Ludwigshafen Drei Wünsche werden wahr

Bela B singt nicht nur. Er hat auch einen Roman geschrieben, stellt ihn aber erst im April vor.
Bela B singt nicht nur. Er hat auch einen Roman geschrieben, stellt ihn aber erst im April vor.

Zwei Veranstaltungen sind schon ausverkauft: die Eröffnungsveranstaltung mit Joachim Meyerhoff und die Abschlussveranstaltung mit Bela B. „Zugabe! Zugabe!“ mit Bela B sprengt aber ohnehin den Festivalrahmen. Der Auftritt des Mitbegründers und Schlagzeugers der Band Die Ärzte ist nämlich erst auf den 3. April terminiert, wenn die 13. Ausgabe des Festivals schon wieder seit über drei Wochen vorüber sein wird. Dirk Albert Felsenheimer, wie Bela B eigentlich heißt, hat sich jedenfalls nicht mit dem Schreiben von Songtexten der Ärzte zufriedengegeben, sondern inzwischen einen Roman geschrieben. Der heißt „Scharnow“ und ist „genauso größenwahnsinnig, mordlustig und revolutionsversessen wie Bela B schon immer unangepasst und räudig-ungemütlich sein konnte“, kündigen die Veranstalter die Lesung an. Wegen des großen Interesses an ihr haben sie einen Zusatztermin am Nachmittag anberaumt. Joachim Meyerhoff, der Schauspieler am Wiener Burgtheater und am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg, ist ein Star, seitdem er seine Erinnerungen in Romanform zu Papier gebracht hat. Die vier Bücher unter dem Titel „Alle Toten fliegen hoch“ wurden Bestseller. Den Ludwigshafenern ist Joachim Meyerhoff bestens bekannt, denn im Theater im Pfalzbau war er hier schon mehrmals auf der Bühne als der überwältigende Schauspieler, der er ist, aber auch als Buchautor zu erleben. Nach Mannheim kommt er nun mit dem vierten und vorerst letzten Teil seiner Memoiren in Romanform „Die Zweisamkeit der Einzelgänger“. Der Titel der Lesung: „Die Toten, das Spiel und die Frauen“. Seit dem Erscheinen von „Amerika“, dem ersten Teil der Reihe vor sieben Jahren, bemühe sich die Feuerwache schon darum, Joachim Meyerhoff zu buchen. So nennt die Organisatorin des Literaturfestivals Katharina Tremmel ein Beispiel für die Schwierigkeit, bekannte und gefragte Literaten zu gewinnen. Ähnlich ergehe es ihnen mit Hans Magnus Enzensberger, der ebenfalls schon seit vielen Jahren auf der Wunschliste stehe. Katharina Tremmel schätzt sich daher glücklich, dass jetzt Nino Haratischwili auf dem Podium Platz nehmen wird. Mit ihrem vierten Roman „Die Katze und der General“ stand sie im Herbst auf der Shortlist des deutschen Buchpreises. Darin rankt die gebürtige Georgierin, die vom Theater kommt, eine Erzählung um eine wahre Begebenheit im Tschetschenienkrieg. Schon seit Längerem angefragt waren auch Aleida und Jan Assmann. Das Ehepaar, das im Oktober für sein Lebenswerk mit dem Friedenspreis des deutschen Buchhandels ausgezeichnet wurde, ist erst jüngst bei der „Mannheimer Rede“ im voll besetzten Schauspielhaus des Nationaltheaters aufgetreten. Jetzt werden die Wissenschaftler die Bücher ihres Lebens vorstellen. Von dem Ägyptologen und der Anglistin ist die eine oder andere Leseanregung außerhalb des gängigen Literaturbetriebs zu erwarten. Die Hommage ist diesmal dem afroamerikanischen Schriftsteller James Baldwin gewidmet. Am Nachmittag läuft im Atlantis Raoul Pecks Film „I’m Not Your Negro“, am Abend diskutiert die Journalistin Verena Lueken