Neustadt „Ein unnötiges Spiel“
Neustadt. Auch das Rückspiel gegen den SV Cannstatt gewann Wasserball-Bundesligist SC Neustadt im Stadionbad mit 10:7 (1:2, 3:1, 4:2, 2:2). Damit beenden die Pfälzer die Saison auf Rang 13.
Dunkle Wolken und Donner im Westen kündeten von einem heraufziehenden Gewitter. Deshalb wurde der Anpfiff, der auf 19 Uhr festgelegt war, zunächst verschoben. Nach einem heftigen Regenguss 30 Minuten später war der Himmel blau. Ein ins Wasser gewehter Regenschirm, der zum Schutz der technischen Geräte aufgebaut war, musste noch aus dem Becken geborgen werden, dann begann das Match. Cannstatt hatte im ersten Viertel mit einer 1:2-Führung den besseren Start. „Unser Team war überrascht, dass Cannstatt nur mit neun Spielern angereist war und dadurch demotiviert. Dazu kam, dass wir noch nie so eine Situation hatten, in der es wetterbedingt unklar ist, ob wir überhaupt spielen können“, erklärte SCN-Coach Davorin Golubic. Und die Gäste hatten gar keine Lust auf das Spiel. „Ein unnötiges Spiel. Wir hatten keinen Bock darauf“, gestand deren Trainer Jovan Radojevic. Erneut war die Verwertung der Überzahlgelegenheiten der Schwachpunkt beim SCN. Doch bekamen die Neustadter die Partie in den Griff und führten vor dem letzten Viertel mit 8:5. Golubic setzte mit Fabian Härtel, Benedikt Hummel und Nico Berger ab der zweiten Hälfte drei Eigengewächse ein. Sie machten ihre Sache sehr gut, zeigten ein sicheres Stellungsspiel in der Abwehr und waren beim Umschalten auf Angriff schnell vor dem Cannstatter Tor. Der letzte Treffer der Gastgeber, Tor Nummer zehn, wird dem 19-Jährigen Nico Berger besonders in Erinnerung bleiben. Es war sein erstes Bundesliga-Tor. Im letzten Abschnitt tauschte Nachwuchs-Keeper Kai Ulrich die rote Torwart-Kappe mit Luka Sukic. Ulrich reagierte bei einigen Gästeangriffen genau richtig, musste jedoch zwei Treffer einstecken, weil seine Vorderleute die Deckungsarbeit vernachlässigten. Ob Ulrich in der nächsten Saison noch für den SCN spielt, ist unklar. „Ich möchte für Mathematik und Sport auf Lehramt in Mainz studieren. Werde ich dort genommen, höre ich mit Wasserball auf“, so Ulrich. Die Alternativ-Sportart des 1,95 Meter langen Spielers, der im Stadtteil Winzingen lebt, ist Volleyball. „Vielleicht komme ich dort ins Uni-Team“, hofft er. So ist auch SCN-Manager Michael Heinz schon seit Wochen auf der Suche nach neuen Spielern. Es sei noch völlig unklar, wie das Gesicht der Mannschaft in der neuen Runde aussehe. Die ständige Umgestaltung der Mannschaft von Saison zu Saison mache richtig Stress, gab er zu. Seine Rechnung, neue Spieler dauerhaft an der Weinstraße zu halten, ist nur beim Spanier Fernando Mongrell aufgegangen. „Er hat hier eine Arbeitsstelle, seine Freundin arbeitet ebenfalls. Er geht jetzt mit uns in seine vierte Saison“, so Heinz. Er steht derzeit in Gesprächen mit acht potenziellen Kandidaten. „Aber zu diesem Zeitpunkt gibt es noch keine Zusagen. So früh legt sich kein Spieler fest, wohin er geht“, betont Heinz. Dabei unterstütze der SCN die neuen Spieler. So werde für sie jeweils eine sozialversicherungspflichtige Arbeitsstelle gesucht. „Also keine Mini-Jobs, die Spieler sind bei uns richtig sozial abgesichert“, sagte Heinz. Ein weiteres Problem sieht er in der Nachwuchsarbeit. Der SCN könne noch so viele Jugendteams haben und Spieler ausbilden. „Sobald sie das Abitur haben, gehen sie weg zum Studium. Wir haben hier in Neustadt keine Ausbildungsangebote nach der Schule. Es ist schon ein Cinderella-Märchen, dass wir überhaupt Bundesliga spielen“, so Heinz. So spielten sie SC Neustadt: Sucic, Ulrich – Hornuf (1 Tor), Härtel, Glaser (1), Hummel, Tummings, Mongrell, Erak (1), Berger (1), Oliver Görge, Martin Görge (2), Held (4). |kle