Speyer Dom-Uhus: Kritische Phase währt nur noch kurz

Hallo, Geschwisterchen: zwei junge Uhus in zwei Fensternischen des Doms.
Hallo, Geschwisterchen: zwei junge Uhus in zwei Fensternischen des Doms.

Die drei jungen Dom-Uhus werden flügge. Sie sind nach Einschätzung von Vogelexperte Sven Ofer gut sieben Wochen alt und in wenigen Tagen soweit, dass sie gefahrlos ihre Kreise ziehen können. Bis dahin sind Besucher sowie Tierhalter am Dom noch um Rücksichtnahme angehalten – so interessant die seltenen Stadttiere auch sind.

Vor einer Woche hatte das Domkapitel über die neuen Untermieter der historischen Kathedrale informiert, und seither ist Experte Sven Ofer (Dudenhofen) täglich vor Ort. Die Feuerwehr hat ihn schon sechsmal angerufen, weil Uhu-Junge an Stellen zu Boden gegangen waren, die Passanten besorgt hatten. „Vom Domgarten bis zur Maximilianstraße“ reichte der Einsatzbereich laut Stadtfeuerwehrinspekteur Peter Eymann. Stets kam Ofer bald hinzu.

Am Mittwoch hat der Dudenhofener ein Tier etwa einfach zu seinem Geschwisterchen hinter dem Bauzaun am Nordostturm der Kathedrale abgesetzt, wo sich beide momentan – neben dem etwas höher gelegenen Bereich einer Dachrinne – gerne aufhalten. Ansonsten reiche auch mal ein Gebüsch aus, um das Tier vor der derzeit noch für es gefährlichen Krähe zu schützen.

Vogel-Experte des Domkapitels: Sven Ofer.
Kommentar

Auf gutem Weg zur Normalität

Keine unnötige Mühe

„Als die Dom-Uhus vor zwei Jahren schon einmal Junge hatten, hatten wir eines nach einer Notlandung den Turm hochgetragen, und es ist sofort wieder losgeflogen“, berichtet Dom-Kulturmanagerin Friederike Walter. „Diese Mühe können wir uns nun sparen.“ Tatsächlich handelt es sich laut Ofer derzeit um eine kritische Phase von wenigen Tagen, in denen die Jungen noch gut nicht genug fliegen können und deshalb immer mal wieder am Boden landen. „Einer fliegt schon relativ gut, bei den beiden anderen wird es in Kürze soweit sein“, erklärt Ofer.

Die zwei wenige Tage nach dem Größten zur Welt Gekommenen hätten am Dienstag erstmals „ihren“ Turm verlassen und seien mehrfach im Garten der Landeskirche heruntergekommen. Hier habe er sie relativ entspannt retten können. Etwas eiliger sei es nach einer Landung am Museumskreisel gewesen. Auch aus dem Bereich Bischofshaus musste ein junger Uhu schon geborgen werden. Vor allem abends vor Sonnenuntergang sei das Trio eine Stunde lang richtig munter, sagt Ofer.

Lob für Passanten

„Die Leute sind richtig rücksichtsvoll“, lobt der Vogel-Experte. Die Hinweisschilder rund um den Dom würden beachtet und Hunde an die Leine genommen, sodass keines der Jungtiere gefährdet werde. Ein Beobachten etwa per Fernglas und mit ausreichend Distanz sei unproblematisch. Vorsicht sei jedoch auch in den kommenden Tagen und Wochen angebracht. Dann würden die Ausflüge der Eulenvögel wohl weiter, und Ofer erwartet dann auch Landungen im Bereich Speyerbach, Magdalenenkloster, Gedächtniskirche oder St. Joseph. Wenn die Uhus bei der Josephskirche aber dem Gelege der in den dortigen Türmen nistenden Wanderfalken mit ebenfalls drei Jungen zu nahe kämen, könnte Ärger drohen, vermutet er.

Wenn die Krähen rund um den Dom lautstark auf die neuen Mitbewohner schimpfen – „hassen“, heißt das in der Fachsprache – sei das eine natürliche Reaktion, betont Ofer. Solange sie noch schutzbedürftig seien und es könnten, versteckten sich die Uhus selbst. Bislang laufe alles gut mit den Jungtieren, sagt der Experte. Davon habe sich auch der stätische Naturschutzbeirat in dieser Woche überzeugt. Wie Domkapitel-Mitarbeiterin Walter hofft Ofer, dass die Uhus bald sich selbst überlassen werden können. Wenn die Restarbeiten am Domturm, für die aktuell noch eine Absperrung steht, wieder beginnen, ist das aus ihrer Sicht jedenfalls nicht problematisch.

Vor dem Bischofshaus: gelandeter Jung-Uhu.
Vor dem Bischofshaus: gelandeter Jung-Uhu.
Im Gebüsch: geschützt nach der Landung.
Im Gebüsch: geschützt nach der Landung.
Denkmalschutz und Naturschutz: auf der Dom-Galerie.
Denkmalschutz und Naturschutz: auf der Dom-Galerie.
Mit gutem Ausblick: einer der Jungvögel.
Mit gutem Ausblick: einer der Jungvögel.
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