Ludwigshafen Auf Entdeckungstour in Sachen Kultur
Die Stadtrundgänge mit Michael Cordier, Chef der Stadtmarketinggesellschaft Lukom, erfreuen sich schon seit Längerem großer Beliebtheit. So auch am Samstag wieder, als eine Gruppe von etwa 50 Teilnehmern am Berliner Platz gestartet ist, um vier kulturelle Eckpunkte in der Innenstadt zu erkunden – darunter auch die sanierte Stadtbibliothek in der Bismarckstraße.
Alle besuchten Einrichtungen haben eine Gemeinsamkeit: Sie werden von Frauen geleitet. „Frauen-Power pur“, meinte Cordier. Erste Station war die im August 2017 nach gut dreijähriger Generalsanierung wiedereröffnete Stadtbibliothek. Dass sich die hohen Investitionen und umfangreichen Umbaumaßnahmen rentiert haben, erläuterte Leiterin Tanja Weißmann in einer einstündigen Führung. Alle fünf Ebenen seien völlig neu gestaltet und die Aufenthaltsqualität deutlich verbessert worden. Im Erdgeschoss wurde zum Beispiel ein Lesecafé eingerichtet, das auch als Veranstaltungsraum genutzt werden kann und über eine Beameranlage verfügt. Elektronische Leitsysteme erleichtern den Besuchern die Orientierung und sind durch tief angeordnete Bildschirme uneingeschränkt barrierefrei nutzbar. Die Ausleihe und Rückgabe der unterschiedlichsten Medien wie Bücher, Zeitschriften, CDs und DVDs kann vom Besucher selbstständig vorgenommen werden, die Rückgabe geht an einem speziellen Außenschalter auch rund um die Uhr. Ein neu gestalteter Kinder- und Jugendliteraturbereich entstand ebenso wie ein Werkstattbereich im Dritten Obergeschoss, der sich „Ideenw3rk“ nennt und Nähmaschinen, Bügelbretter und einen 3D-Drucker vorhält. Die Bibliothek mit ihrem komplett überarbeiteten Gesamtkonzept wird laut Tanja Weißmann täglich von 1300 Besuchern genutzt, die reinen Online-Nutzer gar nicht mitgezählt. Die nächste Station des Rundgangs war der Kunstverein Ludwigshafen, der im rückwärtigen Bürgermeister-Ludwig-Reichert-Haus hinter der Bibliothek untergebracht ist. Über dessen Arbeit berichtete die hauptamtliche Direktorin Barbara Auer. So böten die Kunstvereine, von denen es deutschlandweit gut 300 gibt, Nachwuchskünstlern die Möglichkeit, ihre Werke kostengünstig auszustellen. Der Ludwigshafener Kunstverein organisiert vier Ausstellungen pro Jahr, deren Besuch kostenlos ist. Eine Besonderheit ist der im dreijährigen Rhythmus ausgelobte Emy-Roeder-Preis, der rheinland-pfälzische Nachwuchskünstler fördere. Ein weiteres Betätigungsfeld des Kunstvereins sei die Kinder- und Jugendkunstschule „unARTig“, die in diesem Jahr ihr zehnjähriges Jubiläum feiere, so Auer. Auch bestünden Kooperationen zu verschiedenen Kindertagesstätten im Stadtgebiet, wobei man Vorschulkinder frühzeitig an die Kunst heranführe. „Die Kinder von heute sind die Galeriebesucher von morgen“, fasste Barbara Auer die Zielsetzung dieses Projekts zusammen. Danach stand als dritter Eckpunkt der Tour eine Stippvisite im Atelier der Frankenthaler Künstlerin Nicoleta Steffan an. Sie malt und arbeitet in ehemaligen Geschäftsräumen eines Friseursalons am Eingang zum Bürgerhof. Das Gebäude wird noch in diesem Jahr der Abrissbirne zum Opfer fallen, um einem Neubau zu weichen. Steffan war Mitinitiatorin der Kulturveranstaltungen „Wow Art Lu 2017“, die Kunst in leerstehende Geschäfte brachte, um diese zumindest zeitweise wiederzubeleben. Steffan sucht nach neuen Räumen, in denen sie ihr künstlerisches Wirken fortsetzen kann, da sie Ende Juni ihr jetziges Atelier verlassen muss. Die Tour vervollständigte ein Besuch in der Ludwigstraße, wo die Jugendtheaterschule „AdRem“ ihre Heimat gefunden hat. Leiterin Gabriele Twardana, ausgebildete Sozial- und Theaterpädagogin, bietet dort Theaterkurse für Kinder und Jugendliche an, unter anderem mit der Zielsetzung, Kindern aus sozial schwachen Strukturen eine Ausdrucksmöglichkeit zu bieten und auch letztlich kriminalpräventiv tätig zu sein.