mit der Übersetzerin Mirjam Nuenning und dem Dichter Max Czollek über Autor und Werk. Aus seinen Werken liest Mehmet Ateçi vom Berliner Gorki Theater. An Roger Willemsen, den Schirmherrn und späteren Programmleiter des Festivals, erinnert der Abend „Musik höre ich wehrlos“. Marion Mainka und Markus John lesen aus seinem posthum herausgegebenen Buch „Musik“, das Frank Chastenier-Trio spielt. Der österreichischen Schriftstellerin und Dichterin Christine Lavant ist ebenfalls ein Abend gewidmet. Lesen wird aus ihren Gedichten und ihrer Prosa die Schauspielerin Erika Pluhar, auf die rebellischen Seiten der Poetin wird Monika Rinck hinweisen. Der lange verpönte Begriff Heimat erfreut sich gerade wieder einiger Beliebtheit. Zwei Veranstaltungen stehen unter diesem Motto. Auf der einen diskutieren die Gerichtsreporterinnen Gisela Friedrichsen und Annette Ramelsberger über die NSU-Protokolle und den Prozess, der die Morde der rechtsradikalen Terrorgruppe verhandelt hat. Auf der anderen widmen sich die österreichische Schriftstellerin Petra Piuk, Verfasserin einer „Anleitung zum Heimatroman“, und der Fernsehmoderator Jörg Thadeusz dem Schlager. Der Schauspieler Christoph Pütthoff und der Pianist Günter Lehr tragen die Musik bei. Die in Berlin lebende Argentinierin Maria Cecilia Barbetta, Verfasserin des Romans „Nachtleuchten“ über den Vorabend der argentinischen Militärdiktatur, spricht mit Sebastian Guggolz über die düstere Zeit. Den obligatorischen Abend im Planetarium mit dem Titel „Mondlandung“ bestreitet der Buchautor und Journalist Dietmar Dath. Die von ihm ausgewählten Texte aus der Science-Fiction-Literatur liest die Rundfunk- und Fernsehsprecherin Birgitta Assheuer. Über Schöpfungsgeschichten unterhält sich der Literaturwissenschaftler und Lautpoet Michael Lentz mit seinem Freund, dem Maler Michael Triegel. Über Internet-Exorzismus klärt Schlecky Silberstein auf, Deutschlands bekanntester Blogger, der das Buch „Das Internet muss weg“ geschrieben hat. „Mindstate Malibu“, diesen Titel trägt ein Buch, das gleich eine ganze Latte von Autoren aufführt. Ein paar kommen nach Mannheim an einen noch nicht feststehenden Ort, aber auf jeden Fall in „ein affengeiles Powerhouse“. Offenbar geht es ihnen darum, den Neoliberalismus mit seinen eigenen Waffen zu schlagen. Und den vorläufigen Abschluss, vor Bela B, bildet die nach längerer Unterbrechung wieder aufgenommene Kritikerrunde „Vier Leser im Gespräch“. Die vier Leser sind Insa Wilke, Wiebke Porombka vom Deutschlandradio, Marie Schmidt von der „Süddeutschen Zeitung“ und Klaus Kastberger, Juror des Ingeborg-Bachmann -Wettbewerbs.

Joachim Meyerhoff eröffnet das Festival.
Joachim Meyerhoff eröffnet das Festival.
Insa Wilke hat die Autoren eingeladen.
Insa Wilke hat die Autoren eingeladen.
Maria Cecilia Barbetta hat „Nachtleuchten“ verfasst.
Maria Cecilia Barbetta hat »Nachtleuchten« verfasst.
Nino Haratischwili schaffte es mit ihrem Roman „Die Katze und der General“ auf die Shortlist für den deutschen Buchpreis.
Nino Haratischwili schaffte es mit ihrem Roman »Die Katze und der General« auf die Shortlist für den deutschen Buchpreis.
Erika Pluhar liest aus Christine Lavants Werk.
Erika Pluhar liest aus Christine Lavants Werk.
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