Neustadt Pfälzer Patriot mit amerikanischen Wurzeln

Neustadt. Ein vielfältiges Konzert mit gleich mehreren Uraufführungen erwartet das Publikum am Sonntag in der Alten Winzinger Kirche: Der 1942 in Kalifornien geborene Wahl-Deidesheimer Nors S. Josephson, der in der Region und darüber hinaus schon mehrfach mit eigenen Kirchen- und Kammermusiken, Chorsätzen, Sinfonie- und Opernvervollständigungen hervorgetreten ist, hat wieder ein Programm mit ausschließlich selbstkomponierten Werken vorbereitet.

Unterstützt wird er dabei von einer ganzen Reihe in der Region recht bekannter Interpreten, darunter die Vokalensembles „Kurpfälzer Madrigalisten“ und „Cantus Palatinus“, den früheren Leiter der Stiftskantorei Ulrich Loschky, ein Bläserensemble unter Leitung von Bernd Gaudera und ein Damen-Streichquartett aus Musikerinnen der Staatsphilharmonie unter Leitung von Aniko Szathmary. „Ich bin sehr glücklich über die Zusammenarbeit mit so vielen renommierten Musikern, die zum Erfolg des Konzertes beitragen wollen“, freut sich der Komponist, der an der University of California in Berkeley studierte und an der California State University in Fullerton bis zu seiner Pensionierung Musikwissenschaften unterrichtete. Den Auftakt des Konzerts markiert die Uraufführung von Josephsons 4. Unisono-Messe für gemischten Chor und zwei Orgeln, bei der Loschky und der junge Organist Thomas Kaiser den Orgel-Part übernehmen. Dieses Werk habe er auf vielfache Anregung von Chorleitern geschrieben, die ihn gebeten hätten, „doch einmal etwas Einfacheres in den Vokalstimmen zu liefern, das jeder Chor in sein Sangesrepertoire aufnehmen könnte“, berichtet Josephson, der aber hervorhebt, dass dabei nur die Vokalstimmen schlicht und eingängig melodisch gehalten seien, die Orgelspieler dagegen sehr wohl ordentlich gefordert würden. „Ihre Stimmen sind kompliziert und reichhaltig“, verspricht der Komponist ein beeindruckendes, stimmiges Klangerlebnis. Ebenfalls erstmals in der Öffentlichkeit erklingen wird bei dem Konzert der „Ruppertsberger Kanon“, den das bekannte Vokalquintett „Kurpfälzer Madrigalisten“ vorstellen wird. Im Gespräch mit der Ruppertsberger Ortsbürgermeisterin Ursula Knoll habe sich der Wunsch nach einem ortseigenen Lied ergeben. „Hier kommt mein Lokalpatriotismus zum Vorschein“, lacht Josephson, der – selbst begeisterter Chorsänger – auch schon „Ortshymnen“ für Deidesheim und Gimmeldingen komponiert hat, die die Besonderheiten der Kommunen hervorheben. Denn auch wenn er einen amerikanischen Vater mit schwedischen Vorfahren und einen Großteil seines Lebens in den USA verbracht habe, vergesse er nie seine Pfälzer Kindheitsjahre bei den Großeltern mit dem Besuch der Westschule in Neustadt, sagt er und erinnert an seine Oma Katharina Böckler, eine geborene Stadtmüller aus Edenkoben, die schon früh sein musikalisches Talent erkannt habe. Der Urgroßvater Ludwig Böckler war ein angesehener Neustadter Metzgermeister mit eigenem Laden in den späteren Ratsherrenstuben am Marktplatz. Außerdem werden die Madrigalisten auch erstmals das von Josephson 2015 vertonte tragische Liebesgedicht „O Sternen Äugelein“ des sächsischen Barockdichters und -komponisten Johann Hermann Schein vortragen, die Klage eines in Leidenschaft für eine schöne Frau mit kaltem Herzen hin- und hergerissenen Liebenden. Josephsons Pfälzer Patriotismus schlägt dann wieder bei einem weiteren Werk zu Buche, das die Madrigalisten ganz am Schluss des Konzerts vorstellen werden. „’S gibt kä schäner Lännel“ umfasst Vertonungen alter Volkslieder, die einst in der Pfalz gesungen wurden, dann aber in Vergessenheit gerieten und von dem Landauer Hermann-Josef Wilbert und dem Bellheimer Bruno Klemm später in pfälzischen Siedlungsgebieten von Pennsylvanien bis an die Wolga wiederentdeckt wurden. Josephson hat diese nun zu einem geschlossenen Beitrag verbunden. Zu dieser Volksliederdarbietung wird auch ein Damenensemble der Staatsphilharmonie und das Bläserensemble mit Bernd Gaudera erwartet, die alle gemeinsam unter der Leitung von Ulrich Loschky musizieren. Die Streicherinnen der Staatsphilharmonie werden außerdem noch ein 2005 komponiertes Streichquartett aufführen, das Josephson im nächsten Jahr auch in London vorstellen will und als einen weiteren Höhepunkt des Konzerts am Sonntag wertet. Schließlich werde das Männerquartett „Cantus Palatinus“, dem unter anderem der Neustadter Tenor Thomas Jakobs und der Deidesheimer Bass Emmerich Pilz angehören, das 2014 als Auftragsarbeit komponierte Stück „Herbsttag“ vorstellen. Termin Das Konzert mit Werken von Nors S. Josephson findet am Sonntag, 10. April, um 18 Uhr in der Alten Winzinger Kirche in Neustadt statt. Der Eintritt ist frei. (aew/Archivfoto: lm)

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