Sandhausen/Köln Hammerschwingender Supermann bringt die Tränen zum Kullern

Da ist das Ding: Rúrik Gíslason mit dem Pokal.
Da ist das Ding: Rúrik Gíslason mit dem Pokal.

Es ist kurz nach Mitternacht: Rúrik Gíslason sinkt auf die Knie, hält sich fassungslos die Hände an den Kopf. Auf ihn regnet es Glitzerkonfetti. Hinter ihm macht Renata Lusin im wahrsten Sinne des Wortes Freudensprünge und fällt ihm schließlich um den Hals: Team Rurenators hat „Let’s dance“ 2021 gewonnen.

Der 33-jährige Isländer hat bis vor einem Jahr noch beim Zweitligisten SV Sandhausen gekickt, kennt die Region gut und hat viele Freunde sowie Fans in der Kurpfalz. Und nicht nur die haben am Freitagabend für das Model, den Musiker und Unternehmer, der ein Modelabel („BÖKK“) und eine Ginmarke („Glacier Gin“) gegründet hat, angerufen. Rúrik Gíslason hat die Herzen der Nation erobert.

Mit seinen Auftritten in der Fernsehsendung setzte er sich ein Tanzdenkmal – auch dank seiner strengen Trainerin Renata Lusin. Die 33-jährige Profitänzerin hat zum Finale noch einmal alles aus ihrem talentierten Schützling herausgeholt – und umgekehrt. Jurytanz, Lieblingstanz und Freestyle waren die drei Herausforderungen am Freitagabend. Der Jurytanz wurde ein Tango – und Juror Joachim Llambi stand Team Rurenators als Coach zur Seite. „Der Tango bereitet mir ein bisschen Kopfschmerzen“, meinte Rúrik Gíslason im Vorfeld. Und das, obwohl er für den ersten Tango vor acht Wochen gelobt wurde (Llambi damals: „Sehr gut.“). Diesmal bekamen beide für ihren Auftritt 29 von 30 Jurypunkten.

Als Lieblingstanz wurde der Jive reaktiviert – und es war der Megaauftritt wie im März: Locker, lässig, lebensfroh kickten Renata Lusin und Rúrik Gíslason zu „Don’t worry, be happy“ von den Baseballs über das Parkett. Ein Jive für die Geschichtsbücher – da waren sich alle einig. Juror Jorge González bewunderte „die Energie“ des Ex-Fußballers. Motsi Mabuse empfand: „Du fängst an, den Tanz zu fühlen, bevor die Musik losgeht.“ Und Kritiker Joachim Llambi: „Das letzte Mal hast du zehn Punkte vor mir gekriegt, heute würden es mehr werden“, sah er vor allem die tänzerischen Elemente gut ausgearbeitet. 30 Punkte gab es von der Jury.

Weitere Glanzauftritte

Die prominenten Finalmitstreiter Valentina Pahde (Schauspielerin) und Nicolas Puschmann („Prince Charming“) legten ebenfalls Glanzauftritte hin. Pahde, die mit Renata Lusins Mann Valentin geradezu zu einer Symbiose auf der Tanzfläche verschmolz, sicherte sich sogar in allen drei Darbietungen die Höchstpunktzahl der Jury – Rumba, Tango und ein Freestyle à la Marylin Monroe ließen sie auf dem Tableau an erster Stelle stehen. Puschmann, der mit Vadim Garbuzov einen Tango und einen Charleston zeigte, krönte seinen Show-Auftritt mit seinem Freestyle zur „Rocky Horror Picture Show“. Damit wollte das erste Männertanzpaar der Sendung ein Zeichen für Gleichstellung und Vielfalt setzen. Sie reihten sich auf Platz drei hinter Rúrik Gíslason und Renata Lusin in der Jurywertung ein.

Und die packte noch mal die Zehner-Kellen aus, als der Isländer den letzten Tanz des Abends und damit der Show zeigte: Angeregt durch sein Äußeres ließ sich das Paar eine Choreografie zu „Thor“ einfallen, den hammerschwingenden Supermann mit wallender Mähne. Mit tollen Kostümen erzählten sie tänzerisch mit Elementen aus Wiener Walzer, Paso Doble, Rumba und Contemporary eine Heldengeschichte im Musicalformat – besser geht’s nicht! „Rúrik, die Naturgewalt“, kommentierte Moderator Daniel Hartwich. Bei Motsi Mabuse kullerten die Tränen. Jorge González: „Eine Megashow.“ Joachim Llambi fasste zusammen: „Ihr habt zum Abschluss ein würdiges Feuerwerk gezündet – das war so stark! Wir sind stolz auf alle, die hier dabei waren – wir sind stolz auf euch.“

Vor den Augen seines Vaters und Schwagers, die im Publikum saßen, sprach Rúrik Gíslason von der „Zeit seines Lebens“ bei „Let’s dance“ und erwähnte – wie schon so oft davor – dass er einfach Spaß hatte. Genau das war ihm anzumerken. Mit 89 von 90 möglichen Jurypunkten wartete Rúrik Gíslason auf die Verkündung des „Dancing Stars“ 2021 und hatte wohl selbst am wenigsten damit gerechnet. Denn aufgrund ihrer großen Fangemeinde durch die Vorabendserie „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ sahen viele Valentina Pahde und Valentin Lusin mit dem Pokal. „Ruft mich an einfach“, waren Rúrik Gíslasons seine letzten sympathischen Worte, bevor die Moderatoren Victoria Swarovski und Daniel Hartwich den Sieger nannten. Und viele taten es – zumindest bei der Voting-Hotline. Dann durfte Rúrik Gíslason erfahren, wie stolz nicht nur seine Familie und die Menschen in seiner Heimat Island auf ihn sind, sondern auch das deutsche Publikum, das ihn durch seine Anrufe zum Sieger vor Pahde/Lusin kürte.

Übrigens: Das ist nicht die einzige gute Nachricht für die Fans des smarten Hünen. Er wird bei der Livetour von „Let’s dance“ dabei sein, die – so die Planungen – am 20. November 2021 in der Mannheimer SAP-Arena zu Gast sein wird. Und dann verkündete Rúrik Gíslason auch noch in der Show, dass er wieder nach Deutschland ziehen möchte: „Ich suche gerade eine Wohnung.“

Direkt nach der Pokalübergabe biss er erst einmal in eine kalte Cheeseburger-Hälfte, die Juror Joachim Llambi mit ihm teilte. Eine große Party, bedauerte Rúrik Gíslason auf Instagram nachts um 2 Uhr, gab es diesmal wegen der Pandemie nicht. Mit dem Pokal und dem Papa im Auto fuhr er zum Hotel. Und mit der Gewissheit, der erste männliche Tanzpromi in der Geschichte der Sendung zu sein, der bis dato die meisten Einzeltanzpunkte (485) mitnahm. Er kann zu Recht stolz auf sich sein. Seine Fangemeinde ist es auf jeden Fall!

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