Speyer Artenvielfalt: Neue Fledermauskästen für den Auwald

Deichpflege und Fledermauskästen anbringen: Das ist die Arbeit von Lars Mühlberger.
Deichpflege und Fledermauskästen anbringen: Das ist die Arbeit von Lars Mühlberger.

Geschützte Fledermäuse und Vögel sollen weiterhin im Speyerer Auwald ein Zuhause haben. Weil nach Baumfällungen für die Deichsicherheit jedoch etliche Baumhöhlen fehlen, sind an Stämmen entlang des Damms Kästen für die geflügelten Insektenfresser aufgehängt worden.

Der Auwald gilt als einer der artenreichsten Lebensräume nicht nur in Speyer, sondern in Europa. Um ihn zu erhalten und seinen ökologischen Wert möglichst noch zu steigern, zählt dieser Waldtyp auch auf der Gemarkung der Stadt zum Natura-2000-Schutzgebietsnetz. Eingriffe, wie etwa Fällungen, sind hier nur gut begründet erlaubt.

Bei einem Ortstermin am Donnerstag zur Anbringung der künstlichen Höhlen für Fledermäuse und Vögel – auf Höhe der Zufahrt zur Anlegestelle der Rheinhäuser Fähre – hat Hannes Kopf, der Präsident der Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Süd, die Deichsicherheit als Grund genannt für das Fällen von mehr als 300 Bäumen seit 2018 am Rheinhauptdeich zwischen der „Berghäuser Schließe“ und der Schiffswerft Braun. Vorgeschrieben sei ein fünf Meter breiter Schutzstreifen. Die Bäume, die am Speyerer Rheindeich gefällt wurden, hätten in diesem Bereich gestanden, erklärte der Jurist.

Einige Bäume bleiben erhalten

Während die Stadt Speyer als Waldbesitzer die Fällungen am Rheindamm in Auftrag gegeben hatte, hat die SGD Süd von den Biologinnen Susanne Mayrhofer und Ute Scheckeler ein artenschutzfachliches Gutachten anfertigen lassen. „Mehrere Bäume, insbesondere große Eichen, die im Deichschutzstreifen stehen, konnten erhalten bleiben“, betonte Scheckeler.

Normen Karg, der Leiter der zur SGD gehörenden Deichmeisterei Speyer, teilte mit, dass sich die verschonten Bäume bei einer genauen Untersuchung als gesund und damit als ungefährlich für den Deich erwiesen hätten. „Bei ihnen wurden nur Äste zurückgeschnitten, die in den Bereich über dem Deich hineinragten“, sagte er. Insgesamt 30 Fledermauskästen, zehn Vogelnistkästen und auch zwei Haselmaushöhlen haben Mitarbeiter der Deichmeisterei mithilfe eines Hubsteigers an Bäumen in Deichnähe befestigt, informierte indes Heinz-Peter Wierig. Der Biologe hat die Maßnahmen aufgrund des Artenschutzgutachtens mitgeplant.

10.000 Euro investiert

„Wir haben sogar mehr Kästen aufgehängt, als im Gutachten empfohlen wurden“, sagte Deichmeisterei-Leiter Karg. Insgesamt habe man an die 10.000 Euro für das Projekt ausgegeben. Alle künstlichen Höhlen sind aus Holzbeton und damit witterungsbeständig sowie sicher vor Spechten. „Die meisten Vogelnistkästen bieten zudem einen Schutz vor Nesträubern wie Mardern und Eichhörnchen“, teilte Ute Scheckeler mit.

Die „Penthäuser“ für die Vögel hängen in drei bis vier Metern Höhe, sind nicht wie üblich in südöstlicher Richtung befestigt worden. „In dem Bereich scheint die Sonne sowieso nicht auf die Kästen. Wir haben aber darauf geachtet, dass keiner zur Wetterseite nach Westen hängt“, informierte Scheckeler. Die Sommer- und Winterquartiere für die Fledermäuse sind in kleinen Gruppen angeordnet. „Sie wechseln insbesondere im Sommer häufig ihren Unterschlupf“, erklärte die Biologin. Winterkästen sind isoliert. Nach Auskunft von Guido Palzer vom Arbeitskreis Fledermausschutz Rheinland-Pfalz überwintern im Rheingraben nicht selten Große Abendsegler und Rauhautfledermäuse.

Jährliche Säuberung der Nistkästen

Was die Vogelnistkästen angeht, kümmerten sich die Mitarbeiter der Deichmeisterei auch um deren Reinigung, kündigte Wierig an. Die Säuberung sollte jährlich erfolgen, wie die Vogelexperten Ute und Dieter Hoffmann aus Harthausen mitteilten. Dadurch werde der Befall der Vögel mit Parasiten verringert. Die Biologin Ute Scheckeler hofft nun, dass die Wohnungen am Deich auch bald bezogen werden. Die Erfahrung zeigt aber, dass das durchaus auch einige Zeit dauern kann.

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