Ludwigshafen Die Techno-Blaskapelle
Die Hamburger Band "Meute" zu Gast im Kulturzentrum "Das Haus"
Mit der Reihe „Querbeat“ holt das Kulturprogramm der BASF regelmäßig Musiker und Bands nach Ludwigshafen, die sonst eher auf der anderen Seite des Rheins auftreten würden. Diesmal gastierte eine elfköpfige Marching Band im ausverkauften Kulturzentrum Das Haus. Mit ihren energiegeladenen Coverversionen von Techno-Klassikern sorgt die Meute nicht nur für weltweites Aufsehen im Internet, sondern auch live für Hochstimmung . Dass eine Gruppe junger Männer eine Blaskapelle gründet, erscheint außerhalb von Bayern auf den ersten Blick schon reichlich ungewöhnlich. Wenn dann auch noch bekannte Hits aus dem Reich der elektronischen Musik gespielt werden, verbreitet sich die Gaudi im Internet natürlich wie ein Lauffeuer. Dabei handelt es sich bei der Meute aufgrund des erweiterten Schlagwerks in der Besetzung streng genommen um eine Pep Band. So werden in den USA Marching Bands genannt, die eben nicht marschieren, sondern einen festen Platz auf einer Bühne oder am Rand der Tanzfläche einnehmen.
Club-Stimmung
Doch obwohl die Band nicht unentwegt durch den Saal marschiert, ist an der Performance so gut wie nichts statisch. Während das Schlagzeug bei Bühnenshows meist einen zentralen Ruhepol darstellt, bewegen sich die Perkussionisten der Meute ebenso wie die restlichen Musiker mit improvisierten Tanzschritten umeinander herum. Die Bühne wird zur Tanzfläche, und die Club-Stimmung greift schon nach wenigen Titeln unwiderstehlich auf den großen Saal über. Dabei sind es gar nicht mal die rücksichtslos treibenden Technonummern, die für die größte Euphorie sorgen. Bei „You and me“ etwa bleibt der hektische Twostep-Rhythmus in der Schublade, der die Originalversion von Disclosure befeuert. Stattdessen wird der Remix des australischen DJs Flume gecovert, den man 2016 auch beim Maifeld erleben konnte, bevor damals Meute den Abend zu Ende brachte. Der im halben Tempo vorwärts stampfende Rhythmus dieser Version bringt die fetten Bläsersätze deutlich besser zur Geltung und lässt die Stimmung zum ersten Mal explodieren.
Erfolgsgeschichte begann in Ladenburg
Eine weitere Nummer mit Verbindung zur Metropolregion ist nicht nur der größte Hit von Meute, sondern auch einer der bekanntesten Musikexporte aus Deutschland. Tatsächlich ahnen die wenigsten ihrer Fans auf der ganzen Welt, dass die Erfolgsgeschichte des Produzenten-Duos Âme ausgerechnet im beschaulichen Ladenburg am Neckar begann. Ihr Track „Rej“ ist einer der meistgespielten Technotracks auf diesem Planeten und einer der ganz wenigen, die auch außerhalb des Clubkultur-Kosmos wiedererkannt werden. Die Version von Meute ist ein Meisterstück des analytischen Hörens, wie die synthetischen Klangschichten auf akustische Instrumente übertragen werden, ist schlicht atemberaubend. Für die zahlreichen Hardcore-Fans, die sich schon vor dem Konzert das neueste Meute-Shirt gekauft hatten, zählte natürlich in erster Linie der Spaßfaktor des Konzerts. Die Energie, die einem in den vorderen Reihen entgegendonnert, sucht tatsächlich ihresgleichen. Man kann förmlich den Druck spüren, den die Klangtrichter und Trommeln erzeugen, und der die Luft zum Schwingen bringt. Und trotz der zusätzlichen Verstärkung über die riesige Anlage blieb der Sound transparent, räumlich und in erträglichen Lautstärkebereichen. Die Musiker der Meute bewiesen an diesem Abend zum wiederholten Mal, dass ihre Kombination aus Blasmusik und Techno viel mehr ist als nur ein musikalischer Scherzartikel. Der Aha-Effekt ist schnell zweitrangig, was zählt ist die Tatsache, dass sie mit jeder Show den unterhaltsamen Beweis für die universelle Funktionalität von Musik abliefern. Die Marching Bands in den USA covern seit Jahren alles, was ihnen über den Weg läuft. Aber sie tun es nicht mit solch musikalischem Feingefühl und solch durchschlagender Präzision.