Ludwigshafen „Tatort“-Team um Ulrike Folkerts zu Gast auf der Parkinsel

Das Team von „Tatort: Lenas Tante“ auf der Parkinsel (von links): Niklas Kohrt, Lisa Bitter, Ulrike Folkerts, Ursula Werner und
Das Team von »Tatort: Lenas Tante« auf der Parkinsel (von links): Niklas Kohrt, Lisa Bitter, Ulrike Folkerts, Ursula Werner und Stefan Dähnert (hinter Folkerts).

„Kein Wasser im Rhein“, schütteln Ulrike Folkerts und Schauspielkollegin Ursula Werner den Kopf, als sie am roten Teppich beim Festival des deutschen Films auf der Parkinsel Ludwigshafen ankommen – und sich an einen vergangenen Festivalbesuch zu Hochwasserzeiten erinnern.

Mit Lisa Bitter, Drehbuchautor Stefan Dähnert und Schauspieler Niklas Korth stellen Folkerts und Werner den neuen Odenthal-Fall „Tatort: Lenas Tante“ vor. Darin wird erstmals die Familiengeschichte der Figur aufgerollt. Und die titelgebende Tante, gespielt von Ursula Werner, die sich inzwischen das pfälzische Wort „uffbasse“ angeeignet hat, wie sie am roten Teppich demonstriert, schimpft über Ludwigshafen als „finsterste Provinz“. Ihrer Nichte Lena Odenthal möchte sie zu einer Beförderung verhelfen – nach Mainz.

Als „eine Stadt, die sich entwickelt“, empfindet dagegen Ulrike Folkerts Ludwigshafen, sagt sie im Kurzinterview am roten Teppich, nachdem sie Autogramme geschrieben und auch mit einigen Komparsen posiert hat. „Mein Verhältnis zu Ludwigshafen ist durchaus positiv, ich komm hier einfach gern hin zum Drehen.“

Die aus dem Hut gezauberte Tante

Es sei auch nach so vielen Jahren etwas Besonderes. „Ich weiß, diese Stadt ist nicht einfach. Aber sie wird ja geliebt von denen, die hier sind.“ Es gebe natürlich tatsächlich „das harte Ludwigshafen“, spricht sie ihre Erfahrungen mit dem Dreh auch in sozialen Brennpunkten an. „Ich habe ein paar Einblicke gehabt, aber auch in die schönen Ecken, die es ja auch gibt, so wie hier“, deutet sie um sich auf den Rhein, das Festivalgelände und die neue Bebauung ringsum. „Hier zu wohnen, ist sicher nicht schlecht, wenn man es sich leisten kann.“

Dass Lena Odenthal nun eine Tante hat, die zu Besuch kommt, hat Folkerts gemeinsam mit Drehbuchautor Stefan Dähnert entwickelt. „Das ist ja das Tolle bei Fiktionen, dass man eine Tante aus dem Hut zaubern kann, wenn man sie braucht.“ Folkerts habe selbst darum gebeten, einmal in Odenthals Vergangenheit einzutauchen, sagt Dähnert, der schon vor 30 Jahren einen „Tatort“ für sie geschrieben hat. „Und so haben wir nach 32 Jahren endlich mal ihre Familiengeschichte aufgerollt.“

„Relevantes erzählen“

Die Tante entpuppt sich dabei als ehemalige Staatsanwältin – und Nazijägerin, die noch eine Rechnung offen hat. „Wir wollten nicht so einen geriatrischen ,Tatort’ drehen, sondern ein bisschen was Relevantes erzählen“, sagt Dähnert flapsig. Das Thema Aufarbeitung der NS-Vergangenheit habe ihn auch persönlich interessiert. „Und die Zeit läuft uns weg, die letzten Überlebenden sterben weg.“

„Ganz, ganz außergewöhnlich“, findet Ulrike Folkerts das Drehbuch von Stefan Dähnert. Die ursprüngliche Idee sei gewesen, dass die Tante auftaucht „und Lena ein bisschen durcheinander bringt“, erinnert sich die Schauspielerin. Was Dähnert daraus entwickelt hat, habe sie dann verblüfft. „Dass man in einem Moment, wo die ältesten Zeugen langsam sterben, eine solche Geschichte aufmacht und von Tätern und Opfern zugleich erzählt, finde ich großartig.“

Wie man einen Nazi spielt

Den Enkel eines im Krimi getöteten Täters, eines SS-Kommandanten im KZ Natzweiler-Struthof, wiederum spielt Niklas Korth – äußerst eindrücklich. Keine leichte Rolle. „Es ist schwer, in diese Gedankenwelt reinzukommen“, sagt er über die Figur eines jungen Rechtsradikalen, der das Weltbild des Großvaters selbst verinnerlicht hat.

„Ich hatte, als ich am Theater anfing, schon mal einen Nazi gespielt. Da hatte ich mich mit der Ideologie auseinander gesetzt. Insofern hatte ich eine Basis, von der ich starten konnte“, erläutert er sein Vorgehen. Und im Kern sei für ihn die Beziehung zum Großvater entscheidend gewesen. „Er war seine Bezugsperson und eben Kriegsverbrecher.“ So spielte ihn Korth als Mensch, der auf das vertraut hat, was ihm der Opa erzählt hat. “ Und er habe versucht, auch den Schmerz des Mannes als Trauernder ernst zu nehmen, „um glaubhaft diesen Quatsch“ sprechen zu können.

Über das Drehen in einer KZ-Gedenkstätte

Lisa Bitter wiederum hat in „Tatort: Lenas Tante“ eine besonders eindrückliche Szene, die in der Gedenkstätte des früheren KZ Natzweiler-Struthof spielt. „Es war furchtbar, im Wissen, was sich da abgespielt hat, dort zu sein.“ Die Szene in der Gedenkstätte habe zudem ganz am Anfang des Drehs gelegen. „Das macht natürlich auch etwas mit dem gesamten Team“, sagt sie. „Da ist dann eine besonder Stimmung, und es bleibt einem natürlich im Gedächtnis haften.“

Am Drehbuch findet sie es zudem sehr gelungen, dass es um drei Frauen geht, „die miteinander in Beziehung treten und alle ein Geheimnis haben. Wir hatten alle sehr viel zu spielen und dadurch wurde es sehr lebendig.“

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