Rhein-Pfalz Kreis Kletterrekord am Colakisten-Turm

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Maxdorf

. Hochkonzentriert balanciert Marc auf dem Turm aus Cola-Kisten, den er in den vergangenen Minuten um immer noch einen Kasten in die Höhe getrieben hat. Zwölf der roten Getränkehalter hat er bereits aufeinandergestapelt. Die anderen Kinder sehen fasziniert dabei zu, wie er der Decke der Alois-Jung-Halle immer näher kommt. Übungsleiter Egon Engelhardt verfolgt das Geschehen mit den Adleraugen des Experten. Grund zur Beunruhigung gibt es jedoch nicht, denn Marc ist mit einem Seil gesichert, das Betreuerin Rebecca Graf fest im Griff hat. Marc hat indes die oberste Kiste erklommen und gibt Ali ein Zeichen. Der Asylbewerber aus Somalia hilft bei den Sporttagen mit. Er nickt kurz, greift neben sich und reicht dem Jungen eine weitere Kiste. Die 13. und letzte. Denn wenn es Marc gelingt, sie auf die anderen zu bugsieren und dann auch noch darauf zu klettern, hat er den roten Stahlträger der Dachkonstruktion erreicht. Ringsum kommen alle Kletteraktivitäten zum Erliegen. Jeder möchte mit eigenen Augen sehen, ob der Rekordversuch klappt. Wenige Augenblicke später schallen Jubelrufe und der Beifall von klatschenden Kinderhänden durch die Halle. Marc hat es tatsächlich hinbekommen. Zeit, den Kistenturm kontrolliert zum Einsturz zu bringen und den erfolgreichen Klettermaxe langsam abzuseilen. Alexander (neun Jahre) und sein Freund Jan (acht) zollen ihrem Kameraden Respekt. „Wir haben das schon gemacht, aber nur acht Kisten geschafft“, erzählen sie. Trotzdem macht ihnen diese Station viel Spaß. Die anderen allerdings auch. Zum Beweis stürmen sie in Richtung Geschicklichkeitsparcours und erklimmen im Nu den Stufenbarren. Von dort hangeln sie sich an einer querliegenden Leiter hinüber zum Klettergerüst und manövrieren sich über dieses auf den Schwebebalken, wo Balance gefragt ist. Keine Frage, auch Alexander und Jan sind geschickte Sportsfreunde. Einer anderen Herausforderung stellen sich derweil Melina (acht) und Lia (neun). Die beiden Mädchen stehen vor der Kletterwand. „Ich hab’s gerade bis ganz nach oben geschafft“, berichtet Melina stolz. Nachdem ihr gebrochener Daumen endlich geheilt ist, freut sie sich zwar eigentlich am meisten aufs Schwimmen – am heutigen Mittwoch steht Triathlon auf dem Programm –, aber dem Klettern kann sie doch auch einiges abgewinnen. Wie aufs Stichwort schnallen sich Melina und Lia große Brillen mit schwarzen Gläsern um den Kopf. Jetzt wird sozusagen blind geklettert. Was ihnen daran besonders gefällt? „Mit verbundenen Augen ist es viel spannender, weil man nicht sieht, wo was ist“, erklärt Melina. Lia nickt zustimmend. Die Neunjährige klettert auch in ihrer Freizeit gerne, dann jedoch meist eher auf Bäume, verrät sie. Ruth Engelhardt und Maren Fischer sichern die Mädchen und geben ihnen Tipps. „Am besten mit dem linken Fuß ein bisschen nach oben. Jetzt mit dem linken Arm nach rechts. Sehr gut!“ Die Kletterer sind nur eine von sechs Gruppen. In einer weiteren schwitzen die Teilnehmer nebenan in der Haidwaldschule beim Zumba, einem Bewegungskonzept mit Tanzelementen, das zurzeit schwer angesagt ist. „Außerdem haben wir je eine AG für Aikido, Basketball, Hockey und Leichtathletik“, fasst Margit Massalsky das Programm für Montag und Dienstag zusammen. Sie leitet das Jugend-Ressort bei der TSG und organisiert die Sporttage. Die finden neben der Alois-Jung-Halle auch in der Haidwaldschule, der Waldsporthalle und auf dem Sportplatz neben Realschule plus und Gymnasium statt. Als Chefplanerin weiß Massalsky auch schon, dass am Mittwoch und Donnerstag Brettspiele, freies Spielen, Handball, Tischtennis, Turnen und Triathlon vorgesehen sind. „Wobei der Triathlon eigentlich keiner ist, da das Laufen fehlt. Wir fahren nämlich nur mit dem Fahrrad zum Schwimmbad und später wieder zurück“, gesteht Massalsky. Von Donnerstag auf Freitag dürfen die jungen Birkenheidener, Fußgönheimer und Maxdorfer sowie Ellerstadter, Ruchheimer und Weisenheimer im Carl-Bosch-Haus übernachten, ehe am Freitag ein großes Sportfest gefeiert wird. Es wird den krönenden Abschluss der Sporttage markieren. Bis dahin werden die Jungen und Mädchen noch viel Spaß haben, und zwar nicht nur beim Klettern. „Im Laufe der Woche wird jeder alles einmal machen“, kündigt Organisatorin Massalsky an. Denn es soll gerecht zugehen. Inzwischen sammeln Egon Engelhardt und seine Mitstreiter ihre Schäfchen ein. Um die Mittagszeit geht es in die Mensa der Justus-von-Liebig-Realschule plus, wo sich die Teilnehmer der Sporttage bei einer kräftigen Mahlzeit für das Nachmittagsprogramm stärken können. Und natürlich gibt es auch Getränke zum Erfrischen. Neben zwei somalischen Asylbewerbern, die bei der Betreuung der Kinder helfen, bekommt die TSG in der Küche Unterstützung von zwei syrischen Flüchtlingen. „Sie haben vorher schon bei der Ortsranderholung geholfen und sind super motiviert“, lobt Massalsky.

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