Rhein-Pfalz Kreis Große Rohre, lange Leitung

Was muss alles passieren, bevor zu Hause Wasser aus dem Hahn läuft? Dieser Frage sind die Besucher des Maxdorfer Wasserwerks am
Was muss alles passieren, bevor zu Hause Wasser aus dem Hahn läuft? Dieser Frage sind die Besucher des Maxdorfer Wasserwerks am Wochenende nachgegangen.

«Maxdorf.» Um etwas über pH-Werte, Entkarbonisierung und Druckausgleich zu erfahren, sind am Wochenende rund 500 Menschen ins Wasserwerk Maxdorf der Friedelsheimer Gruppe gekommen. Und auch, um Glühwein zu trinken, Bratwurst zu essen und im besonderen Ambiente zwischen Pumpen und Rohren den Filmklassiker „Die Feuerzangenbowle“ zu sehen.

„Papi, langweilig.“ Der kleine Junge, der seinen Unmut lautstark und zur Erheiterung aller Umstehender kundtat, war mit seiner Meinung alleine. Zumindest wirkten die rund 60 Teilnehmer, die sich am Sonntagmittag in einem kleinen Büro des Wasserwerks drängten, sehr interessiert an dem, was Volker Blauth zu erzählen hatte. Der 48-jährige Anlagenmechaniker arbeitet seit sage und schreibe 32 Jahren als einer von drei Mitarbeitern im Werk und kennt es wahrscheinlich besser als seine Westentasche. Von Blauth und seinen Kollegen konnten die Besucher erfahren, dass das direkt neben dem Kreisbad gelegene Wasserwerk rund 17.000 Einwohner mit frischem Wasser versorgt: die Bevölkerung von Maxdorf, Fußgönheim und Birkenheide und teilweise auch die von Ellerstadt, Hochdorf und Niederkirchen. Unter anderem deswegen, weil auch viel Wasser an die Zuckerfabrik in Offstein bei Grünstadt verkauft wird, ist das Maxdorfer Wasser recht günstig. Wie eine Tafel im Eingangsbereich des Werks offenbarte, liegt der Nettopreis für einen Kubikmeter bei 1,15 Euro, während die Bad Dürkheimer 1,89 Euro und die Mannheimer 2,08 Euro bezahlen müssen. Das Maxdorfer Wasser kommt aus zwei 300 Meter tiefen Brunnen, bei denen die oberen 120 Meter abgesperrt sind, erläuterte Blauth. Beide Brunnen sind rund 30 Jahre alt. „Ein dritter Brunnen soll gebohrt werden“, sagte er, „damit wir keine Kapazitätsprobleme bekommen. Die Bevölkerung wächst ja schließlich immer weiter, und dazu kommen die vielen trockenen Sommer der letzten Zeit.“ Dem Rohwasser wird mit Hilfe von Sauerstoff und unter Zusetzung von sehr schwerem australischem Sand, der in großen Säcken importiert wird, das Eisen entzogen. So kann der Härtegrad von 20 auf zehn Grad deutscher Härte reduziert werden. Blauth beantwortete jede Frage mit großer Begeisterung für das Thema Trinkwasser: die speziellen nach Natronlauge und Eisensalzen, die nach etwaigen Bakterien und Keimen („Haben wir nicht“), die nach der Zusetzung von Chlor: „Machen wir nicht mehr.“ Deswegen schmecke auch das Maxdorfer Wasser so gut, murmelte eine Frau ihrer Begleitung zu. Beim Gang durch die erstaunlich große Anlage sahen die Besucher das Spülwasser-Filterbecken, durften am Rohwasser riechen („Vorsicht, das riecht nach faulen Eiern“), schauten sich die verschiedenen Leitungen an: rot für Spülwasser, gelb für Spülluft, braun für Schlammwasser. Die Frage, was alles passieren muss, bevor man zu Hause den Wasserhahn aufdrehen kann, schien viele Menschen zu beschäftigen. „Wir wären schon zufrieden gewesen, wenn zur ,Feuerzangenbowle‘ 50, 60 Leute gekommen wären“, sagte Werkleiter Wilfried Weber. Es waren fünfmal so viele, und die Helfer mussten eilig Nachschub an Brötchen und Glühwein besorgen. Klaus Becker und seine Frau erinnerten sich bei der Führung an ihren Südafrika-Urlaub vor einem Jahr. „In Kapstadt gibt es massive Wasserprobleme, und die Menschen bekommen zurzeit nur 40 Liter am Tag“, sagte der Dannstadter. „Das sollte uns noch mal bewusst machen, dass wir schonend mit unserer Umwelt umgehen müssen und dass wir über unsere Wasserqualität sehr froh sein können.“ Das Ehepaar Becker war eigentlich zu einem ganz anderen Event nach Maxdorf gekommen – zum Triathlon- und Jedermannschwimmen der TSG im Kreisbad. Weil aber Klaus Becker zu angeschlagen war, um seine Aufgabe als Sprecher zu übernehmen, gaben sie dort nur einen Kuchen ab – und widmeten sich am Sonntagmittag dem Thema Wasser auf ganz andere Weise.

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