Rhein-Pfalz Kreis „Körner ist kein Sturkopf“

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Ludwigshafen

. Etwas hektisch war der Sonntagabend am Ende schon. Dort, wo im Kreishaus die Ergebnisse zusammengetragen wurden, ratterte der Drucker, klapperten die Tasten und schrillte das Telefon. Zahlen wurden ausgedruckt, Ergebnisse abgetippt, und so manches Resultat noch mal mit den Wahlleitern vor Ort auf seine Richtigkeit überprüft. Und so passiert es, dass sich da und dort noch ein paar Stellen hinter dem Komma ändern. Amtlich wird das Ergebnis ohnehin erst sein, wenn der Wahlausschuss am Freitag getagt hat. „Die Ausschussmitglieder haben theoretisch die Möglichkeit, alles noch mal nachzurechnen“, sagt Kreissprecher Stefan Kopf. An der Tatsache, dass Clemens Körner die Wahl gewonnen hat, wird sich aber nichts ändern. Das Ergebnis ist mit 68,9 Prozent sehr eindeutig, wenn auch gerade mal rund 25 Prozent der wahlberechtigten Bürger im Kreis den Landrat legitimiert haben. „Aber mit 38,2 Prozent Wahlbeteiligung stehen wir hier im Vergleich zu anderen Kreisen noch gut da“, meint Kopf. Trotzdem: Die Wahlbeteiligung ist ein Thema – auch im Gespräch mit den Fraktionsvorsitzenden im Kreis. „Ich war wählen – auch wenn die FDP keinen eigenen Kandidaten hatte“, sagt Jürgen Creutzmann, Fraktionssprecher der Freidemokraten im Kreis. Das sei eigentlich jeder der Demokratie schuldig. Man gehe zur Wahl und setze bei dem Kandidaten sein Kreuzchen, der am ehesten der eigenen Überzeugung entspricht. „Wir von der FDP haben damals die Direktwahl des Landrats in Rheinland-Pfalz mit eingeführt. Wir dachten, der Politikverdrossenheit entgegentreten zu können, wenn die Menschen mehr mitbestimmen können. Schade, dass das Angebot nicht angenommen wird. Und ehrlich gesagt, habe ich keine Lösung dafür parat, wie man das Interesse steigern könnte. Aber so oder so: Clemens Körner ist legitimiert.“ Creutzmann ist zufrieden. Er sei nicht immer der gleichen Meinung wie der Kreischef, aber Diskussionen gehörten zur Demokratie dazu. Ebenso wie Kritik. „Und Körner ist kein Sturkopf, er nimmt Anregungen auf und setzt sie um.“ Creutzmann verweist etwa auf diverse Debatten um den Kreishaushalt. Auch Jürgen Jacob, Fraktionschef der FWG, kann sich gut vorstellen, acht weitere Jahre mit Körner zusammenzuarbeiten. „Ich wünsche mir, dass er weiterhin die Probleme so entschlossen anpackt, wie er das bislang getan hat. Und es werden mit Sicherheit welche auftauchen. Die Flüchtlingskrise ist auch noch nicht ausgestanden.“ Was die Wahlbeteiligung angeht, glaubt Jacob, dass der Landrat und die Kreisverwaltung für die Menschen in den Dörfern zu weit weg sind. „Im Dorf hat es einen anderen Stellenwert, wenn eine Bürgermeistewahl stattfindet. Das ist für die Leute konkreter.“ In der Tat ist es so, dass die Wahlbeteiligung dort größer ist, wo am Sonntag gleichzeitig eine Bürgermeisterwahl stattfand. Sprich in der Verbandsgemeinde Maxdorf, Neuhofen und Heßheim. Und: Mehr Menschen haben sich zu den Urnen aufgemacht, wo Clemens Körner vielen persönlich bekannt ist – speziell in Dudenhofen, wo er früher Bürgermeister war. CDU-Fraktionschef Peter Christ zeigt sich sehr zufrieden mit dem Ergebnis – Wahlbeteiligung hin oder her – schließlich habe ein CDU-Mann das Amt verteidigt. „Aber auch als Bürgermeister von Böhl-Iggelheim freue ich mich auf acht weitere Jahre vertrauensvoller Zusammenarbeit.“ Hans-Dieter Schneider, SPD-Fraktionsvorsitzender und Bürgermeister von Mutterstadt, blickt ebenfalls optimistisch in die Zukunft. „Die Zusammenarbeit in der großen Koalition hat gut funktioniert, und ich denke, sie wird es auch weiterhin.“ Nichtsdestotrotz wolle die SPD die Weichen stellen, damit sie in acht Jahren wieder einen Kandidaten stellen kann. „Es war ja nicht so, dass wir grundsätzlich nicht wollten. Nur haben mögliche Kandidaten recht kurzfristig andere Positionen eingenommen.“ Schneider spielt auf Martin Haller und Bernhard Kukatzki an, die heute beide in Mainz arbeiten. Dass die Wahlbeteiligung relativ gering war, könne daran liegen, dass einige Sozialdemokraten nicht wählen waren. Schneider glaubt aber wie seine Kollegen, dass es eher mit der Art der Wahl zusammenhängt. „Viele Leute habe nur marginal mit dem Kreis zu tun und keine Vorstellung davon, was der Landrat macht.“ „Ganz okay“ findet Christiane Christen die 10,4 Prozent von AfD-Kandidat German Bachert (58). „Klar, nach der Landtagswahl mit knapp 18 Prozent haben wir uns etwas mehr erhofft, aber wir sehen, dass Potenzial für die AfD ist da.“ Landratswahlen folgen laut der Fraktionschefin anderen Kriterien als Parlamentswahlen. „Da bekommen wir mehr Stimmen von Protestwählern. Aber wie gesagt, mit einem zweistelligen Ergebnis sind wir zufrieden – auch weil wir uns spät entschieden haben, einen Kandidaten zu stellen.“ Über ein zweistelliges Ergebnis freut sich auch Heinz-Peter Schneider. Als Fraktionschef der Grünen, weil Elias Weinacht (32) seiner Ansicht nach mit 20,7 Prozent ein gutes Ergebnis eingefahren hat. „Ich wünsche mir für Elias, dass er den Schwung nutzt und dem Landkreis lange erhalten bleibt.“ Im Kreis wollen die Grünen weiter die Opposition pflegen. „Ich bin ja immer dabei auf Transparenz zu drängen und dass Körner die Mitglieder der Kreisgremien auch mitnimmt. Letztlich ist es aber so, dass wir alle miteinander auskommen. Ich würde mit jedem ein Bier trinken gehen – auch mit Körner.“ Der würde das Angebot womöglich gerne annehmen, anstatt Ordnung auf seinem Schreibtisch zu schaffen. „Er hat sich alle Wiedervorlagen auf den 6. März gelegt ...“, sagt Kopf. Und eines wollte er gestern unbedingt gleich erledigen: den Vertrag für den Imagesong des Rhein-Pfalz-Kreises mit Musiker Nick Stroppel unterschreiben. „Viel geschafft. Viel vor.“ – Das Wahlmotto scheint zu greifen.

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