Pirmasens Wilde Soundeskapaden

Im Januar 2013 haben Cream, Hendrix & Co mit einem famosen Auftritt die Saison im Pirmasenser Z1 eröffnet. Es war also eine gute Idee, Stefan Kahne, Wolfy Ziegler und Armin Rühl – diesmal zusammen mit der Gastsängerin Steffi Nerpel – für heute Abend erneut in die Zweibrücker Straße einzuladen.

Vielen Rockfans gilt das „klassische“ Rocktrio mit Bass, Schlagzeug und singendem Gitarristen als die beste aller Besetzungen. Der Gesang ist in dieser Konstellation eher eine Dreingabe, das Augen- und Ohrenmerk gilt mehr den Instrumentalisten und unter denen ebenso regelmäßig insbesondere dem Gitarristen. Der sollte neben flinken Fingern auch all die unterhaltsamen Zirkusmätzchen beherrschen, die für ein gelungenes Rockkonzert das sprichwörtliche Salz in der Suppe sind.

Vergangenen Januar machten Stefan Kahne (Gesang und Gitarre), Wolfy Ziegler (Bass), Armin Rühl (Schlagzeug) und der exzellente Special Guest Benjamin Penna am Gesangsmikro in diesem Sinne alles richtig. Hendrix, Cream & Co. liefern die perfekte Rock-Show, bei der sich herablassende Bemerkungen über das handwerkliche Niveau der Beteiligten schlicht verbieten. Es ist alles da: Die gediegene, druckvolle Lautstärke, das unfehlbare Miteinander von Bass und Schlagzeug, alle Soundeskapaden der Epoche und ein dichter, bisweilen wilder Gesamtklang. Hendrix, Cream & Co. können dieses lärmende, sich flirrend überlagernde Klangbild erzeugen, das zeitgenössische Rockfans mit Begriffen wie „psychedelisch“ oder „tranceartig“ in Verbindung brachten.

Bei Hendrix, Cream & Co. sitzt aus dem kontrollierten Chaos heraus jedes Break, jede Generalpause, jeder Dynamik- und Tempowechsel unfehlbar auf den Punkt. Mitzudenken ist, dass die Band einerseits für ein Publikum spielt, das bereits zur Stelle war, als Creams „Sunshine Of Your Love“ und „White Room“, „Purple Haze“ und „Voodoo Child“ von Jimi Hendrix, „Moby Dick“ von Led Zeppelin oder „My Generation“ und „See Me, Feel Me“ von The Who pressfrisch aus dem Schallplattenwerk kamen. Andererseits muss sie aber auch Rockfans verarzten, die das Material erst kennengelernt haben, als es bereits zu Klassikern geronnen war.

Das gilt übrigens auch für die Band selbst, bei der vielleicht gerade noch Rühl der ersten Gruppe zuzurechnen ist. Umso schöner, dass sich die Musiker nicht in sklavischer Treue an die Studioeinspielungen halten, sondern eigene Interpretationen finden, die die Seele der Musik bewahren, ohne sie museal klingen zu lassen.

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