Ludwigshafen Die Wunde des Elitären

Für Unkonventionelles offen: der Klarinettist Matthias Schorn.
Für Unkonventionelles offen: der Klarinettist Matthias Schorn.

Die BASF-Konzertsaison beginnt am 30. September um 20 Uhr mit einem Paukenschlag. Im Feierabendhaus treten dann das prominente Klavierduo Martha Argerich und Sergej Babajan auf. Im Mittelpunkt der Saison werden bei der BASF jedoch zwei Musiker der jüngeren Generation mit einem bereits ausgeprägten eigenen Profil stehen: Brigitta Muntendorf und Matthias Schorn.

Brigitta Muntendorf ist eine in Hamburg geborene, in Köln und Wien lebende und an der Universität Siegen lehrende Komponistin. Der gebürtige Salzburger Matthias Schorn ist seines Zeichens Soloklarinettist bei den Wiener Philharmonikern. Brigitta Muntendorf ist regelmäßig präsent in wichtigen Zentren der zeitgenössischen Musik auf drei Kontinenten. Die Zahl ihrer überwiegend hoch angesehenen Auszeichnungen ist ebenso schwer übersehbar wie jene ihrer Kompositionsaufträge. Auch konzertiert Brigitta Muntendorf regelmäßig mit dem von ihr noch während ihrer Studienzeit in Bremen und Köln gegründeten Ensemble Garage, das aus zehn Musikern aus sieben Ländern besteht und sich intermedialen und musiktheatralischen Projekten widmet. Mit dem Ensemble wird sie sich auch bei der BASF in Ludwigshafen präsentieren. Muntendorfs Schaffen ist spartenübergreifend. Sie „verfolgt die Idee einer Musik“, heißt es in einem Text über ihre kompositorische Arbeit, „die durch möglichst vielschichtige Kontextualisierung nicht nur auf sich selbst verweist, sondern Verbindungen zu anderen Ausdrucksformen herstellt“. Außerdem bekennt sich die Komponistin vorbehaltlos zum Experiment mit offenem Ausgang, zum Risiko, wenn man so will, und steht damit den etablierten Avantgarde-Musikzentren extrem kritisch gegenüber. So erklärte sie in einem BASF-Interview: Wenn die zeitgenössische Musik „an zwei Orten keine gesellschaftliche Relevanz hat, dann in Darmstadt und Donaueschingen ... Künstlerische Freiheit besteht darin, den Finger auf die Wunde legen zu können. Die Wunde der neuen Musik ist ihre gesellschaftliche Isolation, die Wunde des Elitären. Der Finger muss auch dorthin gelegt werden, wo die Neue Musik nicht ist – in der Gesellschaft“. Am BASF-Programm der kommenden Saison wird Brigitta Muntendorf sich nun mit acht Kompositionen in vier Konzerten beteiligen. Spontaneität des Musizierens, das Verwischen der Gattungsgrenzen wie auch unkonventionelle Programme sind für Matthias Schorn, den Protagonisten des Künstlerporträts, wichtige Themen. Dementsprechend wird der Klarinettist in einem „Querbeat“-Konzert am 20. März 2018 gemeinsam mit dem Liedermacher, Schauspieler und Komponisten Konstantin Wecker auftreten. „Ideal ist für mich: neu erfinden statt verwalten!“ sagt der 34-jährige Matthias Schorn. „Das kann und muss man auch bei notierter Musik versuchen. Harnoncourt hat immer versucht, uns in diese Richtung zu drängen. Das fand ich toll.“ Mit Nachdruck sei Schorns Mozart-Programm mit dem großartigen Armida Quartett und Kit Armstrong, dem Artist in Residence der BASF-Konzerte in der Saison 2014/15, in der Kammermusikreihe empfohlen. Dazu gehört die Uraufführung eines durch den jungen Komponisten und Pianisten Armstrong, einen Senkrechtstarter der neuen Musikergeneration, ergänzten Fragments eines Mozart-Rondos in Es-Dur für Klarinette und Streichquartett. Lediglich acht Takte enthält Mozarts Entwurf, der sich jetzt zu einem vollständigen Satz rundet. Mit Mozart komponieren: Ein mutiges Unterfangen! Termine —Komponistenporträt Brigitta Muntendorf: Sinfoniekonzert am 11./12. Oktober, um 20 Uhr im Feierabendhaus (19 Uhr: Künstlergespräch); Porträtkonzert am 13. Oktober um 20 Uhr im Gesellschaftshaus; Social Media Opera am 14. Oktober um 20 Uhr im Cinema Paradiso & Arte; Matinee am 15. Oktober um 11 Uhr mit dem Calefax Reed Quintet (Hemshofstraße 56) im Gesellschaftshaus —Künstlerporträt Matthias Schorn: Sinfoniekonzert am 6./7. Dezember um 20 Uhr im Feierabendhaus; Kinderkonzert am 9. Dezember um 14.30 und um 16.30 Uhr im Gesellschaftshaus; Matinee am 10. Dezember um 11 Uhr im Gesellschaftshaus; Chill-Out-Konzert am 11. Dezember um 19.30 Uhr im Gesellschaftshaus; in der Kammermusikreihe am 13. Dezember um 20 Uhr im Feierabendhaus; „Querbeat“ mit Konstantin Wecker am 20. März 2018 um 20 Uhr im Feierabendhaus

Experimentierfreudig: die Komponistin Brigitta Muntendorf.
Experimentierfreudig: die Komponistin Brigitta Muntendorf.
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