Rhein-Pfalz Kreis Zwischen Jubel und Frust

Der neue Dorfmittelpunkt in Fußgönheim ist für Klein ein Schmuckstück geworden. Sie selbst geht den Weg von Hauptstraße zu Kerwe
Der neue Dorfmittelpunkt in Fußgönheim ist für Klein ein Schmuckstück geworden. Sie selbst geht den Weg von Hauptstraße zu Kerweplatz nun öfter als früher, sagt sie. Ein paar Elemente fehlen allerdings noch – Fahrradständer, zwei Sitzbänke und ein Spieltisch.

«Fussgönheim.» Das Fußgönheimer Dorfzentrum ist ein schmuckes Örtchen geworden, findet Ortsbürgermeisterin Marie-Luise Klein. Nicht nur deshalb ist sie zufrieden mit dem vergangenen Jahr. Wäre da nicht ein kleiner Makel. Den würde sie gerne noch tilgen – und einen Arzt finden, der sich in der Gemeinde niederlässt. Auch sonst gibt sie für die nächsten Monate ein straffes Programm vor. Kein Wunder: Ein halbes Jahr hat sie noch. Denn dann tritt Klein ab.

Die Verhandlungen liefen gut und waren weit fortgeschritten, doch dann kam das plötzliche Aus. „Das hat schon wehgetan“, sagt Fußgönheims Ortsbürgermeisterin Marie-Luise Klein (SPD) und so etwas wie Frust umgibt sie. Zwei Ärzte hatte sie gefunden, die im Dorf gemeinsame Sache machen und eine Praxis aufbauen wollten. Junge Mediziner waren es, sagt Klein, vielversprechende Aussichten für Fußgönheim. Die Pläne waren fertig, der Umbau der Gaststätte bei der Mehrzweckhalle zur Praxis genehmigt. „Mehr kann ich als Gemeinde kaum tun“, sagt Klein. Einer der Interessenten bekam jedoch ein Angebot, das er offenbar nicht ablehnen konnte – nämlich in eine bestehende Praxis einzusteigen. „Da ist das Risiko natürlich deutlich geringer“, sagt Klein. Der übrig gebliebene Interessent wollte alleine nicht in die Bresche springen, und so steht Fußgönheim weiter ohne Arztpraxis da. Klein hält weiter Ausschau, doch wie es weiter geht, ist völlig offen. „Aktuell würde ich keinen Umbau wagen“, sagt Klein, „so ohne Inhalt.“ Sie beschreibt die Situation als „ganz, ganz schwierig“. Und noch ein anderes Thema liegt Klein ein bisschen schwer im Magen, auch wenn es quasi schon Ende 2017 abgehandelt war. Damals wurde nach langem Hin und Her das Fußgönheimer E-Werk aufgelöst. Dennoch hat es die Ortspolitik weiter beschäftigt, es galt Jahresabschlüsse abzusegnen und Forderungen niederzuschlagen. „Mir tut es nach wie vor leid, dass wir das E-Werk nicht genutzt haben für moderne Konzepte“, sagt Klein, „man hätte sich Zeit nehmen müssen, um das beste Ergebnis für Fußgönheim zu erzielen.“ Sie denkt beispielsweise an eine Nahwärme-Insel, von der etwa das Bürgerhaus hätte profitieren können. Aber das Thema ist durch. Die Mehrheit im Ortsgemeinderat habe das Geld für etwas anderes nutzen wollen. „Stichwort Bürgerstiftung“, sagt Klein und kommt nicht an einem kleinen Seitenhieb Richtung Ideengeber CDU vorbei: „Sehr sinnvoll in einer Zeit, in der es keine Zinsen gibt.“ In einer anderen Angelegenheit aber lobt die Bürgermeisterin die gute Zusammenarbeit der Kommunalpolitiker. Die neue Ortsmitte gefällt Klein richtig gut. Das Lichtkonzept passt, gerade in den Abendstunden entfaltet der Durchgang von Hauptstraße zu Kerweplatz seine ganze Pracht. Es fehlen nur noch kleinere Elemente – zwei Sitzbänke, ein Spieltisch, Fahrradständer. „Das ist wirklich Ortsentwicklung und -verschönerung, die wir hier geschaffen haben“, sagt Klein. Wenn der Kartoffelmuseumsverein seinen Umbau gestemmt hat und auch der Heimat- und Kulturkreis in das Bankgebäude umgezogen ist, das er im vergangenen Jahr gekauft hat, bilde alles ein stimmiges Ensemble, ist Klein überzeugt. „Ich versuche zu forcieren, dass Vereine miteinander kooperieren können“, sagt sie. Solche Synergien seien nötig, damit Vereine in Zukunft weiterexistieren könnten. Die Gemeinde sei sehr großzügig in der Vereinsförderung. Im Vergleich zur Dorfmitte fällt der Kerweplatz hingegen deutlich ab. Dessen ist sich auch Klein bewusst. „Der Platz in seiner Gesamtqualität ist nicht mehr der beste“, sagt sie noch zurückhaltend. Deshalb würde Klein die Sanierung des Platzes gerne in das Straßenausbauprogramm aufnehmen, das über wiederkehrende Beiträge finanziert wird. Der Rat aber ist von dieser Idee bislang wenig begeistert. Klein bleiben noch ein paar Monate, um ihn zu überzeugen. Denn Ende Mai ist Klein weg, zumindest als Fußgönheimer Ortsbürgermeisterin. Sie tritt bei der Kommunalwahl nicht mehr an, aus „privaten Gründen“, wie sie sagt. Klein hat aber angekündigt, die Kommune auch in Zukunft als „normales“ Ratsmitglied unterstützen zu wollen. Bis dahin ist aber noch Zeit – und das Programm, das Klein vorgibt, ziemlich straff. Neben dem Kerweplatz würde sie auch gerne die Hauptstraße in das Ausbauprogramm aufnehmen – am liebsten in Kombination mit einem Durchfahrtsverbot für Lastwagen. Der Pfalzmarktweg reduziere den landwirtschaftlichen Verkehr enorm, „die Lkw sind der nächste Schritt“, sagt Klein. Was machbar ist, müsse sich zeigen. Das ist beim Flächennutzungsplan nicht anders. Der soll nämlich fortgeschrieben werden. „Wir wollen behutsam erweitern“, sagt Klein. Ihr besonderes Augenmerk liegt auf der Fläche zwischen Ortseingang und Autobahn 650. Hier hat sie kurz vor dem Jahreswechsel noch positive Nachrichten erhalten. Der Konzern Aldi, der in diesem Bereich bereits eine Filiale betreibt, hat angekündigt, in diesem Jahr einen zusätzlichen Drogeriemarkt zu bauen. Der Plan besteht seit längerer Zeit, nun wird es konkret. „Als die Mitteilung kam, hätte ich ,Hurra’ rufen können“, sagt Klein. Von Frust ist da keine Spur mehr.

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