Rhein-Pfalz Kreis „Der Albtraum und Horror für jede Frau“

Frankenthal. Dreieinhalb Jahre Haft, so lautete gestern das Urteil der Zweiten Großen Strafkammer des Landgerichts Frankenthal für einen 28-jährigen Rumänen. Er hat am 25. Januar 2013 in Dannstadt-Schauernheim eine Joggerin überfallen und zu sexuellen Handlungen gezwungen.

„Mein Mandant räumt die Tat ein“, teilte Rechtsanwalt Dominikus Zettl gleich zu Beginn der Verhandlung mit. Laut der Anklage von Staatsanwalt Wolfgang Seifert hat der 28-Jährige, der als Erntehelfer in Dannstadt-Schauernheim arbeitete, am Nachmittag des 25. Januar 2013 auf einem Wirtschaftsweg in der Nähe der Autobahnbrücke eine 23-jährige Joggerin überfallen, mehrfach mit der Faust ins Gesicht geschlagen, gewürgt, die Frau dann in ein Gebüsch gezogen und zu sexuellen Handlungen genötigt. „Ich weiß es nicht“, antwortete der 28-Jährige unter Tränen auf Fragen nach dem Ablauf der Tat und warum er „wie ein wildes Tier“, so Katja Kosian, Anwältin der 23-Jährigen, eine Frau überfallen hat. Er habe Geburtstag gehabt, einige Biere getrunken, „erst als ich wieder nüchtern war, ist mir klar geworden, was ich gemacht habe“, sagte der 28-Jährige. Er sei über sich selbst erschrocken, meinte er, und entschuldigte sich mehrfach unter Tränen bei seinem Opfer. Tränen liefen auch der bei der 23-Jährigen, als sie von dem Überfall berichtete. Der Mann sei ihr auf dem Wirtschaftsweg entgegen gekommen „und ist ganz plötzlich ohne zu zögern auf mich los“. Er habe sie angesprungen, umgeworfen, ihr mehrfach fest mit der Faust ins Gesicht geschlagen, sie wieder hochgezogen und sie dann mit beiden Händen gewürgt, schilderte die Frau. „Ich hatte Todesangst“, sagte die 23-Jährige schluchzend. Sie habe versucht sich zu wehren, habe auf den Mann eingeredet, dass er sie in Ruhe lassen solle, doch der habe immer nur „sch“ gesagt, sie schließlich in ein Gebüsch gezogen, zu sexuellen Handlungen gezwungen und sei dann plötzlich weggelaufen. „Das ist der Horror und der Albtraum für jede Frau“, aus „heiterem Himmel“ von einem vollkommen Unbekannten überfallen zu werden, sagten Seifert und Kosian übereinstimmend. Der Vorsitzende Richter Karsten Sauermilch verwies darauf, dass das auch die Besonderheit dieses Falls sei. Bei über zwei Drittel aller Sexualdelikte komme der Täter aus dem sozialen Umfeld. Doch gerade die Fälle, bei denen eine Frau von einem Fremden überfallen wird, seien es, die Aufsehen erregen und Angst sowie Unsicherheit auslösen. Trotzdem könne der 28-Jährige nur für die Tat, die er begangen hat, bestraft werden und nicht auch unter dem Aspekt der Generalprävention und der Emotionen, die eine solche Tat in der Öffentlichkeit auslöse, wie dies Staatsanwalt Seifert gefordert hatte. Seifert und Kosian plädierten für vier Jahre Haft. Zettl hielt eine zur Bewährung ausgesetzte Haftstrafe von zwei Jahren für ausreichend. Als „wenig glaubhaft“ stufte Seifert die Reuebekundungen des Angeklagten ein. Der habe erst ein Geständnis abgelegt und beteuert, dass er die Tat bereue, als er „aufgrund der Ermittlungsergebnisse auf absolut verlorenem Posten stand“. Der 28-Jährige hätte vorher Gelegenheit gehabt, sich zu der Tat zu bekennen, sagte Seifert. Der Staatsanwalt betonte, dass es der „vorbildlichen, hervorragenden“ und sehr akribischen Arbeit der beiden ermittelnden Kommissarinnen zu verdanken sei, dass die Tat aufgeklärt werden konnte. Und auch der Unterstützung anderer Erntehelfer und des Besitzers des Bauernhofs, auf dem der Rumäne als Erntehelfer tätig gewesen war. Spürhunde hatten die Kripo auf den Hof geführt. Trotz „intensiver Befragung“ habe der 28-Jährige bestritten, dass er etwas mit dem Überfall z u tun hat. Einige Tage später war der Mann nach Rumänien zurückgekehrt. Mit Hilfe von Interpol wurden dem 28-Jährigen und weiteren Erntehelfern, die ebenfalls wieder in ihrer Heimat waren, Blutproben entnommen und mit DNA-Spuren, die am Tatort gefunden wurden, verglichen. Im Frühsommer diesen Jahres kam der 28-Jährige erneut als Erntehelfer nach Deutschland. Er fuhr dann wieder in seine Heimat, wurde dort festgenommen und dann nach Deutschland ausgeliefert. (ann)

x