Neustadt Feuerwehr: Allzeit bereit beim E-Autobrand

Ein Start-up-Unternehmen aus Maulbronn hat sich auf Schulungen zum Löschen von E-Autos spezialisiert. Davon profitieren nun Feue
Ein Start-up-Unternehmen aus Maulbronn hat sich auf Schulungen zum Löschen von E-Autos spezialisiert. Davon profitieren nun Feuerwehrleute aus Neustadt und Umgebung.

Der Brand eines E-Autos stellt die Feuerwehr vor neue Herausforderungen. Deshalb wurde nun geübt. Und zwar bei der Firma Remondis, was einen besonderen Grund hat.

An einem Elektroauto auf dem Gelände der Recyclingfirma Remondis in Lachen-Speyerdorf, das gerade geladen wird, steigt Rauch auf. Doch die Feuerwehrleute aus Neustadt, Lambrecht, Haßloch und Ludwigshafen wissen, was zu tun ist: Der Akku muss gekühlt werden. Gleichzeitig bläst ein Ventilator den Rauch weg, was die Sicht verbessert, aber auch die giftigen Gase vertreibt, die besonders bei Bränden in Zusammenhang mit Lithium entstehen. Das Leichtmetall ist in den Akkus enthalten, mit denen E-Autos betrieben werden.

„Noch hat es in Neustadt keine Brände von E-Autos gegeben“, sagt Ralf Stuhlberg, der stellvertretende Brand- und Katastrophenschutzinspekteur (BKI) der Freiwilligen Feuerwehr Neustadt. Doch wollen die Wehrleute vorbereitet sein. Deshalb sind einige von ihnen an diesem Samstag auf dem Remondis-Gelände mit dabei. Eine Praxisübung E-Autobrand ist angesetzt, finanziell ermöglicht durch das Recyclingunternehmen als Dankeschön für den Einsatz beim Firmenbrand im August 2022.

Theorie vor Praxis

Der Praxis vorangegangen ist ein Online-Seminar, in dem unter anderem Wissen über E-Autos, Technik, Schutzvorrichtungen, Chemie und den Umgang mit Störfällen vermittelt wurde. Spezialisiert auf das Thema hat sich das Start-up Unternehmen „Qualifizierung für den Florian“ (Q4Flo) aus Maulbronn, gegründet von Ingenieuren der Elektrotechnik und des Maschinenbaus. Sie arbeiten in der Automobilindustrie im Bereich Entwicklung und sind bei der Feuerwehr aktiv.

Mit dem präparierten Auto können acht Szenarien nachgestellt und die richtigen Reaktionen geübt werden. Was laut Daniel Kuhnle von Q4Flo in jedem Fall gilt: Wegen der giftigen und beim Reagieren mit Wasser feuergefährlichen Lithiumhydroxid-Dämpfe sollten die Wagenbesitzer bei Überhitzung nicht selbst etwas unternehmen, um die Gefahr zu bannen.

Schnell und konzentriert

Das zweite Übungsszenario ist ein Autounfall mit Rauchentwicklung und einem eingeklemmten Insassen. „Das Löschen und die Personenrettung müssen gleichzeitig erfolgen“, so Kuhnle. Alle Kursteilnehmer sitzen wieder im gepackten Feuerwehrfahrzeug, als er den nächsten Rauch per Bluetooth schaltet. Weiße und schwarze Wolken steigen an verschiedenen Stellen des Autos auf. Die Feuerwehrleute handeln schnell und konzentriert. Die eingeklemmte Person wird befreit und abtransportiert, der simulierte Brand und der überhitzte Akku werden mit Wasser gekühlt und gelöscht.

Neustadts Brand- und Katastrophenschutzinspekteur Stefan Klein ist von der Übung beeindruckt: „Die Q4Flo-Schulung ist etwas, das von der Feuerwehr- und Katastrophenschutzakademie in Koblenz noch gar nicht angeboten wird. Wir sind froh, teilnehmen zu können.“ Remondis sponsorte die Übung als Dank für die Hilfe der Feuerwehren im August, als es auf dem Firmengelände wegen eines Lithium-Ionen-Akkus brannte. Damals waren 145 Feuerwehrleute im Einsatz. Sie konnten auch verhindern, dass das Feuer auf Nachbargrundstücke und den Haßlocher Wald übergriff.

„Wehr etwas Gutes tun“

Unmittelbar danach stand für Niederlassungsleiter Christian Salzmann fest, den ehrenamtlichen Helfern „etwas Gutes“ tun zu wollen. Zufällig stieß er auf die Q4Flo-Schulung und bot sie der Neustadter Feuerwehr an. Klein griff begeistert zu und erweiterte den Teilnehmerkreis um die benachbarten Wehren. Er lud Führungskräfte ein, die als Multiplikatoren in ihren Einheiten tätig werden. „Wir arbeiten häufig zusammen, wie auch der Brand bei Remondis bewiesen hat. Deshalb ist es nur folgerichtig, auch eine solche Chance gemeinsam zu nutzen“, so Klein.

Oberbürgermeister Marc Weigel und der CDU-Landtagsabgeordnete Dirk Herber nutzen den Termin, um sich ein Bild über die möglichen Szenarien zu machen. „Die Feuerwehr muss regelmäßig Einsätze üben. Während Corona war das nur eingeschränkt möglich, was nun in bestimmten Fällen nachgeholt werden muss“, so Weigel. Außerdem müsse das Übungsangebot mit der technischen Entwicklung Schritt halten. Weil die Koblenzer Akademie aktuell stark ausgelastet sei, seien solche externen Spezialübungen sinnvoll, ergänzt Herber. Für beide ist es denkbar, in Zukunft weitere Übungen auch mit benachbarten Wehren anzusetzen.

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