Rhein-Pfalz Kreis Klassiker modern erzählt

Maxdorf. Am Wochenende freiwillig in die Schule zu gehen, würde wohl kaum einem Schüler einfallen. 19 Elftklässler des Englisch-Leistungskurses am Gymnasium Maxdorf haben in den vergangenen Wochen jedoch auch gerne ihre Samstage in der Mensa verbracht, um dort für ihr Theaterstück zu proben – natürlich in englischer Sprache. „I hate Shakespeare“ feiert morgen Premiere. Doch Spaß haben die Jungs und Mädels auch schon ohne Publikum.

„To be or not to be“ prangt in schwarzen Lettern auf den weißen Tischen, die auf der Bühne hochkant zu einer Art Mauer aufgereiht sind. Ein Zitat, das wohl wie kaum ein anderes mit dem englischen Autor verbunden ist und das die Zeit überdauert hat. Genau mit dieser Frage beschäftigt sich das Stück der amerikanischen Autorin Steph DeFerie: Ist Shakespeare noch zeitgemäß? Zumindest mit seiner Sprache hat er schon zahlreiche Schüler an den Rand der Verzweiflung gebracht. Dabei ist die doch gar nicht so schwer zu verstehen – wie Michelle Kröner und Hannah Rothenberger eindrucksvoll als das doppelte Julchen beweisen. Während Michelle im schicken Kleid und Blumenstrauß auf einem Stuhl hinter der weißen Mauer steht und die berühmte Balkonszene in den klassischen Worten wiedergibt, marschiert Hannah mit einem Handy über die Bühne und spricht mit ihrem „King of Problems“ – dem Problemkönig Romeo – über die komplizierte Ausgangslage ihrer Beziehung. Trotz seines komischen Namens sei er immer noch der „heißeste Typ der Schule“, sagt die 16-Jährige, die mit ihrer flotten, jugendgerechten Rede zeigt, dass Shakespeares Worte zeitlos sind – wenn man sie erst einmal von ihrer Staubdecke befreit und in die Moderne verfrachtet hat. Das wird letztendliche auch Mekena Allen bewusst, die eine „unhappy“ Zuschauerin spielt. Hamlet, verkörpert von Leonie Morgenstern, führt sie durch die Welt Shakespeares und ermöglicht ihr dabei einen anderen Zugang zu seinen Meisterwerken. So dürfen Othello und seine Gefährten ihre Geschichte in einer modernen Gesprächsrunde von Jerry Springer erläutern, während der Stoff von Macbeth eher in traditioneller, aber nicht weniger unterhaltsamer Form auf die Bühne gebracht wird. Auch eine Frühstücksszene, in der Shakespeare mit seinem Verleger über Themen für sein neues Werk spricht, bringt einem den Autor etwas näher. Die lustigen Sketche und Szenen entwerfen ein anderes Bild des Meisters der englischen Literatur und sorgen für den ein oder anderen kräftigen Lacher. Sichtlich Spaß haben auch die Schüler, die in der Pause hinter ihrem weißen Schutzwall etwas verschnaufen. Seit August beschäftigen sie sich mit „I hate Shakespeare“. Die Idee, selbst ein Stück auf die Bühne zu bringen, hatte ihr Lehrer Stefan Broscheit. Der 30-Jährige hat früher selbst Aufführungen in englischer Sprache bestritten und sieht darin einen klaren Vorteil: „Es gibt den Schülern eine wahnsinnige Sicherheit, sich in der englischen Sprache auszudrücken.“ Das Stück durften die Schüler selbst auswählen. „Es standen drei Titel aus den Bereichen Tragik, Romantik und Komik zur Auswahl. Die Schüler entschieden sich für die Komödie“, berichtet Broscheit, der sich freut, dass seine Schützlinge mit viel Engagement bei der Sache sind. „Da es viele einzelne Szenen gibt, haben einige zwei Rollen zu spielen, das ist nicht immer einfach“, meint er. Aber es klappt. In verständlichem Englisch betonen die Schüler genau an den richtigen Stellen – Texthänger gibt es keine. Obwohl die Werke Shakespeares erst im nächsten Schuljahr auf dem Lehrplan stehen, hat der Kurs einen Schnelldurchlauf durch dessen Welt gemacht, um den Inhalt besser zu verstehen. Das Ergebnis: Shakespeare hasst hier keiner. Das Schauspielern ist eine willkommene Abwechslung zum herkömmlichen Unterrichtsalltag. „Das macht Spaß“, finden Leonie und Mekena. Nach den intensiven Proben klappe das Zusammenspiel immer besser. Auch die englische Sprache stelle keine großen Probleme dar. „Da gewöhnt man sich schnell dran“, erklären die beiden Schülerinnen. Der Premiere fiebern alle Beteiligten schon entgegen, auch wenn nicht jeder unter Lampenfieber leidet. Lieblingsszenen haben die Jungs und Mädels ebenfalls: Die „Szene mit der Kuh“ oder die „Partyszene“ schallt es wild durcheinander durch den Backstagebereich, während sich alle schon wieder für den Start der zweiten Hälfte vorbereiten und zur Einstimmung das Lied „My Name ist Shakespeare William“ erklingt.

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