen Käshofen und Homburg. Die Straße zwischen Oberauerbach und Großbundenbach war auch am Montagmorgen noch gesperrt.

In Wiesbach und Battweiler fiel um Mitternacht die Stromversorgung aus, weshalb die Einsatzkräfte die Feuerwehrhäuser besetzten für eine eventuelle Alarmierung und Unterstützung der Bevölkerung. In Wiesbach war der Strom am Samstagmorgen zurück, in Battweiler erst am Nachmittag.

Seine Leute hätten unermüdlich gearbeitet, und seien dabei teilweise selbst in Gefahr geraten, so Preyer. „Da knackte und knallte es überall im Wald von den umknickenden Bäumen und herabfallenden Ästen.“

Beatmungsgeräte mit Notstrom versorgt

In der Verbandsgemeinde Thaleischweiler-Wallhalben hatte die Feuerwehr laut Wehrleiter Harald Borne ebenfalls alle Hände voll zu tun. Zu 36 Einsätzen wurde sie hier gerufen, vor allem wegen umgestürzter Bäume. Auf der Landstraße bei der Pottschütthöhe traf ein Baum den Wagen einer Frau, und die Feuerwehr musste sie aus ihrem Fahrzeug befreien. Sie blieb unverletzt.

Am Samstagmorgen musste die Feuerwehr einen Milchlaster eskortieren, der die Bauernhöfe anfuhr. Die Straßen waren von umgefallenen Bäumen übersät, die Feuerwehr musste alle hundert Meter dem Milchlaster die Straße freiräumen.

Übereinstimmend erklärten Preyer und Borne, dass viele nicht mehr mit Schnee gerechnet und bereits die Sommerreifen draufhatten. Auch die Straßenmeisterei, so Borne, sei teilweise überfordert gewesen.

Wallalbmarkt bleibt am Samstagmorgen zu

Der Lebensmittelmarkt Edeka Hollinger in Wallhalben blieb am Samstagmorgen geschlossen. Grund war ein Stromausfall. Das führte zu einem Ausfall der Kühltheken, weshalb fast alle Tiefkühl- und Molkereiprodukte nicht mehr verkauft werden können. Erst gegen 11.30 Uhr konnte der Markt wieder öffnen. „Da haben wir natürlich unfassbar viel Umsatz verloren“, sagt Betreiberin Nina Hollinger. Wie hoch der Gesamtschaden ist, könne man noch nicht sagen. „Da muss noch einiges geklärt werden, auch mit der Versicherung“, so Hollinger. Am Montagmorgen gab es eine Sonderlieferung für die Filiale, um das Sortiment wieder aufzufüllen.

Kühe können nicht gemolken werden

In Battweiler war der Strom um kurz nach 3 Uhr in der Nacht zum Samstag weg. Kein Licht, kein warmes Wasser, elektrisch betriebene Garagentore und Rollläden gingen nicht auf. Bis auch Telefone, Rechner und Elektroherde wieder ihren Dienst taten, dauerte es gut zwölf Stunden. Am Samstagnachmittag war der Strom zurück.

Landwirt Jörg Klein aus Winterbach fehlte bereits am Freitag der Strom, um seine Kühe zu melken. Der Sturm hatte einen Mast der Hochspannungsleitung umgeworfen. Die Pfalzwerke seien mit einem Stromaggregat angerückt, das sie am Umspannpunkt in Niederhausen anschlossen. Kurz darauf arbeitete die Melkmaschine wieder. Am Samstagmorgen dann wieder Stromausfall. Ein Notstromaggregat traf um 6.30 Uhr in Niederhausen ein, so dass auch Bauer Klein wieder seine Kühe melken konnte.

Dauereinsatz für die Trinkwasserversorgung

Der Zweckverband Wasserversorgung Schmitshausen meldete Wassermeister Michael Westrich früh am Samstag, dass die Pumpen der Wasserwerke im Wallhalbtal stillstehen. Westrich verständigte Wassermeister Jürgen Schnur in Wallhalben. Schnell war klar, dass sie auf der Knopper Mühle und dem Wasserwerk Erlenmühle zwischen Wallhalben und Hettenhausen Notstromaggregate einsetzen müssen, um genug Trinkwasser in die Höhendörfer pumpen zu können. Um 16 Uhr funktionierte die Wasserförderung wieder, als die Pfalzwerke auch hier ihre Hochspannungsleitung quer über die Sickinger Höhe repariert hatten.

Forstamt räumt auf und warnt

Das Forstamt Westrich hat mit den Aufräumarbeiten in den Wäldern und auf den Wegen begonnen, wird aber vermutlich noch über die Osterfeiertage hinaus mit der Beseitigung von abgebrochenen Ästen und umgefallenen Bäumen beschäftigt sein, wie es am Montag mitteilte. Es bestehe weiterhin die Gefahr, dass in den Kronen hängende Astabbrüche ohne Vorwarnung herunterfallen, insbesondere aus den Kiefer- und Fichtenkronen. Das Forstamt empfiehlt daher, den Wald in den nächsten Tagen zu meiden.

[Den Absatz über den Einsatz bei einem Pflegdienst in Maßweiler haben wir gelöscht. Der Einsatz verlief weitaus gimpflicher als darin beschrieben. Weder musste eine Scheibe an dem Gebäude eingeschlagen werden noch hatten die Beatmungsgeräte eine zu kurze Akkulaufzeit. Diese Fehler beruhten auf einem Missverständnis unsererseits.]

Andernorts hatte die Feuerwehr mit Hochwasser zu kämpfen.
Andernorts hatte die Feuerwehr mit Hochwasser zu kämpfen.
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