Rhein-Pfalz Kreis Airbnb steht unter Beobachtung

2008 in Kalifornien gegründet, inzwischen weltweit tätig: die Internetplattform Airbnb.
2008 in Kalifornien gegründet, inzwischen weltweit tätig: die Internetplattform Airbnb.

Airbnb-Unterkünfte drängen auf den Markt: Zu klassischen Hotels, Pensionen und Ferienwohnungen kommen Privatwohnungen, die zeitweise vermietet werden. Sie sind weltweit beliebt, werden aber von den Verwaltungen kritisch beäugt. Die Befürchtung: dringend benötigter Wohnraum werde zweckentfremdet. Wie ist die Lage in der als Touristenziel beliebten Domstadt?

Airbnb ist eine Internetplattform, die für die Buchung solcher Unterkünfte zur Verfügung steht. Sie wurde im Jahr 2008 im kalifornischen Silicon Valley gegründet und verzeichnet mehr als vier Millionen Inserate in mehr als 190 Ländern. Das Prinzip: Vermieter bieten ihre Wohnung oder einzelne Zimmer Urlaubern und Reisenden als Unterkunft an. Die Vermittlung läuft über das Unternehmen Airbnb, wobei dieses keine rechtlichen Verpflichtungen übernimmt. Dass das Konzept aufgeht, belegen die Buchungszahlen: Innerhalb der ersten vier Jahre wurden laut Airbnb mehr als zehn Millionen Übernachtungen gebucht. Die Anzahl der Angebote in Speyer ist laut Barbara Fresenius, Sprecherin der Stadtverwaltung, überschaubar. „Startet man einen aktuellen Testlauf, erhält man mit Zielort Speyer auf den ersten Blick 118 Unterkünfte, stellt aber auf den zweiten Blick fest, dass nur zwei in Speyer sind und die restlichen 116 in der Region“, so Fresenius. Im Jahr 2017 zählte Airbnb 990 Gästeankünfte für Speyer. Diesen stehen – laut Statistischem Landesamt – 153.297 Gästeankünften gegenüber. Somit liegt der Anteil der Airbnb-Touristen bei 0,65 Prozent – ein Wert, der laut Fresenius keinen Anlass zur Sorge gibt. Airbnb verweist auf Anfrage auf ein starkes Plus: Demnach wurden in den vergangenen zwölf Monaten rund 1500 Gästeankünfte mit Airbnb in Speyer gezählt, 135 Prozent mehr als im Vorjahr. Hinter den 1500 Ankünften stünden rund 4400 Gäste. „Es gilt zu bedenken, dass diese privaten Anbieter im Gegensatz zu gewerblichen , weder baurechtlich noch steuer- oder haftungsrechtlich eine Gleichbehandlung erfahren und die Entwicklung von Branchenverbänden sehr kritisch betrachtet wird“, betont Fresenius. Eine Einflussnahme auf das private Vermittlungsunternehmen seitens des Stadtmarketings sei schwierig. Kritisch hingeschaut wird in der Domstadt, wo Wohnraum knapp ist, seit vielen Jahren auch bei Ferienwohnungen. In den vergangenen beiden Jahren wurde laut Fresenius nur ein Neuzugang bei den Ferienwohnungen verzeichnet. Die Situation werde beobachtet, so Fresenius, die betont, dass es in der Stadt ein Wohnungsmarktkonzept gibt. Vor dem Hintergrund des angespannten Wohnungsmarkts würden Nutzungsänderungen kritisch überprüft und gegebenenfalls Gegenmaßnahmen ergriffen. Sonja Nowack aus Speyer hat positive Erfahrungen mit Airbnb-Unterkünften gemacht. Australien, Singapur, Frankreich, Prag – die Buchung fand sie einfach und bequem. „Ich informiere mich auf der Plattform und schaue nach Bewertungen und Angaben anderer Urlauber“, so die 26-Jährige. Das Konzept, bei Privatpersonen zu wohnen, gefällt ihr. Heike Frank, Eigentümerin der Villa Anna B&B in Speyer, findet die Airbnb-Grundidee gut. „Privatleute bieten anderen Privatleuten Übernachtungsmöglichkeiten im privaten Rahmen, so treffen sich Menschen quer über den Globus und können sich austauschen.“ Die Entwicklung der Plattform sieht sie kritisch: „Es wird wenig bis keine Auswahl getroffen, wer oder was angeboten wird. Es sind viele kommerzielle Anbieter, die mit der Grundidee nichts zu tun haben“, bedauert Frank. So würden „komplette Wohnungen oder vom Haus getrennte Anbauten vermietet, die als eigenständige Wohneinheiten Bürgern angeboten werden könnten.“ Frank kritisiert, „dass Airbnb keine Position einnimmt in der Frage, wie sich durch das Angebot ganze Stadtviertel verändern“. Davon möchte sie sich abgrenzen und bietet ihr B&B nicht bei Airbnb an. Fremdenzimmer und Gastfreundschaft müsse auch möglich sei, wenn Speyer ein Problem mit fehlendem Wohnraum hat.

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