Ludwigshafen Kwadsch mid Sooß

Das „Heringsdösle“ hatten Zuschauer sogar mitgebracht, das Original, nämlich mit „Domadnsooß“. Der Michl Müller hat sich gefreut wie doll. Der Franke babbelte im ausverkauften Capitol wie aufgezogen, und ab und zu sang er auch. Dass alles ein bisschen nach Fastnacht schmeckt, ist kein Zufall. Da kommt der Komiker nämlich her.

Die Halbinsel „Grimm“ kannte bis vor kurzem keiner, oder man dachte, da kommen die beiden Märchenerzähler her. Dann aber kam der „Buddin“, und da dämmerte selbst den Franken, dass das etwas mit „Boliddigg“ zu tun hat. Die budding, pardon, puddingweiche Sprache der Franken beherrscht Michl Müller natürlich bestens, auch wenn es um Weltpolitik geht. Da hält er den Anschluss ans aktuelle Geschehen und frischt sein Programm auf. Und dass es in Mannheim ein Referendum des türkischen Bevölkerungsanteils gibt, nach dem dann Panzer aus der Türkei rollen, ist doch nicht sehr wahrscheinlich. Aber da hält sich Müller auch nicht lange auf. Mit der aktuellen bundesdeutschen Politik legte er richtig los. Seine These, dass Andrea Nahles jetzt die alten Hosenanzüge von Kanzlerin Merkel auftragen muss, hat was für sich. Den Bezug zur hiesigen Region fand Müller in Sachen Mindestlohn. Nachdem Praktikanten davon ausgeschlossen sein sollen, vermutet Müller, dass auf den Gemüsefeldern künftig „Spargel-Praktikanten“ arbeiten werden. Wenn er dann behauptet, Menschen ohne Dialekt seien arme Menschen, geben ihm die Zuhörer in der Kurpfalz sicher recht. Auch hierzulande reimt sich „Silvaner“ auf „Marihuana“, und es wird die Dröhnung lieber angetrunken, als geraucht. Bodenständig gibt sich der Michl Müller. Und obwohl er mit seinen 42 Jahren jünger ist als der Altersschnitt im Publikum, fremdelt er mit der digitalen Welt von „Goggl“ und „Fatzebugg“. Er trifft seine Freunde lieber in der Kneipe – es sind immer noch dieselben. Müllers Humor wirkt wie eine gut aufgelegte Plauderei am Tresen der Dorfkneipe. Im großen Ganzen plaudert Müller nämlich durchgängig wie ein gut gelaunter, vielleicht ein wenig hyperaktiver Stammtisch-Kumpel. Die Pointen kommen so sicher wie das Amen in der Kirche und sind ziemlich oft auch genau so gut vorhersehbar. Er redet viel, er ist witzig, aber richtige Knaller sind eher selten. Man schmunzelt, aber wird als Zuhörer auch nicht besonders gefordert - außer in puncto Ausdauer. Im Programm tauchen auch wieder ein paar alte Bekannte auf. Der Claus mit C und seine Frau, die „Dörrdde“ (Dörte), sind aus den norddeutschen Sumpfgebieten in die fränkische Provinz gezogen. Und natürlich ist Dörte Vegetarierin und kommt bei den Schweinsbraten vertilgenden Eingeborenen damit nicht so richtig an. Dass der Claus beim Ordnungsamt arbeitet, macht die Integration der Nordlichter auch nicht einfacher. Das Beste am Norden sind für Müller vermutlich die Heringe. Eingedost in „Domadensooß“ bestreitet er damit sogar ein romantisches Dinner. Michl Müller war mal Werkzeugmacher und in der fränkischen Fastnacht aktiv. Jetzt ist er hauptberuflich Komiker und im bayerischen Radio und Fernsehen präsent.

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