Rhein-Pfalz Kreis Lebensretter für die Jüngsten

Kindernotarzt Ingo Böhn (links) ist mit Herzblut im Einsatz für die Jüngsten. Dafür bekommt er von Hans-Jürgen Seimetz, Präsiden
Kindernotarzt Ingo Böhn (links) ist mit Herzblut im Einsatz für die Jüngsten. Dafür bekommt er von Hans-Jürgen Seimetz, Präsident der SGD Süd, die Verdienstmedaille des Landes verliehen.

«Waldsee/Neustadt.» Kindernotarzt Ingo Böhn aus Waldsee hat gestern Nachmittag in Neustadt die Verdienstmedaille des Landes verliehen bekommen. Der 55-Jährige mit Praxis in Schifferstadt hat 2002 den Förderverein Kindernotarztwagen gegründet, um Kinder bei Notfällen besser versorgen zu können.

Zum Zeitpunkt der Vereinsgründung war Ingo Böhn Oberarzt in der Kinderklinik im Diakonissen-Krankenhaus in Speyer sowie als Notarzt tätig. Praxistaugliche Rahmenbedingungen bei Kindernotfällen waren zu dieser Zeit noch nicht geschaffen. „So kam in manchen Fällen die Hilfe für die kleinen und kleinsten Patienten zu spät“, sagte Böhn. Das brachte ihn dazu, im Februar 2002 den Förderverein zu gründen, um die Versorgung der Kinder in Notfällen zu verbessern und den Rettungsdienst zu unterstützen. Mithilfe des Vereins konnte ein spezielles Fahrzeug angeschafft werden, das zwischen 400 und 450 Mal im Jahr ausrückt. Seit der Vereinsgründung wurde Böhn, der nahezu rund um die Uhr in Bereitschaft ist und den Wagen allein und ehrenamtlich besetzt, zu mehr als 5600 Einsätzen gerufen. Das Einsatzgebiet erstreckt sich etwa 30 Kilometer um Speyer – auch rechtsrheinisch. Laut Verein leistete Böhn in den vergangenen 16 Jahren mehr als 9000 Stunden ehrenamtliche Arbeit. Und das zusätzlich zu seiner Arbeit in seiner Praxis in Schifferstadt. Maria Angel, Vorstandsmitglied des Fördervereins, der sich um die Finanzierung, Ausstattung und Instandhaltung des Einsatzfahrzeugs kümmert, sagte gestern bei der Verleihung, dass das Kindernotarztsystem im Rettungsdienst Vorderpfalz nicht mehr wegzudenken sei. Wie nahe Freud und Leid bei Böhns Arbeit beieinanderliegen, beschrieb sie anhand eines Beispiels: Nach einer nervenaufreibenden Reanimation habe Böhn bei der nächsten Alarmierung einem kleinen Erdenbürger im Rettungswagen auf einer Landstraße auf die Welt geholfen. Hans-Jürgen Seimetz, Präsident der Struktur- und Genehmigungsdirektion Süd, lobte das „außerordentliche Engagement“ von Böhn. Glücklicherweise gebe es Menschen wie ihn, die auch in Extremsituationen Ruhe bewahren könnten und die es sich zur Aufgabe gemacht hätten, professionell zu helfen und Leben zu retten, sagte Seimetz. Was ihn antreibt, sei, dass er bei jedem Einsatz etwas bewirken und dem Personal am Einsatzort helfen könne, sagte Böhn gestern der RHEINPFALZ. Die Verdienstmedaille bedeute ihm dagegen nichts. Was er aus der Verleihung mitnehme, sei die Bestätigung, dass der Erfolg nicht nur an ihm liege, sondern ein Teamergebnis sei. Und die Familie großes Verständnis für sein Engagement haben müsse. Die Tatsache, dass er den Kindernotarztwagen allein besetzt, wird sich in absehbarer Zeit nicht ändern. „Die meisten möchten, wenn sie etwas machen, Geld sehen. Dann muss die Bereitschaft da sein, in der Freizeit, abends, nachts und am Wochenende in den Einsatz zu gehen“, sagte Böhn. Außerdem müsse derjenige auch die Qualifikation haben – „und eine ordentliche Portion Beklopptheit“, sagte der 55-Jährige mit einem Schmunzeln. Der Kindernotarztwagen finanziert sich nur durch Spenden und Beiträge der Vereinsmitglieder. Derzeit gehören dem Verein 345 Menschen an.

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