Speyer Geschichte vom Wegrand aus betrachtet

Dudenhofen. In der Volksschule war „Heimatkunde“ das Lieblingsfach von Gangolf Bettag. Das Interesse an historischen Begebenheiten begleitete ihn weiter durch die Studien- und Berufsjahre und durchs Leben. In Gesprächen, im Austausch fiel immer wieder der Satz: „Das sollte man mal aufschreiben“. Damit ließ sich Bettag Zeit bis zum Ruhestand – und stellt morgen sein Buch „Dudenhofener Flur- und Straßennamen“ vor. Der Autor zum Titel: „Ich wollte mich der Geschichte und Entwicklung von Dudenhofen aus einer anderen, neuen Perspektive nähern und nicht eine weitere Ortschronik schreiben.“ Nach dem geeigneten Standort für einen Rundum-Blick musste der Dudenhofener nicht lange suchen. Bettag waren die Gemarkungs-Grenzen geläufig, er kannte sämtliche Grenzsteine, auch die „Maulbronner Steine“. Sie markierten im heutigen Hofgraben einen Klosterhof, dessen Erträge die Bauern bei den Mönchen abzuliefern hatten. Bettags Familie ist „seit etwa 200 Jahren in Dudenhofen verwurzelt“. Seine Kurzbiographie: Geboren 1947, Volksschule, neusprachliches Gymnasium in Speyer, Abitur, Bundeswehr, Jura-Studium in Heidelberg und Mannheim, beschäftigt in Karlsruhe und Stuttgart, 30 Jahre Justiziar der Universität Mannheim, Hobby-Musiker (Geige, Gitarre), spielt in der Big-Band Dudenhofen. Ausgangspunkt der 2011 begonnen Recherche waren die von Fritz Klotz und Karl Heinz Debus in ihren Ortschroniken aufgeführten Flurnamen. Über deren Herkunft forschte Bettag in den Akten und Plänen des Landesarchivs und den Ratsprotokollen der Gemeindeverwaltung. Vergleichend studierte er dazu Veröffentlichungen über Flurnamen der Pfalz, von Speyer, den Nachbargemeinden. Den zeitlichen Grenzstein für sein Vorhaben markierte Bettag mit der Jahreszahl 1800. Die Pfalz war französisch, Dudenhofen zählte rund 700 Einwohner, verteilt auf neun Straßen-Adressen: Speyerer und Neustadter Straße, die noch Gemeindestraße hieß, Hintergasse, Lammgasse, Obere und Untere Mühlstraße, Gommersheimer Straße („breed Gass“), Rottstraße („schmal Gass“), Holzgasse. 1816 kam die Pfalz zu Bayern. Das Geld brauchte und deshalb zur Erhebung einer Grundsteuer bis 1837 alle Flur- und Grundstücke ausmachte und auflistete. Zuvor existierten lediglich idyllische, nicht näher bezeichnete Landschaftspläne, der älteste von „Meister Besserer“. Flurnamen wurden mündlich überliefert. Drei der von Klotz aufgeführten: Heidegarten (1578), Kaefers Wiese (1363) am Mönchsbusch, die Wingertsäcker an der Harthäuser Straße. Das erste amtliche Verzeichnis datierte Bettag „um 1820“. Es enthält etwa 80 Dudenhofener Flurnamen. An Ursprüngen oder Taufpaten nennt Bettag geografische Gegebenheiten – Beispiel Berghäuser Höhe oder Tiefwiese; die Form: Kochenzipfel, Dreispitz (drei Ecken zwischen Woogbach und Krebsbach); die Nutzung wie bei Zwiebelweide, Saulager, Rattenwiese, Kuhbrunnen, Bremmenstall oder die Lage: oberer, unterer Eichwald sowie die Größe: elf Morgen, 30 Morgen. „Am Fallzau(n)“ („das ,n’ wurde selten mitgesprochen“) ist für Bettag eine Besonderheit: Ein am Ende des Feldstücks vor dem Waldrand Richtung Hanhofen stehender Zaun, der verschlossen werden konnte, damit weidendes Vieh nicht ausbrach, wildernde Tiere nicht reinkamen. Eine Bestimmung von 1580 erlaubt den Speyerern „bei Rheins Nöthen“, wenn städtische Weideflächen überschwemmt waren, ihr Vieh nach Dudenhofen, bis zum Fallzaun zu treiben. Erwähnt ist der Flurname noch in einem Ratsprotokoll von 1961. Oder Dulfloch (Dulflache): In der Pfalz die gängige Bezeichnung für eine Feuerstelle zum Rösten von Hanf. Bis Ende des 19. Jahrhunderts lag das Siedlungsgebiet zwischen Woog- und Hainbach. Mit der Erweiterung darüberhinaus stieg 1913 die Einwohnerzahl auf rund 2000. 2013 waren es 6000. An Straßennamen registrierte Bettag 91. Einige Flurnamen verschwanden mit der Ausweisung von Baugebieten, manche „überlebten“ (zunächst) in Straßennamen. Beispiel Hinterweglein, einst ein Feldweg am Hainbach. Bis 1926. Bettag: „Es gab die Vorgabe, Wege und Gassen zu Straßen auszubauen.“ Aus dem Hinterweglein wurde die Kilianstraße, die Hintergasse (da steht das Pfarrhaus) wurde in Ringstraße, dann Raiffeisenstraße umbenannt, aus dem „Weg zum Heidegarten“ (Grumbeerefeld) wurde die Goethestraße.

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