Neustadt Stadtverwaltung richtet eigenes Spendenkonto für Mayschoß ein

Fast alle Dinge des täglichen Bedarfs sind in der Kirche zu haben.
Fast alle Dinge des täglichen Bedarfs sind in der Kirche zu haben.

Viele Neustadter spenden für die Hochwasser-Opfer. Viele zögern aber auch noch, weil sie sicher gehen wollen, dass das Geld bei den Betroffenen ankommt. Dazu haben sich Stadt und Feuerwehr etwas überlegt. Und noch eine andere Idee.

Eine ungewöhnliche Shopping-Mall wurde in Mayschoß eingerichtet. In dem von der Flutkatastrophe stark zerstörten Eifel-Dorf sind fast alle Hilfslieferungen und Sachspenden im Gotteshaus gelagert, wurde die katholische Pfarrkirche St. Nikolaus und St. Rochus kurzerhand zur (kostenlosen) „Rochus-Mall“ umfunktioniert. Ob Lebensmittel, Katzenfutter, Unterwäsche, alles ist zu haben.

Feuerwehr-Chef Stefan Klein am Ufer der Ahr in Mayschoß: Dort wird der Müll gesammelt. In einem der Bahntunnel fanden die Neusta
Neustadt

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Ortstermin in Mayschoß: Wie Neustadter in der Eifel helfen

Zurück zu den Wurzeln, zurück zur Urkirche, der es allein um den Menschen geht, fast Ortsbürgermeister Hubertus Kunz, von Haus aus Religionslehrer, zusammen, was das Gotteshaus in diesen Tagen der Not erlebt. Andererseits zeigt der volle Kirchenraum auch, dass die Zeit für Sachspenden abgelaufen ist. Und dass manche Spende eher etwas für den Müllcontainer gewesen wäre als für die Eifel. „Wenn andere in Not sind, dann gebe ich meine beste Hose und nicht meine älteste“, bringt es Neustadts Feuerwehr-Chef Stefan Klein anschaulich auf den Punkt.

„Leute vertrauen uns“

Zusammen mit Feuerwehrkollegen aus der Vorderpfalz hatten sich die Neustadter nach der Flut im Ahrtal nach Mayschoß aufgemacht. Zuerst ging es darum, die schlimmsten Schäden zu beseitigen, jetzt muss die notwendigste Infrastruktur aufgebaut werden. Strom, Wasser, Abwasser – was ohne diese Versorgung zu leben heißt, ist kaum vorstellbar. „Bedingungslos helfen und nicht lange über Zuständigkeiten nachdenken“, lautet deshalb die Neustadter Parole.

Während andere Feuerwehren bereits ausgedünnt wurden, wollen die Neustadter mit ihrer Truppenstärke von bis zu 50 Kräften pro Einsatz mindestens bis Mitte oder Ende dieser Woche bleiben. „Wir können die Mayschoßer noch nicht alleine lassen, sie vertrauen, sie hoffen auf uns und sind sehr dankbar“, sagt Klein.

Er wiederum ist der Stadt Neustadt sehr dankbar dafür, dass sie ihre Feuerwehr nicht auf Kante näht – und Vertrauen in die Führung hat. Sprich: Dass vieles von der Feuerwehr selbst entschieden werden kann und die Stadt bereit ist, zu bezahlen. Schließlich sind es freiwillige Kräfte, deren Arbeitgeber für den Arbeitsausfall entschädigt werden müssen. Weil so viele Neustadter im Einsatz waren, waren auch viele unterschiedliche Berufe vertreten, was in einer solchen Lage nahezu ein Gottesgeschenk ist.

Bürgermeister Ulrich vor Ort

Wer die Not in der Eifel selbst gesehen hat, dem fällt es indes leicht, die Feuerwehr zu unterstützen. So hat sich am Samstag Bürgermeister Stefan Ulrich in Mayschoß sein eigenes Bild gemacht und damit auch die Arbeit der Neustadter Rettungskräfte anerkannt. Zusammen mit der Feuerwehr soll nun überlegt werden, wie den Mayschoßern noch länger geholfen werden kann. Den Auftakt macht ein gemeinsames Spendenkonto. Das Geld soll dann über die Mayschoßer Ortsverwaltung verteilt werden.

„Wir wissen noch nicht, wie genau, weil wir damit ja keine Erfahrung haben“: Aber sowohl Ortsbürgermeister Kunz als auch sein Stellvertreter Hartwig Baltes sichern zu, dass es gut angelegt werden wird. Sie wissen, dass der Tag kommt, wo die Ernüchterung einsetzt, wo Menschen von ihrer Versicherung enttäuscht sein könnten oder einfach alle offiziellen Hilfen nicht reichen. Dann soll auch Geld aus Neustadt die Zukunft sichern.

Ferien für Kinder?

Feuerwehr-Chef Klein hat noch andere Ideen: Über eine kleine Patenschaft könnte Mayschoß mit Unterstützung eines „Kümmerers“ bei der Neustadter Stadtverwaltung über den Tag X hinaus begleitet werden. Und es könnten auch andere Hilfen möglich sein: „Warum nicht Kinder zu Ferien in Neustadt einladen oder Erwachsene, die dringend ein paar Tage Abstand brauchen?“ Vielleicht könnten sich die Kirchengemeinden hier und dort kurzschließen. Die Stadtwerke seien bereits eingestiegen, auch die Stadtentsorgung will beim Abtransport des Mülls in Mayschoß helfen.

 

Das Spendenkonto

Für alle Neustadter, die die Menschen in Mayschoß direkt unterstützen wollen, haben die Stadt und die Freiwillige Feuerwehr ein gemeinsames Spendenkonto eingerichtet. Kontoinhaber: Stadt Neustadt, IBAN: DE58 5465 1240 0000 0015 03, Bank: Sparkasse Rhein-Haardt, Verwendungszweck: Katastrophenhilfe Mayschoß

Klare Botschaft.
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