Pirmasens Ein Roboter namens Karl

Karl, so heißt der nach Brauereigründer Karl Silbernagel benannte Roboter, in Aktion. Er setzt zunächst die leeren Fässer aufs F
Karl, so heißt der nach Brauereigründer Karl Silbernagel benannte Roboter, in Aktion. Er setzt zunächst die leeren Fässer aufs Fahrband, das die Abfüllanlage durchzieht, und dann die gereinigten, desinfizierten und vollen Fässer wieder auf Paletten.

Der Geräuschpegel ist schon enorm, wenn man die große Halle betritt, in der die Getränke der Brauerei Park & Bellheimer abgefüllt werden. Dabei steht die Flaschenabfüllung in Bellheim an diesem Montag ausnahmsweise still. Alles dreht sich heute um die neue Fassbier-Abfüllanlage. Brauereichef Roald Pauli ist sichtlich begeistert. Mehrere Superlative sprudeln aus ihm heraus: Diese neue vollautomatische ABB-Anlage ist eine der modernsten in Europa. Angesichts von zwei Millionen Euro ist es die größte Einzelinvestition der Brauerei in den vergangenen zehn Jahren. Sie hat eine Kapazität von bis zu 300 Bierfässern à 30 Liter pro Stunde. Die alte Anlage, die 18 Jahre lang in Betrieb war, schaffte gerade einmal 120 Fässer pro Stunde. Angesichts des seit Jahren zunehmenden Fassbierabsatzes, etwa ein Drittel der insgesamt rund 200.000 Hektoliter Bier pro Jahr, sei die alte Anlage „absolut am Anschlag“ gelaufen. Die neue Maschine, die 10, 15 Jahre halten soll, wird laut Pauli im Winter im Einschicht- und im Sommer im Zweischicht-Betrieb gefahren – von einer Person, die angesichts der Geschwindigkeit nur noch technische Störungen beheben, aber nicht mehr in den Abfüllprozess eingreifen könne. In wenigen Wochen wird die Anlage auf vollen Touren laufen Die Maschine wird erst in wenigen Wochen auf vollen Touren laufen. Bis zu 240 Fässer pro Stunde sind momentan möglich, sagt Braumeister Thomas Schwarz, der mit seinem Team für die Installation der Anlage verantwortlich zeichnet. Ende März ging es los mit der Montage der Palettenstraßen. Dann wurde die alte Fassabfüllung demontiert, die neue aufgebaut und in Betrieb genommen, erzählt Braumeister Rainer Klöckner. In diesen vier, fünf Wochen war laut Pauli keine Fassabfüllung möglich. Und wie wird nun so ein Fass befüllt? Braumeister Schwarz weiß es: Zunächst werden die leeren Fässer auf Paletten angeliefert und vor der Halle auf ein Fahrband gestellt. Drinnen greift sich ein Roboterarm, der bis zu 500 Kilo heben kann, aber nur bis zu 250 Kilo heben muss (der Rest ist Puffer), die in Reihe aufgestellten Fässer, dreht sie auf den Kopf und setzt sie auf einem anderen Fahrband sanft ab. Der Roboter wurde am Montag vom Bellheimer Lord, Peter Reifel, auf den Namen Karl getauft, nach dem Brauereigründer Karl Silbernagel. Zunächst geht es in eine Waschstraße: Im ersten Waschgang wird mit Hochdruckstrahlern gereinigt, im zweiten erfolgt eine Bürstenwäsche mit jeweils etwa 60 Grad heißem Wasser. Dampfend fährt das Fass zur Innenreinigung: Nachdem Flüssigkeitsreste abgelassen worden sind, folgen zwei Reinigungsgänge mit Lauge. Dann wird mit Wasser gespült. Danach wird mit Salpeter-Phosphor-Säure gereinigt, um mögliche Laugenreste im Fass zu neutralisieren. Sicherheitshalber prüft der Computer nach jedem Reinigungsschritt, ob das Fass leer ist; erst dann geht es weiter. Reinigung und Sterilisation der Fässer in mehreren Schritten Der nächste Schritt führt das Fass zur Sterilisation, die mit 130 Grad heißem Wasserdampf in zwei Stufen erfolgt. Erst danach wird das Fass von unten druckvoll mit Bier befüllt. An einem Display lässt sich ablesen, wie viel Bier ins Fass strömt. Zusätzlich wird es im nächsten Schritt noch gewogen, damit die Abfüllmenge auch ja stimmt. Wenn der Computer einen Fehler feststellt, wird das Fass automatisch ausgeschleust. Dann wird es erneut gedreht und wieder „auf die Füße gestellt“. Nun prüft ein Sensor, ob das Fass dicht verschlossen ist. Dann wird auf den Verschluss eine Schutzkappe gesetzt – für jede Biersorte eine andere Farbe. Jetzt wird noch ein Etikett aufgeklebt und schon geht es weiter zur Palettieranlage. „Karl“, also derselbe Roboter, der die Fässer vor der Maschine abgesetzt hat, nimmt sie auch wieder auf und setzt sie auf Paletten. Diese werden, ebenfalls vollautomatisch, auf Festigkeit geprüft, per Drucktest und mit Sensoren. Bei Defekten werden alte Paletten aussortiert und durch neue ersetzt. Dann fahren die palettierten Fässer wieder vor die Halle. Dort werden sie aufgenommen und eingelagert, bevor sie h zum Kunden transportiert werden, um dessen Bierdurst zu stillen. Wirtschaft

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