Ludwigshafen Bismarck- und Ludwigstraße bereiten Sorgen

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Bewegung in den Immobilienmarkt bringen – das ist ein Ziel der zunächst bis März für ein Jahr tätigen Innenstadtmanager. Gestern haben sie Zwischenbilanz gezogen und ihr Profil für die City vorgestellt. Sorgenkinder bleiben zentrale Teile von Bismarck- und Ludwigstraße.

„Wir wissen jetzt, wo die Reise hingeht“, sagte Bau- und Umweltdezernent Klaus Dillinger (CDU) bei der Präsentation im Infozentrum am Rathausplatz – und dämpfte im gleichen Atemzug falsche und zu hohe Erwartungen. Wer gedacht habe, die Innenstadtmanager kommen und füllen in fünf, sechs Monaten alle Leerstände, verkenne die Realität. Das Ganze sei ein Prozess, der Zeit brauche. „Der Knackpunkt ist die Frage, was passiert mit den Erdgeschossen“, meinte der 53-jährige Geschäftsführer der Wirtschaftsentwicklungsgesellschaft. Die Reiseroute für das seit Jahren kriselnde Zentrum festgelegt haben Wolfgang Haensch (53) von der Kölner CIMA GmbH und Suzanne Mösel (46) von der Saarbrücker Gesellschaft für Innovation und Unternehmensförderung (GIU) – jene Bietergemeinschaft, die vom Stadtrat im Februar mit dem Innenstadtmanagement beauftragt worden ist. Seither sind die beiden im Austausch mit Händlern, Hauseigentümern sowie Anwohnern. Ferner besichtigen sie Gebäude. Nach einem Auftaktforum im April haben sie „Lagenwerkstätten“ mit allen relevanten Akteuren veranstaltet. Hinzu kamen Sitzungen einer Projektgruppe mit Experten aus der Stadt, darunter auch Michael Cordier, Chef der Marketinggesellschaft Lukom. Weil die Innenstadt in ihren Augen ein heterogenes Gebilde ist, haben sie Haensch und Mösel in kleine Einheiten – Lagen/Quartiere – zerlegt, deren Strukturen unter die Lupe genommen und den jeweiligen Handlungsbedarf ermittelt. Wo müssen Profile erhalten, geschärft oder verändert werden? Die Antworten bilden die Basis für das weitere Vorgehen. Acht Lagen mit unterschiedlichen Anforderungen, Stärken und Schwächen haben sie nun definiert. „Lagenprofile schaffen Klarheit für die Zukunftsentwicklung“, erläuterte Mösel. „Mit der Fokussierung auf Lagen sollen zielgerichtet weitere Impulse gesetzt werden“, sagte Dillinger. Ändern soll sich demnach das Profil der mittleren Bismarck- und Ludwigstraße. Abgewanderter Einzelhandel könne hier nicht einfach eins zu eins ersetzt werden. Dienstleister für die Erdgeschosse, Wohnungen für Senioren oder Studenten seien mögliche Optionen – dabei müsse die Gesamtentwicklung im Auge behalten und aufeinander abgestimmt werden. „Das alles funktioniert nur, wenn ich weiß, was die Nachbarschaft macht“, sagte Dillinger. „Wir werben dafür, dass eine Innenstadt mehr ist als ein Ort für Einkaufen“, betonte Haensch. Mit ergänzenden – etwa gastronomischen – Angeboten geschärft werden soll laut Haensch und Mösel das Profil in den Bereichen nördliche Bismarck-, südliche Ludwig-/Kaiser-Wilhelm-Straße, Bahnhofstraße/Bürgerhof und am Berliner Platz, wo ein Neubau anstelle der zum Abriss stehenden „Tortenschachtel“ neue Entwicklungschancen für das Umfeld bieten werde. Hochwertiger Handel könne in diesen Quartieren eine Alternative zu den Shopping-Centern mit ihren Filialisten sein – falls das Umfeld attraktiv gestaltet werde. Sinnvoll wären Gemeinschaftsinitiativen wie das Projekt BID („Business Improvement District“) – eine Geschäftslage, bei der Anwohner und Unternehmer gemeinsam einen Maßnahmenkatalog für einen bestimmten Zeitraum vereinbaren. Die Kosten werden dabei auf alle Hauseigentümer umgelegt. Im Gegensatz zu anderen Bundesländern sind die gesetzlichen Grundlagen dafür in Rheinland-Pfalz erst in der Mache. BID sei kein Allheilmittel, aber ein Thema der Zukunft, sagte Haensch. Das Profil des Ludwigsplatzes und in der südlichen Bismarckstraße soll dagegen erhalten und sinnvoll vervollständigt werden. „Dort ist die Welt weitgehend in Ordnung“, bilanzierte Haensch. Der Luwigsplatz sei eine Top-Büroadresse mit ergänzender Gastronomie, der Beschäftigten und Gästen der Innenstadt eine hohe Aufenthaltsqualität biete. In einem nächsten Schritt gehe es nun darum, konkrete Nutzungsvorschläge für die unterschiedlichen Lagen zu erarbeiten und umzusetzen, erklärte Dillinger. Am Ende des Prozesses steht ein Immobilienkongress, bei dem nach einem Jahr ein Fazit gezogen wird. Über diesen Zeitraum hinaus wird die Stadt wohl weiter auf die professionelle Unterstützung des Duos Haensch/Mösel bauen. Das Land hat Dillinger zufolge weitere 400.000 Euro an Zuschüssen für die Innenstadtentwicklung zugesichert. Bisher hat das mit EU- und Landesmitteln geschnürte Gesamtpaket 200.000 Euro gekostet.

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