Pirmasens Erinnerung als Weg der Erlösung

Die Gedenktafel in der Synagogengasse erinnert an die Pogromnacht von 1938.
Die Gedenktafel in der Synagogengasse erinnert an die Pogromnacht von 1938.

Am 12. Januar 1979, also vor 40 Jahren, wurde die Gedenktafel an die jüdischen Opfer aus Pirmasens in der heutigen Synagogengasse aufgehängt. „Erst die intensive Recherche zu dieser Zeit hat uns deutlich gemacht, welch großes zivilgesellschaftliche Engagement dem späteren Arbeitskreis Geschichte der Juden in Pirmasens voran gegangen ist“, erklärt Karola Streppel, Sprecherin des Arbeitskreises, zu diesem Erinnerungstag.

Am 12. Januar 1979 wurde mit der Tafelanbringung und einem Gedenkgottesdienst an den 40. Jahrestag der Pogromnacht am 9. November 1938 gedacht. Dekan Maupai, Pfarrer Haus und Krankenhauspfarrer Schwinn von der evangelischen Kirche, Pastor Dietze von der Methodistenkirche und Vikar Frank Herkommer, der Vorsitzende des Förderkreises der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit, wurden, so erzählt es Streppel, von Rabbi Isidor Wenger aus Neustadt als Vertreter der jüdischen Kultusgemeinde unterstützt. Dekan Maupai sagte in der Predigt, dass Vergessen in die Verbannung, Erinnerung aber zum Weg der Erlösung führe. Der damalige Pirmasenser OB Karl Rheinwalt erklärte sich spontan bereit, die Finanzierung der Tafel mitzutragen. Dieser Tafelanbringung waren, so Streppel, Jahre der Bemühungen um einen neuen Kontakt zwischen Überlebenden des Holocaust und ihrer Heimatstadt Pirmasens voraus gegangen. H. Friedrichsen von der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit Oldenburg hatte seit 1976 die Stadt Pirmasens darauf aufmerksam gemacht, dass zum Beispiel Georg und Walter Basnizki, die als Kinder mit ihren Eltern Pirmasens verlassen mussten, alle nach Gurs deportiert wurden und von dort nur die beiden Söhne gerettet werden konnten, sich Informationen und Begegnung gewünscht hatten. Mit „vielen Grüßen aus der alten Heimat“ wollte OB Rheinwalt mit dem Jubiläumsband zur 200-Jahrfeier von Pirmasens „eine kleine Freude machen“. In Pirmasens entwickelte seit 1977 der Freundeskreis für christlich-jüdische Zusammenarbeit vielfältige Kontakte zu ehemaligen jüdischen Mitbürgern, in der Vorbereitung des 40. Jahrestags der Pogromnacht 1978 und für die Gedenktafel. Gudrun Lüdecke, Helmi Vangerow, Gertrud Gaudig oder Frank Herkommer brachten über Korrespondenz und Besuche in Israel wichtige Impulse zu den Bemühungen mit, erzählt Streppel. Auf Anregung des Förderkreises der christlich-jüdischen Zusammenarbeit wurden nach Angaben Streppels 1981 zum ersten Mal Neujahrsgrüße der Stadt Pirmasens zum jüdischen Neujahrsfest und Hinweise auf neue Adressen von überlebenden jüdischen Pirmasensern gesammelt. Seit 1980 wurde das Gedenken an die Pogromnacht auf Einladung des Freundeskreises für christlich-jüdische Zusammenarbeit in Pirmasens und der Methodistenkirche jährlich begangen und mit Kranzniederlegung und Grußwort des Oberbürgermeisters unterstützt. Streppel betonte, wie wichtig die Zusammenarbeit aller Menschen und Einrichtungen, insbesondere auch der Stadt sei, die das Gedenken an die Zeit des friedlichen Zusammenlebens und an die „furchtbaren Ereignisse des Holocausts im Nationalsozialismus“ weiter entwickeln wollen.

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