Bobenheim-Roxheim RHEINPFALZ-Sommertour: Stehend über den Silbersee paddeln
Am zweitgrößten See in Rheinland-Pfalz ist am frühen Dienstagabend die Hölle los. Kein Wunder, die Temperaturen liegen weit über 30 Grad, und es sind noch Ferien. Heiko Urtel, der beim Wassersportverein (WSV) Roxheim das Amt des Surfwarts innehat, holt die kleine Sommertour-Gruppe am vollen Silberseeparkplatz ab: zwei Leserinnen, ein Leser und die Reporterin. Eine weitere Teilnehmerin hat kurzfristig absagen müssen.
Mit dem Kleinbus geht es samt Ausrüstung am Badestrandtrubel vorbei auf den Privatweg der Firma Willersinn und auf deren Gelände mit dem Namen Scharrau. WSV-Mitglieder können für 130 Euro im Jahr eine Einfahrtgenehmigung erwerben, oder sie pendeln mit dem Fahrrad zwischen dem offiziellen Parkplatz und den Vereinsanlagen auf der Halbinsel.
Dort angekommen heißt uns auch Marco Wertel willkommen, er ist beim WSV für die surfende Jugend zuständig. Die beiden Sportwarte und weitere Vereinsmitglieder werden ab jetzt eine Eins-zu-eins-Betreuung auf dem Wasser sicherstellen. Einen Vorteil muss es ja haben, dass die Sommertour-Gruppe so klein ist. Wir alle haben uns im Vorfeld darauf verständigt, den Aufwand für den WSV zu verringern und auf den Kajak-Schnupperkurs zu verzichten. Die drei RHEINPFALZ-Leser haben sich ohnehin wegen des Stehpaddelns angemeldet.
Alles Übungssache
„SUPen“ nennt Heiko Urtel das, was wir gleich ausprobieren dürfen. SUP ist die Abkürzung für Stand-up-Paddling, eine Wassersportart, bei der man aufrecht auf einem schwimmfähigen Board steht und sich mittels Stechpaddel fortbewegt. Das sieht auf Fotos oder bei Könnern unglaublich leicht und lässig aus, aber wir ahnen, dass es da einen Haken gibt. Man muss nämlich erst einmal üben, auf dem durchaus breiten, aber kippeligen aufblasbaren Brett stehen zu bleiben.
Surfwart Urtel zeigt uns in kniehohem Wasser, wo der Schwerpunkt des Bretts ist, wie man sich am besten hinstellt und wie man in tieferem Wasser wieder zurück auf das Board kommt, wenn man in den See gefallen ist. Kaum auf dem Brett platziert, ist die Reporterin auch schon umgekippt. Das geht ein paarmal so, weil sie mit dem Gleichgewichtssinn auf Kriegsfuß steht. Irgendwann ist aber auch sie so weit, dass man ihr das Paddel für die nächste Übung in die Hand geben kann. Urtel zeigt, wie man es halten und bewegen muss, damit man geradeaus vorwärts kommt oder die Richtung wechseln kann.
Sport mit Erfrischungseffekt
Mit dem Gerät in der Hand fühlt es sich nicht mehr ganz so wackelig an, und relativ schnell hat man begriffen, wenngleich noch nicht verinnerlicht, wie’s am besten geht. Jetzt einfach weiter üben und sicherer werden. Den gelegentlichen Fall ins Wasser als willkommene Erfrischung feiern und das Wiedererklimmen des Bretts als Krafttraining betrachten.
Am Himmel kündigt sich das vorhergesagte Gewitter an und es kommt ein bisschen Wind auf. Und schon sind wir bei der nächsten Lektion. „Viele unterschätzen, wie viel Kraft es kostet, bei Gegenwind zu paddeln“, sagt Marco Wertel und warnt: „Auch bei einer Schönwettersportart kann was passieren.“ Wenn man entkräftet sei, gelte es, immer beim Brett zu bleiben und durch Winken auf sich aufmerksam zu machen. „Und achten Sie immer auf das Wetter!“, schärft uns der Jugendsurfwart ein. Sobald ein Gewitter begonnen hat, sollte man auf gar keinen Fall mehr auf dem Wasser sein. Und wie gesagt: Bei Gegenwind kann es dauern, bis man wieder an Land ist.
Den Rat befolgt natürlich das Anfängergrüppchen, und so endet der Schnellkurs etwas früher als geplant. Was nicht so schlimm ist, denn wie alle zugeben: Es war große Klasse, aber auch anstrengend. SUPen ist nun mal ein Sport, und den kann man beim WSV auch wettkampfmäßig betreiben, wie unsere beiden Kursleiter erläutern. Bei einer Regatta gehe es dann entweder um Ausdauer oder Schnelligkeit. „Aber bei dieser Sportart ist das alles noch nicht so professionell“, sagt Heiko Urtel. „Viele bei uns betreiben SUPen als Ausgleich, wenn kein Wind zum Segeln oder Surfen da ist.“
Neue Mitglieder willkommen
Die Sommertour-Gäste aus Frankenthal und Obrigheim sind begeistert und spielen mit dem Gedanken, dem WSV beizutreten, um das Stehpaddeln richtig zu erlernen und regelmäßig zu betreiben. Das freut die Mitglieder, die sich an diesem Abend so rührend um uns gekümmert haben. Knapp 470 Personen gehören zum WSV, dessen Vereinsheim am Roxheimer Altrhein steht. Am liebsten sind dem Vorstand Mitglieder mit Gemeinschaftssinn, die sich aktiv einbringen, zum Beispiel beim Organisieren einer Regatta. Volljährige Aktive sind zu Arbeitsstunden oder einer Ablöse verpflichtet.
Was sonst noch nötig ist, um dem traditionsreichen Verein beizutreten, steht ausführlich auf der Internetseite www.wsv-roxheim.de. Geboten wird viel: angefangen vom Training mit vereinseigenen Booten und Surfbrettern über Ausrüstung zum Ausleihen bis zu Lagermöglichkeiten und Parzellen für private Boote. Wer erst einmal in die vier sportlichen Abteilungen hineinschnuppern will, ist zu den üblichen Trainingszeiten in Absprache mit dem jeweiligen Fachwart willkommen. Und an jedem ersten Freitag im Monat gibt es im Vereinsheim am Binnendamm die Gelegenheit, die gesellige Seite des Wassersportvereins 1955 Roxheim kennenzulernen.