Ludwigshafen Zeit für Räume

Willi Gilli
Willi Gilli

«Mitte.» Unter dem Titel „multi-aspektiv“ haben die Künstler Nicoleta Steffan und Willi Gilli am Freitagabend eine Ausstellung eröffnet. In ihren Ateliers in der Ludwigstraße sind ab sofort vorwiegend Malereien, aber auch einige Skulpturen zu sehen. Für die Schau hat die Sparkasse Vorderpfalz den Künstlern zurzeit leer stehende Räume zur Verfügung gestellt.

Willi Gilli – Studium an der Kunstakademie Karlsruhe und in Bretten zu Hause – zeigt in der Ausstellung ein Dutzend großflächiger Malereien und drei Arbeiten in Holz. Einige seiner Temperabilder zeigen Dingliches, aber öfter befasst sich der Maler mit geometrischen Formen. Mal schweben kreisrunde Elemente scheinbar an Fäden durch den Raum, mal konfrontieren bedrohliche Grautöne den Betrachter mit Abstraktionen. Stimmungen, Momente, Bewegungen in Raum und Zeit – zwei Arbeiten der Schau tragen denselben Titel: Gillis „Zeitraum – Raum – Zeit“ ist ein großformatiges Bild mit Kugeln in Rottönen, die gleichnamige Arbeit von Nicoleta Steffan zeigt eine düstere Landschaft, bei der aus der Ferne neben Ungewissheit aber auch Hoffnung zu schimmern scheint. Bei allen sechs Bildern Steffans, die in Frankenthal lebt und arbeitet, ist Aluminium die Grundlage. Die Autodidaktin sieht das Material als ihr Markenzeichen. Es wird mit Spachteltechniken kombiniert. Auch Steffan löst Gegenständliches durch Abstraktion ab. Die Gäste bei der Vernissage ziehen Gegenständliches vor, greifen zum Glas, betrachten die Bilder, lesen im Ausstellungsverzeichnis. Auch Stadtpromis aus Lokalpolitik und Wirtschaft sind dabei: CDU-Mann Peter Uebel schwärmt von Gillis fünfteiliger Bilderserie „Sibyllinische Tänze“, während Unternehmer Mathias Berkel – er gehört zur IHK-Tischrunde, die Ludwigshafen durch Innenstadtentwicklung und Kulturevents attraktiver gestalten will – Hände schüttelt. Unterstützung kommt vom Hausherrn. Der designierte Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Vorderpfalz, Thomas Traue, sagt zur Begrüßung: „Wir versuchen, die Stadt in Kultur, Kunst und Sport zu unterstützen, weil wir denken, dass es ihr guttut.“ Es sei sein Anliegen, dass „jemand von außerhalb“ feststelle, „Ludwigshafen ist nicht nur Arbeiterstadt“. Der Chef der Ludwigshafener Marketinggesellschaft Lukom, Michael Cordier, spricht in seiner Rede unter anderem einen Missstand an: „Eine solche Ausstellungseröffnung in anderen Städten hätte sicher für mehr Aufmerksamkeit gesorgt.“ Um Ähnliches zu erreichen, müsse sich die Ludwigshafener Stadtgesellschaft bewegen: „Nur etwas zu beklagen, bringt uns nicht nach vorne.“ Deswegen seien Menschen gefragt, „die sagen: Wir machen was“. Als Beispiel nennt Cordier den anwesenden René Zechlin, Leiter des Wilhelm-Hack-Museums. Leidenschaft, Flexibilität und Fleiß bescheinigt er auch Nicoleta Steffan. Sie habe in den ungenutzten Räumen angepackt: Staub gewischt, Fenster geputzt, Heizkörper gereinigt. Bei der anschließenden Einführung in die Ausstellung steigt die Temperatur. Die blankgeputzten Heizkörper schalten sich ab, Gespräche werden hitzig, drehen sich auch um die Hochstraßen, um die Stadt. Die von Cordier ausgemachte „zarte Pflanze Gesellschaft“ in Lu – hier, so sieht es aus, sprießt sie bereits. Die Ausstellung: „multi-aspektiv“, bis 25. Februar in der Ludwigstraße 48, geöffnet Donnerstag bis Sonntag, 15 bis 18 Uhr.

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