Podcast „Die Katastrophe von Ramstein“ „Nicht mal einen Behindertenausweis bekam ich“: Der jahrelange Kampf der Opfer

Den Gedenkstein haben die Überlebenden und Hinterbliebenen letztendlich selbst aufgestellt – und sogar das Grundstück dafür geka
Den Gedenkstein haben die Überlebenden und Hinterbliebenen letztendlich selbst aufgestellt – und sogar das Grundstück dafür gekauft.

Wie geht es weiter, wenn man schwer verletzt ist, nicht mehr arbeiten und die Familie ernähren kann? Viele Opfer des Flugtagunglücks 1988 in Ramstein mussten klagen, um finanzielle Unterstützung zu erhalten.

Wenn man mit Sybille Jatzko, Gründerin der Nachsorge-Gruppe, über Entschädigungen spricht, sollte man die Wörter „unbürokratische Hilfe“ besser nicht aussprechen. Denn es macht sie noch immer wütend. In der Audio-Dokumentation „Die Katastrophe von Ramstein“ wird sie laut, wenn sie auf die Frage danach antwortet: „Es gibt keine unbürokratische Hilfe! Das weckt in den Menschen Fantasien. Sie denken, sie bekommen schnell ihr Geld. Dem ist aber nicht so, weil wir auch wissen, dass es Missbrauch gibt. Um dem vorzubeugen, muss es eine Bürokratie geben.“ Es sei wichtig, diese schnell und menschlich zu leisten. Bürokratie selbst sei aber notwendig.

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Doch von Menschlichkeit ist, wenn man die Betroffenen fragt, nur selten die Rede. Klar, es kommt immer auf die Person an, mit der man gerade zu tun hat, erzählt der Überlebende Roland Fuchs. Doch das Gefühl, sich immer wieder rechtfertigen, alles beweisen und einklagen zu müssen und wie ein Bittsteller aufzutreten, das bleibt. Auch er hat jahrelang Prozesse geführt. „Ich musste sogar um meinen Schwerbehindertenausweis kämpfen. Da hat jeder Arzt gesagt: ,Das kann ja nicht sein!’“

Klage gegen Deutschland

Im Podcast erzählt Fuchs von seiner Geschichte: Vor dem Unfall war er Schreiner. Es war sein Traumberuf, der Meisterkurs sollte bald beginnen. Doch mit den Verletzungen war schnell klar, dass Fuchs kein Schreiner mehr sein konnte. Also machte er eine Berufsfindung. Die war zwar erfolgreich, doch wegen der großen Konkurrenz zur Zeit der Wiedervereinigung fand er keinen neuen Job mehr. Die Prozesse um die Berufsfindung dauerten bis zum fünften Jahrestag der Katastrophe, sagt er. Seine Rente muss er jedes Jahr neu beantragen.

Ein weiteres Problem: Seelisches Leid und psychische Krankheiten wurden damals nicht anerkannt. Der ehemalige Bundesinnenminister und Anwalt Gerhart Baum wollte das ändern und hat 1998 die Bundesrepublik Deutschland verklagt. Auch seelisches Leid sollte seiner Ansicht nach etwa einen Anspruch auf Schmerzensgeld begründen können. Obwohl die Klage abgewiesen wurde, hat sich hier bis heute viel verändert, wie Baum im Podcast berichtet.

Nicht nur mit Politik und Behörden gab es Probleme. Auch die Zusammenarbeit mit der Air Base war zu Beginn schwierig. Ein Beispiel ist die Geschichte rund um den Gedenkstein: Um an der Gedenkstätte innerhalb der Base zu trauern, mussten sich Betroffene frühzeitig anmelden. Ein Unding, sagen die Überlebenden – man könne eine Trauer ja nicht vorher planen. Über die Steine, die den Betroffenen beim Aufstellen eines eigenen Gedenksteins in den Weg gelegt wurden, geht es ebenfalls in Folge fünf.

DER PODCAST

„Die Katastrophe von Ramstein“ erzählt in sieben Teilen alle 14 Tage von den Folgen des Unglücks. Kostenlos zu hören unter rheinpfalz.de/ramstein und auf allen gängigen Plattformen, zum Beispiel Spotify.

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