Zweibrücken Bei Tadano kracht’s: Gespräche zwischen Geschäftsführung und Betriebsrat abgebrochen

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Der Ton beim angeschlagenen Kranbauer Tadano wird offenbar zunehmend rauer. Ein Gesprächstermin am Dienstag zwischen Geschäftsführung und Betriebsrat gipfelte darin, dass beide Seiten sich einen mutwilligen Abbruch vorwerfen. Die Geschäftsführung wirft dem Betriebsrat außerdem vor, Falschinformationen an die Belegschaft zu verteilen und die Produktion zu gefährden.

Geschäftsführer Kenichi Sawada und Personalchef Jürgen Lachmann erklären in einem Schreiben an die Mitarbeiter, das der RHEINPFALZ vorliegt, dass man in Vorbereitung für das Gespräch zur geplanten Schließung des Werks Wallerscheid „detaillierte Antworten zu mehr als 40 Fragen des Betriebsrats“ vorbereitet habe. Der Betriebsrat habe den Termin aber „vorzeitig und unvermittelt verlassen, um aus der laufenden Veranstaltung heraus falsche Informationen an die Belegschaft zu verteilen und mit ihrer Aktion die laufende Produktion zu stören“.

Und die Kritik der Geschäftsführung am Betriebsrat wird noch schärfer: „Aktuell drängt sich der Eindruck auf, dass dem Betriebsrat vor allem daran gelegen ist, der IG Metall bei der Anwerbung neuer Mitglieder zu helfen, aber deutlich weniger daran, eine konstruktive Lösung der anstehenden Themen bei Tadano zu finden.“ Sawada und Lachmann erhöhen in dem Schreiben an die Mitarbeiter deutlich den Druck. „Sollte die Produktivität, die aktuell wegen der hohen Krankheitsquote ohnehin schon leidet, durch weitere unangemessene Aktionen des Betriebsrats zusätzlich sinken, wird sich dies unweigerlich auch negativ auf unsere Kunden und das Geschäft der Tadano Demag insgesamt auswirken“, droht das Management.

Betriebsrat und IG Metall: Geschäftsführung verursacht den Abbruch

Betriebsrat und Gewerkschaft widersprechen der Darstellung der Geschäftsführung entschieden. Das Informationsgespräch zur vom Unternehmen beabsichtigten Schließung des Werks Wallerscheid und zum Abbau von gut 400 der noch 1300 Arbeitsplätzen sei am Dienstag lediglich gegen Mittag unterbrochen worden. Der Grund: Es seien zahlreiche Mitarbeiter vorm Betriebsratsbüro erschienen, die ein Zeichen hätten setzen wollen. Man habe auf Informationen aus den Gesprächen des Tages gedrängt. Betriebsrat und Gewerkschaft hätten dem Ansinnen entsprochen und den Verlauf der unbefriedigenden Gespräche am Vormittag wiedergegeben. „Dies hat dazu geführt, dass anschließend der Arbeitgeber diesen Termin abgebrochen hat“, heißt es in einer Erklärung von Betriebsrat und Gewerkschaft am Nachmittag. Die Rede ist von einem „plötzlichen Abbruch“ durch den Arbeitgeber.

Betriebsrat und Gewerkschaft kritisieren, dass von Unternehmensseite verlangte Antworten einfach nicht kommen. Man habe am 14. April der Geschäftsführung einen Katalog mit 46 konkreten Fragen übermittelt. Zwar sei am Dienstag auf die ersten sieben Fragen des Katalogs geantwortet worden. Die Antworten seien aber unbrauchbar gewesen, weil nicht umfassend auf die Fragen eingehend. So würden etwa bis dato keine Auswirkungen auf das Schwesterwerk im fränkischen Lauf thematisiert, die es aber bei massiver Verlagerung von Modellreihen gebe.

Die Arbeitgeberseite habe am Dienstag den nach ihrer Auffassung zu hohen Krankenstand angesprochen. Seitens Betriebsrat und Gewerkschaft habe man dem Arbeitgeber klar machen müssen, dass die beabsichtige Werksschließung Wallerscheid, die Produktverlagerungen und der angekündigte Abbau von mehr als 400 Stellen die Beschäftigten stark belaste.

Die Tadano-Demag-Geschäftsführung geht davon aus, dass die Antworten auf die ausstehenden Fragen des Betriebsrats nun schriftlich ergehen. So eine Erklärung vom Nachmittag.

Wie berichtet, sind Termine für die Informationsgespräche bis Ende Juni vereinbart. Dass es im Juli weitergeht, ist wahrscheinlich. Betriebsrat und Gewerkschaft hatten vergangene Woche, am 23. April, damit begonnen, im Rahmen einer von fast allen der 1300 Beschäftigten besuchten Betriebsversammlung Ideen und konkrete Verbesserungsvorschläge zu sammeln. Sie sollen in ein Zukunftskonzept einfließen, mit dem die Arbeitnehmer die Konzernspitze überzeugen wollen, von der Werkschließung Wallerscheid und dem Stellenabbau abzulassen. Bis Mitte/Ende Juni soll das Konzept fertig sein. Die Gewerkschaft IG Metall kündigte an, einen Zukunftstarifvertrag für Tadano-Demag abschließen zu wollen.

Mitte und Ende Mai sind die nächsten Gespräche mit der Geschäftsführung terminiert.

Belegschaft und Kunden verunsichert

Die Stimmung in der Belegschaft ist augenscheinlich weiterhin miserabel. Dort hat man den Eindruck, dass die geplante Werksschließung plus Stellenabbau in Zweibrücken für die Geschäftsführung eine unerfreuliche Randerscheinung ist, während die Arbeitnehmer um ihre Jobs und ihre Existenz bangen. Ständig bekomme man zu hören, man müsse mehr arbeiten, um das Ruder rumzureißen. Alle Verantwortung werde auf die Schultern der ohnehin verunsicherten Belegschaft gelegt, wie einer der Beschäftigten stellvertretend für Kolleginnen und Kollegen kritisierte.

Auch bei den Geschäftspartnern werden die Vorgänge bei Tadano Demag offenbar zunehmend kritisch beobachtet. Ausländische Kunden sollen bereits damit gedroht haben, die Geschäftsbeziehungen zu beenden, sollten die Krane nicht mehr aus Zweibrücken kommen.

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