Rhein-Pfalz Kreis Spannungsgeladenes Großprojekt

Die bundesweite Energiewende macht sich auch in Dannstadt-Schauernheim bemerkbar. Hier möchte das Unternehmen Amprion ein neues
Die bundesweite Energiewende macht sich auch in Dannstadt-Schauernheim bemerkbar. Hier möchte das Unternehmen Amprion ein neues Umspannwerk bauen. Die Bauern beklagen den Geländeverlust.

«Dannstadt-Schauernheim.» Der Bund möchte in den nächsten Jahren die großen Stromtrassen in Deutschland ausbauen und so die Versorgung in Zeiten der Energiewende sichern. Dazu zählt die Überlandleitung zwischen Mutterstadt und Dannstadt-Schauernheim. Dort soll ein neues Umspannwerk gebaut werden. Die nötige Fläche stellen die Dannstadt-Schauernheimer zur Verfügung. Das hat ihr Ortsgemeinderat am Dienstag beschlossen. Die Landwirtschaft beklagt den enormen Geländeverlust.

Die betroffene Hochspannungsleitung führt von Bürstadt in Hessen bis zum Umspannwerk Kühmoos in Baden-Württemberg. Sie soll ertüchtigt und von 220 auf 380 Kilovolt umgestellt werden. Dafür zuständig ist die Amprion GmbH mit Sitz in Dortmund. Das Unternehmen ist einer der größten Übertragungsnetzbetreiber in Deutschland und für ein 11.000 Kilometer langes Leitungsnetz verantwortlich. Es versorgt 29 Millionen Menschen mit Strom und unterhält unter anderem das Umspannwerk in Mutterstadt auf dem Gelände der Pfalzwerke AG. Dort fehlt es jedoch nach Angaben von Amprion-Mitarbeiter Ralf Machholz an Erweiterungsmöglichkeiten, weshalb ein Neubau an anderer Stelle nötig ist, der Anfang 2023 in Betrieb gehen soll. Nach einem geeigneten Areal hat Amprion in den vergangenen Monaten auf Mutterstadter, Dannstadt-Schauernheimer, Schifferstadter und Böhl-Iggelheimer Gemarkung gesucht. Von den drei Suchkorridoren bevorzugt die Firma den entlang der A 61 bei Dannstadt. Alternativ kämen noch Korridor B zwischen Dannstadt-Schauernheim und Böhl-Iggelheim bei der Firma Enza Zaden und Korridor C zwischen Schifferstadt und Böhl-Iggelheim infrage. Der Böhl-Iggelheimer Rat habe grünes Licht für einen möglichen Standort auf seiner Gemarkung gegeben, sollten die anderen Standorte abgelehnt werden, sagte Machholz bei der Präsentation des Projekts nun im Dannstadt-Schauernheimer Rat. Dieser Standort wäre für Amprion jedoch mit großen Nachteilen verbunden. Ein anderer Teil des Netzausbaus, in den Amprion eigenen Angaben zufolge in den nächsten zehn Jahren 6,8 Milliarden Euro investiert, ist bereits fertig: das neue Umspannwerk bei Lambsheim. Über die Bauarbeiten dort zeigte Machholz einen kurzen Demofilm. Ortsbürgermeister Bernd Fey (CDU) legte Wert darauf, dass der Flugbetrieb der örtlichen Segelflieger nicht gestört wird. Daher müsse Amprion sein Vorhaben mit ihnen unbedingt abstimmen. Das sicherte Amprion-Vertreter Machholz zu. „Wir haben Experten im Haus, holen im Planverfahren die Stellungnahmen der Betroffenen ein und suchen ohnehin im Vorfeld das Gespräch mit ihnen“, erklärte er. Werner Jotter (CDU) hob den Flächenbedarf von zehn Hektar hervor. Davon würden sechs für das Umspannwerk benötigt und vier für die vorgeschriebenen Ausgleichsflächen. All das gehe zu Lasten der landwirtschaftlichen Anbauflächen, beklagte Jotter, selbst Landwirt, die erneuten erheblichen Einbußen für die Bauern. Zumal diese zugunsten von zusätzlichen Gewerbeflächen und Neubaugebieten in den zurückliegenden Jahren bereits deutliche Geländeverluste hingenommen hätten. Tatsächlich stehen den Landwirten neben dem neuen Umspannwerk weitere große Einschnitte bevor: durch den geplanten Ausbau der A 61 auf sechs Spuren und in dessen Folge die angestrebte Erweiterung der Dannstadter Autobahn-Raststätte um 18 Hektar. Laut Gemeindeverwaltung hegt außerdem die Firma Zeller Expansionspläne in Richtung Dannstadt. CDU-Fraktionschef Klaus Dissinger räumte denn auch ein: „So ein Aderlass tut einer intensiv landwirtschaftenden Gemeinde wie der unseren weh. “ Dennoch stelle sich die Fraktion der übergeordneten Verantwortung, da sie die Notwendigkeit der Energiewende sehe. Ähnlich äußerte sich Marc Hauck (FDP): „Ich verstehe die Bedenken der Landwirtschaft, aber wir stehen unter einem gewissen Druck. Denn der Strom muss fließen. Zudem wären die anderen Standorte mit dem Bau von mehr Masten und einer noch weiterreichenden Zerstückelung landwirtschaftlicher Flächen verbunden.“ Gerlinde Braun (SPD) hakte bezüglich des Lärmpegels nach, da auf keinen Fall Bürger mit einem konstanten Brummton belästigt werden dürften. Dazu sagte Machholz, es würden entsprechende Gutachten erstellt, die nötigen Abstände eingehalten und alle Mittel ausgeschöpft, um die gesetzlichen Grenzwerte nicht nur einzuhalten, sondern deutlich zu unterschreiten. Am Ende erkannte der Rat mehrheitlich die Notwendigkeit des Projekts an, sprach sich für einen Standort östlich der A 61 aus und verpflichtete Amprion zur Abstimmung mit den Segelfliegern. Zudem wird das Gremium das Vorhaben begleiten, sobald die Firma die erforderlichen Grundstücke erworben hat. Ortsbürgermeister und Verwaltung erhielten darüber hinaus den Auftrag, mit dem Unternehmen Projektdetails zu verhandeln.

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