Pirmasens Psychiater Farhad Nouri gibt auf

Farhad Nouri
Farhad Nouri

Farhad Nouri, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie, hat seine Praxis geschlossen. Mit ihm verabschiedet sich einer der letzten Fachärzte seiner Art aus Pirmasens, ein Nachfolger ist noch nicht gefunden.

Vor allem Probleme mit der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) haben laut Farhad Nouri dazu geführt, dass er nach langem Hin und Her nun die Reißleine gezogen hat.

Vor zweieinhalb Jahren hatte der gebürtige Perser Nouri die Praxis von Karl-Josef Klees übernommen, der sich damals in den Ruhestand verabschiedete. Wie Nouri sagt, wurde er in Pirmasens – nicht zuletzt vor dem Hintergrund des Fachärztemangels – mit offenen Armen empfangen. „Ich hatte eine sehr renommierte Praxis übernommen und es waren mehr als genügend Patienten da, die ich stets als wertschätzend und dankbar erleben durfte. Die Entscheidung, die Praxis zu übernehmen, nachdem ich zuvor schon im Pirmasenser Krankenhaus gearbeitet hatte, ist recht kurzfristig gefallen. Auch der Pirmasenser Oberbürgermeister Markus Zwick hat durch Gespräche maßgeblich dazu beigetragen, dass ich mich hier niedergelassen habe. Doch schließlich kamen die Dinge anders als erwartet, weshalb ich nach zweieinhalb Jahren Durchhalten die Praxis schweren Herzens schließen musste“, so Nouri im Gespräch mit der RHEINPFALZ.

Probleme mit der Kassenärztlichen Vereinigung

Als Gründe nennt der Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie vorrangig Probleme mit der KV in Rheinland-Pfalz, der als Körperschaft des öffentlichen Rechts alle Vertragsärzte und Vertragspsychotherapeuten angehören müssen. Diese ist für die vertragsärztliche Versorgung der Versicherten der Gesetzlichen Krankenversicherungen zuständig. „Das deutsche System, mit dem die KV in Rheinland-Pfalz arbeitet, ist unheimlich kompliziert und wirr. Da steckt ein riesiger bürokratischer Aufwand für uns Ärzte dahinter, der richtiggehend absurd anmutet. Jeder niedergelassene Arzt hat ständig die Befürchtung, durch zu viel Arbeit bestraft zu werden beziehungsweise wird ihm auch stets von allen Seiten als Warnung mitgeteilt, dass im Falle eines höheren Verdienstes und zu vielen Patienten saftige Strafen folgen könnten“, so Nouri.

Dies bedeute, dass ein Damoklesschwert namens „Regress“ immer über dem Kopf eines Mediziners hänge. Oft seien die Gründe für so einen Regress kaum erkennbar. „Wegen dieser Befürchtung arbeitete ich im zweiten Jahr weniger und nahm kaum Neupatienten auf; hinzu kamen viele Absagen und das Fernbleiben von Patienten Anfang des letzten Jahres. Prompt bekam ich die Quittung: Ich musste einen enormen Betrag zurückzahlen und für das nächste halbe Jahr mich mit einem Betrag begnügen, der nach dem Abzug der laufenden Kosten kaum zur Rückzahlung meiner Raten und Schulden reichte“, erklärt der Mediziner weiter. Zum Schluss habe er wegen der KV brutto weniger verdient als seine beiden in Vollzeit angestellten Arzthelferinnen und die Kosten hätten ihn schließlich „aufgefressen“.

Auch unter erschwerten Bedingungen gearbeitet

Schon länger habe er sich in Pirmasens deshalb nach einem Partner umgesehen, um den rund 1600 Patienten, die er damals von Klees übernommen hatte, gerecht zu werden. Aus eigener Tasche habe er „viel Geld“ für die Suche aufgewendet, wie er sagt. Trotz allem habe er seine Patienten nicht im Stich lassen wollen, weshalb er mehrere Monate unter diesen erschwerten Bedingungen weitergearbeitet habe. „Andere hätten schon viel früher das Handtuch geworfen – ich habe zumindest alles Menschenmögliche versucht, um meine Praxis in Pirmasens zu retten“, betont der gebürtige Iraner, der in Frankreich lebt.

Parallel zur Praxis in Pirmasens hat Nouri eine Praxis in Luxemburg betrieben, mit der er einige Zeit die ehemalige Praxis von Karl-Josef Klees finanziert habe, wie er weiter erzählt. Dort sei das System, dem die niedergelassenen Ärzte unterstehen, viel einfacher gestrickt. Auch die Terminvergabe laufe sowohl für die Mediziner als auch für die Patienten weniger umständlich. „Das fängt schon damit an, dass man in Luxemburg nicht zwingend zwei Arzthelferinnen anstellen muss, wie das in Deutschland der Fall ist“, sagt Nouri.

Gespräche mit Stadt und Krankenhaus ohne Ergebnisse

Einen Partner oder gar einen Nachfolger für den Standort Pirmasens hat Nouri nicht gefunden, was letztendlich dazu geführt hat, dass es in Pirmasens jetzt nur noch einen niedergelassenen Psychiater und drei Neurologen gibt; der einzige Psychiater kann nicht alle Patienten Nouris weiterbehandeln. Mit der Kommunalpolitik und der Führung des Krankenhauses habe Nouri kurz vor seinem Weggang aus Pirmasens Gespräche geführt, in denen es unter anderem um die Errichtung eines Medizinischen Versorgungszentrums für Psychiatrie und Psychotherapie gegangen sei, nur sei die Idee an „zu vielen Sorgen“ seitens mancher Beteiligten gescheitert.

„Zum Nulltarif übernimmt auch kein Arzt die Praxis in der Schlossstraße, das ist klar und sehr bedauerlich. Viele meiner Patienten sind nicht mobil und können nicht in nahe gelegene Städte ausweichen. Der Hauptteil von ihnen hat bis jetzt noch keine psychiatrische Anbindung. Vor allem sie sind die Leidtragenden“, klagt Nouri.

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