Ludwigshafen Schönheit bringt Leben in den Leerstand

Nicoleta Steffan mit einem Bild aus ihrer Serie zu den Themen Leichtigkeit und Dankbarkeit. Es ist in dem kleinen Atelier ausges
Nicoleta Steffan mit einem Bild aus ihrer Serie zu den Themen Leichtigkeit und Dankbarkeit. Es ist in dem kleinen Atelier ausgestellt.

«Mitte.» Seit einigen Monaten gibt es im Abrisshaus in der Bismarckstraße 70-74 ein kleines Atelier. Dessen Tage sind gezählt, aber das war von Anfang an klar. Das gehört zu Nicoleta Steffans Idee. Mit Steffan Art Konzepte will sie Leerräume bespielen. Dem einstigen Friseursalon in dem Gebäude, das demnächst entkernt werden soll, hat sie so noch einmal etwas Glanz verliehen.

Am Rande des Bürgerhofs steht ein Haus der städtischen Wohnungsbaugesellschaft GAG, das dieses Jahr noch abgerissen werden soll. Wann die Bagger kommen, weiß niemand so genau – aber mit dem Entkernen soll es im Mai irgendwann losgehen. Bis dahin betreut die Künstlerin Nicoleta Steffan in dem Gebäude ein wohnzimmerähnliches Atelier in einem ehemaligen Friseursalon. Die Idee, Leerstände zu nutzen, entwickelte Steffan aus ihrer Sicht auf verwaiste Bauten in Städten. Sie sieht die nicht negativ: „Für mich sind sie Leergut.“ Die Wartezeit auf neue Mieter oder den Abriss allerdings empfindet die 49-Jährige als Stillstand. „Stillstand geht im Kopf und in den Füßen nicht“, ist sie überzeugt. Nach einem anfänglichen Schreck über das Leere und Ungenutzte, sollte es in etwas Positives verwandelt werden, das die Möglichkeiten des Raumes nutzt. Steffans Ziel ist es, die Leerstände schön und sinnvoll zu füllen, damit sie in die Wahrnehmung anderer Menschen rücken und so positiv auf mögliche Mieter wirken. Beim Wow-Festival im Herbst hat sie als Kuratorin gezeigt, wie so etwas gehen kann, indem sie Kunst und Leben in das Abrisshaus holte. Von der Kunst zur Organisation kam Steffan durch ihr Engagement im Künstlerverein, denn Kunst und Ausstellungen hängen einfach zusammen und Letztere wollen gut geplant sein. „Das eine geht nicht ohne das andere, jeder will seine Kunstwerke auch passend präsentieren“, sagt sie. Das gelinge nur Hand in Hand als großes Netzwerk. Daher bezieht Steffan auch andere Künstler mit ein. Alles wird so platziert, dass es harmoniert, auch wenn sie ihre eigenen Werke dafür nach hinten hängen muss. Im Atelier in dem Abrisshaus etwa gehören die Plexiglasarbeiten von Ursula Ludt einfach ans Licht. Steffans persönliches Kennzeichen hingegen ist die Alu-Malerei – ein kühles und modernes Element, das nicht ganz so viel Licht benötigt. In einigen ihrer Werke hat die Frankenthalerin Metallfäden verarbeitet, die abstehen und verletzen können. Themen wie Gefangensein und Unrecht, mit denen sie sich in einer ganzen Serie beschäftigt hat, sind so ganz plastisch ins Bild integriert. In ihrer Kunst drückt Steffan oft Persönliches aus – wer genau hinsieht, entdeckt zum Beispiel die Künstlerin selbst in ihrem ersten Öl-Bild. Bei der Einweihungsparty des Ateliers im Abrisshaus hat Steffan vergangene Woche unter anderem Werke von Sonja Grafetstetter, Luana Kroner-Stasek, Timo Schuster und Dimitri Vojnov gezeigt. Die Frankenthalerin selbst wirkt seit 2009 in Ludwigshafen. Hier gebe es viele frische Ideen und das Hack-Museum als Motor für innovative Kunst, meint sie. Zudem würden die Macher gefördert – und das gefällt ihr. Ursprünglich kommt Steffan aus Rumänien, sie ist aber seit 39 Jahren in Deutschland. Da Kunst und Kommunikation eng miteinander verknüpft sind, macht dieses Wochenende eine Gruppe unter Leitung von Michael Cordier halt in Steffans Atelier. Außerdem soll es ein Business-Treffen und „Werte-Partys“ am 30. April und 14. Mai, jeweils um 19 Uhr, geben. Sonst hat das Atelier keine Öffnungszeiten. Wenn Steffan da ist, kann jeder reinkommen. Da der Abriss näher rückt, ist die Künstlerin aber bereits auf der Suche nach neuen Leerständen.

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