Neustadt „Marilyn Monroe unter den Rebsorten“

Wer im rheinhessischen Weingut Vollmer in Mainz-Ebersheim einen Wein der Rebsorte Scheu kauft, findet auf dem Flaschenetikett eine Formulierung, die ins Auge fällt. Von der „Marilyn Monroe unter den Rebsorten“ ist die Rede. Die Winzerin Eva Vollmer nannte beim 17. Edenkobener Weingespräch den seit genau 100 Jahren auf dem Markt angebotenen Scheu „die deutsche Antwort auf Sauvignon blanc“.

Der SPD-Landtagsabgeordnete Wolfgang Schwarz, Hainfeld, weinbaupolitischer Sprecher seiner Fraktion im Mainzer Parlament, hatte zum Thema „Scheurebe - jung, modern und ganz viel Tradition“ ins Weinkontor Edenkoben (Winzergenossenschaft) fünf Scheu anbauende Weinmacher eingeladen. In der Diskussion bekannten sich die Teilnehmer ausnahmslos zum Scheu-Wein. Es wurde deutlich, dass aus dem Nischenprodukt auf Dauer eine Sorte mit festem Platz auf dem Weinmarkt werden kann. In Deutschland wird Scheu auf einer Rebfläche von rund 1500 Hektar angebaut, in der Pfalz auf 350 Hektar. Der als Moderator fungierende Wolfgang Schwarz stellte fest, Scheu sei eine interessante Rebsorte mit einem tollen Ausbauspektrum. Diese von Georg Scheu 1916 in Alzey gezüchtete Rebsorte habe genau so viele Liebhaber wie Ablehner. Niemand widersprach seiner Feststellung, dass es sich um einen Wein handelt, der es lohnt, ihn zu genießen. Seit seiner Winzerausbildung hat sich Ben Rothmeier aus Landau-Mörlheim dem Scheu verschrieben. Für ihn ist dieser Wein ähnlich interessant wie Riesling. Er lobte die tolle Frucht und sagte, der Anbau von Scheu sei für ihn jedes Jahr eine Herausforderung. Die Nachfrage sei gut. Wer zu ihm ins Weingut komme, habe „keine Scheu vor Scheu“. Eva Vollmer aus Ebersheim bekannte, bei manchen Weinfreunden müsse vor dem Kauf dieses Weins zuerst mit erklärenden Worten dafür geworben werden. Sie hat nach eigenen Angaben Leute nach dem erstmaligen Genuss von Scheu sagen hören: „Warum trinken wir noch etwas anderes?“ Seit 52 Jahren wird im Weingut Pfeffingen Scheu an- und ausgebaut. Jan Eymael sagte, in seinem Betrieb in Bad Dürkheim sei die Leidenschaft für diese Rebsorte groß. Er sang ein großes Loblied auf diesen Wein: „Schöner Essensbegleiter, vielfältig, aromabetont.“ Er hatte zum Versuchen einen im Barriquefass vergorenen trockenen Tropfen mitgebracht. Probiert wurden auch je ein feinherber und feinfruchtiger Scheu sowie ein Sekt aus dieser Rebsorte. Für Christian Honrath aus Langenlonsheim/Nahe ist der Scheu eine Alternative zu den traditionellen Rebsorten. Denn es handele sich um eine spannende und vielseitige Sorte. Marianne Röß aus Monsheim am Rande des Zellertals hat Scheu aus einer fünf Jahre alten Anlage im familieneigenen Weingut zu ihrem Projekt bei der Meisterprüfung gemacht. Dass sich das Aroma bei Scheu in den letzten Jahren verändert hat und dieser Wein nicht mehr so intensiv schmeckt wie früher, liegt nach den Worten von Jörg Weiand vom Dienstleistungszentrum Rheinhessen-Nahe-Hunsrück an den meist jungen Reben. Noch werde Scheu meist halbtrocken oder lieblich ausgebaut, immer öfter aber auch trocken. Die „spannende Rebsorte mit vielen interessanten Facetten“ ist laut Weiand ertragsfest bei schweren Böden. |güw

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