Rhein-Pfalz Kreis Wüstenlandschaft als Grenzerfahrung

Birkenheide/miami/Sydney. Nach einem Besuch bei einem Freund in Simpsonville (South Carolina) bin ich nach Florida gefahren. Auf meinem Weg, der mich die Atlantikküste entlang führte, kam ich am Nasa Space Center vorbei, das mich sehr beeindruckt hat. Nach Stationen in Daytona, Palm Beach, Miami Beach und Key Biscaine beendete ich meine dreimonatige Nordamerikareise und flog von Miami nach Lima in Peru. Dort angekommen, bekam ich einen Kulturschock: Kulturell, sozial und landschaftlich erlebte ich krasse Unterschiede zu Nordamerika. An der peruanischen Küste habe ich Menschen getroffen, die in einer kargen Wüstenlandschaft leben und mit sehr wenig Wasser auskommen müssen. Das sind Lebensbedingungen, die sich ein Europäer kaum vorstellen kann. Allerdings gibt es auch Regionen und Städte, die äußerst sehenswert und voller Leben sind. Nicht ganz auf meiner geplanten Strecke lagen Cusco in den Anden und die antike Inkastadt Machu Picchu. Allerdings entschied ich mich, sie trotzdem zu besichtigen. Das bedeutete zwar, dass ich meine Tour durch Peru um eine Woche verlängern musste, aber es war auf jeden Fall die richtige Entscheidung, die mir tolle Erfahrungen beschert hat. Machu Picchu ist ein magischer Ort hoch in den Anden, eine ehemalige Inkastadt, deren Mauern und Anlagen nahezu vollständig erhalten sind. Da ich schon mitten in den Anden war, fuhr ich in „dünner“ Luft zum höchstgelegenen See der Welt – dem Titicacasee. Dort am Ufer zu sitzen und die Gedanken schweifen zu lassen, war unglaublich. Weiter ging es die chilenische Küste entlang. Diese Strecke hat meinem Übermut Grenzen aufgezeigt. Die Anden Richtung Küste zu überqueren, bedeutete für mich anstrengende Fahrten bei „dünner“ Luft und ständigem Wind. In Höhen über 4000 Metern ist Radfahren keine alltägliche Sache. Hinzu kam noch, dass peruanische Hunde keine Radfahrer mögen. Doch auch ein Biss konnte mich an der Weiterfahrt nicht hindern und so erreichte ich bald die chilenische Grenze und Arica. Sobald ich die Stadt verlassen hatte, umgab mich wieder eine Wüstenlandschaft. Städte und kleinere Orte liegen hier sehr weit auseinander, da Menschen sich nur dort ansiedeln können, wo es auch eine Spur von Wasser gibt. Das Leben in der Wüste ist teuer, denn mein Verbrauch an Trinkwasser, das ich kaufen musste, war natürlich sehr hoch. Zweimal ging mir das Wasser unterwegs aus. Hilfsbereite Autofahrer retteten mich aus dieser Notlage. Auch meine Nahrung musste ich logistisch einteilen, denn auf dem Weg gab es nicht immer Stationen, an denen ich Nachschub kaufen konnte. Mehrere Tage befand ich mich im Norden Chiles in der Wüste, fuhr oft bei Hitze und einem sehr lästigem Wind. Nachts schlief ich meist unter freiem Himmel. Das Durchqueren der Wüstenlandschaft hat mich psychisch sehr belastet. Daher war ich jedes Mal froh, wenn ich an einem Ort etwas Grün erblicken konnte, wovon es in der mittleren Region Chiles reichlich gab. Die Küstenlandschaft um Valparaiso ist schön. Hier befindet sich der Wein- und Obstgarten Chiles. In Nordpatagonien gönnte ich mir eine dreitägige Schiffsfahrt durch die dortige Inselwelt. Nach dem pedalfreien Wochenende auf dem Schiff galt es dann wieder, mich auf den Sattel zu schwingen und so erreichte ich Feuerland. Auf Terra de Fuego fuhr ich bis zur südlichsten Stadt der Welt: Ushuaia. Ein toll gestaltetes Tor begrüßt dort die Ankommenden. Nette Einladungen und Begegnungen begleiteten mich auf meiner Weiterfahrt Richtung Norden. Eine für mich sehr rührende Geste kam von jungen Argentiniern. Diese traf ich, als ich auf einem Feld mein Rad reparierte und dort mein Zelt aufstellte. Das Wetter war gerade sehr ungemütlich. Nach der Arbeit wollte ich meine Hände am Fluss waschen. Das bekam eine junge Frau mit und bot mir heißes Wasser aus ihrer Thermoskanne an. Als das Paar später wegfuhr, schenkte mir ihr Freund Handschuhe und ein Getränk – er sah wohl, dass ich etwas fror. Die einwöchige Fahrt von Ushuaia nach Punta Arenas war eine Prüfung für Körper und Geist. Orkanartige Winde brachten mich an meine Grenzen der Belastung. An einigen Tagen war es unmöglich zu fahren. Der Sturm fegte mich von der Straße und riss mir das Rad beim Schieben aus den Händen. Es kostete mich viel Überwindung, per Anhalter oder einmal mit dem Bus zumindest einen Teil der Strecke zurückzulegen. Diese schwere Zeit hatte aber auch Schönes. Ich konnte viele Tiere beobachten: faulenzende Seelöwen, sich tummelnde Delfine, Kormorane, freilebende Nandus und Guanakos. Weihnachten verbrachte ich in Punta Arenas im Hostel. Dort wohnte ich ein paar Tage, was eine willkommene Abwechslung war zu meinen sonstigen Nachtlagern im Zelt, in Bushaltehäuschen oder unter freiem Himmel. Von hieraus unternahm ich kleine Ausflüge, unter anderem zu einer Pinguinkolonie, die auf der Isla Magdalena weilt. Der patagonische Sommer ist allerdings nichts anderes als ein milder mitteleuropäischer Winter, in dem es oft auch stürmt. Dem unwirtlichen Wetter entkam ich mit einem Flug nach Santiago de Chile, wo tropischer Sommer herrschte. Einen Tag später ging es nach Sydney. Am Tag nach meiner Ankunft feierte ich in Australien an der Harbor Bridge, gegenüber der berühmten Oper, Silvester. Als einer von hunderttausend Menschen erlebte ich dort um Mitternacht das große Feuerwerk und startete zehn Stunden vor Deutschland ins neue Jahr.

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