Neustadt „Für beide Mannschaften geht es um sehr viel“
Hassloch. Dass Handball-Drittligist TSG Haßloch am Sonntag, 17 Uhr, bei der SG H2Ku Herrenberg antritt, klingt an sich wenig aufregend. Doch die Partie birgt Brisanz: Herrenberg ist Tabellenletzter, die TSG Tabellendrittletzter. Herrenberg hat die bisher wenigsten Tore der Liga geworfen (152). Dafür hat Haßloch aktuell die meisten Gegentreffer kassiert (214). Beide Teams belegen derzeit einen Abstiegsplatz.
„Am 17. Oktober ist noch keiner auf- oder abgestiegen“, gibt sich TSG-Trainer Admir Kalabic gelassen und verweist auf die noch bis Ende April andauernde Saison. Aber er weiß: „Für beide Mannschaften geht es um sehr viel.“ Entsprechend erwartet er „ein spannendes Spiel“. Aber es sei noch lange kein Endspiel, ergänzt der Haßlocher Kreisläufer Sebastian Bösing, fügt aber gleich hinzu: „Gegen Mannschaften wie Herrenberg müssen wir punkten.“ Bisher ist es der TSG nämlich noch nicht gelungen, auswärts wenigstens einen Zähler zu holen. Bösing nimmt die Auswärtspartie ernst, „ich werde mir von Herrenberg im Internet ein Spiel, wenn nicht zwei anschauen“. Hinzu kommt – wie immer freitags – das gemeinsame Videogucken mit der Mannschaft, wenn der Trainer wichtige Szenen über den Gegner seinen Schützlingen zeigt. „Wir gucken dabei aber auch oft auf uns, auf unsere technischen Fehler ... und meine Freien“, gesteht Bösing und spricht damit seine im jüngsten Heimspiel beim 25:25 gegen Zweibrücken vergebenen Chancen an. Es waren viele Chancen. „Im Angriff war es von meiner Seite aus ein sehr unglückliches Spiel“, gibt der Student der Betriebspädagogik und der Sportwissenschaften zu. Es sei um so froher gewesen, dass er mit dem Schlusspfiff zum 25:25 getroffen habe. „Zweibrücken war irgendwie ein verschenkter Punkt, auch wenn das Unentschieden am Ende noch glücklich war“, meint TSG-Mittelmann Jörn Christmann und denkt dabei daran, dass Haßloch kurz vor Schluss mit zwei Toren Vorsprung geführt hat. Für Admir Kalabic jedenfalls war es auf der Bank „nicht langweilig“. Er hofft nun, dass der zuletzt grippekranke Linksaußen Florian Kern wieder spielen kann. Hinter dem Einsatz von Sebastian Schubert steht noch immer ein Fragezeichen. Er hatte sich in der Vorwoche bereits eine Oberschenkelzerrung zugezogen, die noch nicht auskuriert ist. Dass der Vorjahreszehnte Herrenberg nun am Ende der Tabelle verweilt, führt Kalabic darauf zurück, dass deren wichtigster Torschütze, Jona Schoch, zum Zweitligisten Neuhausen gewechselt ist. Schoch, der in der vergangenen Runde ein Zweitspielrecht für FA Göppingen hatte, hatte im Sommer mit den deutschen Handball-Junioren WM-Bronze in Brasilien gewonnen. In der vergangenen Saison war Schoch mit 201 Treffern drittbester Torschütze der Dritten Liga Süd. „Jetzt hat Herrenberg um die erfahrene Achse Christian Dürner/Christian Rau eine junge Mannschaft, die kampfstark ist“, berichtet Kalabic von seinen Beobachtungen. Am vergangenen Wochenende habe sogar noch der Trainer Nico Kiener mitgespielt. Und es gebe etwas Neues in Herrenberg: „Die haben 20 Jahre lang eine 3:2:1-Abwehr gespielt – jetzt variieren sie mit einer aggressiven 6:0-Deckung.“ Die TSG wird wieder versuchen, aus einer sicheren Abwehr heraus schnell nach vorne zu spielen. „Manchmal klappt das gut – aber der Gegner ist halt auch da“, stellt Kalabic schmunzelnd fest. „Wir leben vom Tempospiel, denn wir haben keine Zwei-Meter-Männer im Rückraum“, begründet Tormann Daniel Schlingmann die Haßlocher Spielweise. Um am Sonntag nicht schon vor dem Spiel Stress zu bekommen, fahren die Haßlocher zeitig los. „Wir schauen, dass wir so zwei- bis zweieinhalb Stunden vor dem Spiel dort sind“, erzählt Admir Kalabic. Dann gehe es in die Kabine. „Danach gibt’s einen Spaziergang, dann wird getapt, es folgt die taktische Besprechung – es gibt vorher einiges zu tun“, betont der Coach. (sab)