Rhein-Pfalz Kreis „Den Täter ablenken und irritieren“

GRÜNSTADT. Sie bewies Mut und kam anderen zu Hilfe: Tugce Albayrak, die einen couragierten Einsatz mit ihrem Leben bezahlte. Die junge Studentin war deshalb Thema bei der Verleihung des rheinland-pfälzischen Preises für Zivilcourage kürzlich in Mainz. Hinschauen statt wegschauen, das ist aber leichter gesagt als getan. Sigfried Doll, Leiter der Polizeiinspektion Grünstadt, erläutert, wie man Zivilcourage zeigt, ohne sich selbst in Gefahr zu bringen.

Ob Pöbelei in der S-Bahn oder auf offener Straße – wie kann man als Unbeteiligter in solchen Situationen Zivilcourage zeigen?

Die Prämisse lautet: Helfen, ohne sich selbst in Gefahr zu bringen. Zuerst sollte man über die 110 die Polizei alarmieren und möglichst am Telefon bleiben, um weiter über das Geschehen berichten zu können. So können die Kollegen die Lage und deren Entwicklung besser einschätzen. Die wichtigsten Angaben: Wer bin ich, was passiert gerade, wo und was sehe ich? Als nächstes: Andere Personen gezielt ansprechen und zur Mithilfe auffordern. Oft ist es so, dass die Leute versuchen wegzuschauen, aber dann mithelfen, wenn sie jemand direkt anspricht. Man sollte auch versuchen, sich so viele Tätermerkmale wie nur möglich zu merken und die Abläufe der Tat. Wie sollte man dem Täter begegnen? Lenkt der Helfer nicht unweigerlich dessen Aggression auf sich, wenn er einschreitet? Der Aggressor hat das Opfer im Fokus und erst einmal nicht andere. Lautes Rufen, auf die Situation aufmerksam machen, jede Ablenkung kann da hilfreich sein und den Täter irritieren. Trotzdem sollte man den Täter selbst nicht unbedingt ansprechen. Wenn überhaupt, dann ruhig und förmlich, nicht duzen und sich auf keinen Fall auf die Ebene der Gewalt einlassen, um eine Eskalation zu vermeiden. Grundsätzlich gilt: Distanz wahren und die Gefahr für sich selbst so gut es geht verringern. Wie verhält man sich am besten dem Opfer gegenüber? Man sollte dem Opfer zeigen, dass man sich kümmert: Beruhigend mit dem Betroffenen reden, ihm signalisieren, dass man die Polizei gerufen hat, mit einer Jacke oder Decke zudecken. Auch Körperkontakt ist für viele wichtig, einfach das Gefühl zu haben, nicht alleine mit der Situation zu sein. Für die meisten Opfer ist eine solches Erlebnis traumatisch; zu wissen, dass jemand Zeuge war und seine Beobachtungen auch wiedergibt, kann später – nicht zuletzt durch die Aufklärung der Tat – einen wichtigen Beitrag zur Aufarbeitung leisten. Und sich als Zeuge zur Verfügung zu stellen, davor darf man sich nicht scheuen, das ist eine Bürgerpflicht.

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